Wechselspiel der Liebe
dann hielt sie zögernd inne. War es absurd, daß sie sich so glücklich fühlte? Vielleicht liebte Jarrett sie gar nicht. Aber immerhin bereitete sie ihm Freude, wenn man Naomi glauben durfte. Und mit der Zeit ...
Plötzlich ballte sie die Hände und wünschte, es gäbe keine Geheimnisse in ihrem Leben. Könnte sie ihrem Mann doch die Wahrheit anvertrauen ... Sonst würde die Vergangenheit immer zwischen ihnen stehen. Aber hätte sie ihm alles erzählt, wäre sie jetzt vermutlich nicht hier. Und sie durfte es nicht riskieren, ihn einzuweihen.
Mit ihren schmerzlichen Erinnerungen mußte sie allein fertig werden. Inständig hoffte sie, bald zu erfahren, was mit William geschehen war. Solange sie sich von ihm fernhielt, würde ihm keine Gefahr drohen.
Das Bad wartete, eine Dampfwolke wehte zu ihr. Schnell schlüpfte sie aus ihrer restlichen Kleidung, goß noch etwas Wasser in die Wanne und setzte sich hinein. Neben ihr, auf einem kleinen Schemel, lagen ein zusammengefaltetes Badetuch und eine Seife, die nach Rosen duftete.
Sie mußte die Vergangenheit endlich vergessen. Sie schloß die Augen, lehnte sich entspannt zurück und legte ihren Kopf an den Wannenrand. Nur die Zukunft zählte.
Plötzlich spürte sie, daß sie nicht mehr allein war und öffnete die Augen. Jarrett stand vor ihr. Wieder einmal war er mit lautlosen Schritten zu ihr gekommen. Nun musterte er sie nachdenklich. Wie gut sie diesen prüfenden Blick inzwischen kannte, die leicht gerunzelte Stirn, die zusammengepreßten Lippen. Das alles kannte — und liebte sie. »Du hättest anklopfen können«, tadelte sie leise.
»Aber ich wohne hier — und du bist meine Frau.«
Sollte das die Aufforderung zu einem Streit sein? Darauf würde sie nicht eingehen. Lächelnd senkte sie den Blick. »Oh, ich habe auch gar nicht erwartet, daß du anklopfen würdest. Dafür kenne ich dich inzwischen viel zu gut.«
Zu gut — doch sie wußte immer noch viel zu wenig.
Er kniete neben der Wanne nieder. »Ja, jetzt kennst du meine dunklen Geheimnisse.«
»Alle?«
»Alle«, bestätigte er. »Und deshalb dachte ich, du könntest mir auch deine Geheimnisse verraten.«
Plötzlich schien das Badewasser zu erkalten. »Ich — ich kann dir nicht sagen ...«
»Warum träumst du von William? Hast du Angst um ihn?«
»Solange er von mir getrennt ist, wird ihm nichts zustoßen.«
»Tara ...«
»Bitte, ich habe dir doch versichert, ich sei unschuldig.«
»Aber weshalb wurdest du verfolgt? Ich weiß so gut wie gar nichts von dir. Was für Anhaltspunkte habe ich denn? Du kannst nähen, und du hattest schon einmal Blasen an den Händen. Obwohl wir uns in einem besseren Freudenhaus kennenlernten, warst du ein unberührtes Mädchen. Deine Manieren und deine Sprechweise sind untadelig. Dein Tonfall verrät keinen Akzent. Bist du in einer vornehmen Familie aufgewachsen — oder als Straßenkind?«
»Du hast erklärt, das würde keine Rolle spielen.«
»Natürlich ist es unwichtig. In unserer neuen Welt können wir alle Vorurteile vergessen. Hier kommt es nicht auf die Herkunft an, sondern auf Mut und innere Kraft
— Tugenden, die du zweifellos besitzt, Tara.«
Ihre Lippen zitterten. »O Jarrett, du hast versprochen, nichts mehr zu fragen.«
»Ja, ich weiß«, erwiderte er ungeduldig. »Hätte ich dir doch nie mein Wort gegeben ... Aber nun mußt du mir auch was versprechen.«
»Was?« »Lauf mir nie wieder davon!«
»Ich bin dir doch gar nicht davongelaufen.«
»Ach ja, du wolltest Robert besuchen. Um ihn auszuhorchen. Aber das ist jetzt nicht mehr nötig. Du weißt Bescheid über mich. Während du mir nach wie vor ein Rätsel bleibst.«
»Ich bin deine Frau, und ich habe dir alles gegeben ...«
»Nicht alles.« Langsam strich sein Finger über ihre Lippen.
»Alles, was ich dir geben kann.« Mühsam schluckte sie. Hatte sie ihm zuviel geschenkt — zu schnell? Sie durfte nicht vergessen, daß er immer noch Lisa liebte. Und sie selbst, seine zweite Frau, konnte ihm nur die flüchtigen Freuden körperlicher Liebe schenken — aber die Leere in seinem Herzen nicht füllen.
Abrupt sprang er auf, hob Tara aus der Wanne und hüllte sie in das große Badetuch. Dann trug er sie zum Bett, legte sie darauf, riß sich die Kleider vom Leib.
Diesmal war er kein zärtlicher, behutsamer Liebhaber. In verzweifelter Leidenschaft stillte er seine Lust, und Tara konnte es kaum fassen, wie schnell die wilde Ekstase ihren ganzen Körper erschütterte.
Müde und zufrieden lag sie in
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