Wechselspiel der Liebe
erklärte Robert. »Und beide sind in die Schwierigkeiten Floridas verstrickt. Jarrett kämpfte stets für die große Zukunft seines Paradieses und verschloß die Augen vor der Indianerfrage. Er setzte sich für den Bau von Schulen und Straßen ein, und er wünschte stets, daß Florida offiziell zum Bundesstaat erklärt wird. Doch jetzt kann er sich nicht mehr in die Politik einmischen. Weil wir uns im Kriegszustand befinden — und weil er zwischen den Seminolen und den Weißen steht.«
»Trotzdem versucht er, seinen Einfluß zu nutzen.«
»Ja, und es gibt noch andere, die zur Mäßigung raten und erkennen, welches Unrecht den Indianern geschehen ist. Aber ihre Stimmen verhallen wie die Schreie einsamer Wölfe, die nachts den Mond anheulen. Straßen werden gebaut, das amerikanische Territorium wächst.
Immer mehr Leute fordern die Vertreibung der Indianer. Trotzdem tut Jarrett sein Bestes, und ich habe großen Respekt vor ihm.«
Tara nickte und küßte Robert auf die Wange. »O Robert, Sie sind ein wunderbarer Freund.«
»Danke. Nun werde ich zu ihm gehen. Wir müssen unsere geschäftlichen Angelegenheiten erörtern. Sehen Sie sich inzwischen hier um.«
»Sehr gern.« Lächelnd schaute sie ihm nach, als er aus der Bibliothek eilte, dann blätterte sie wieder in dem großen Lederband.
Die Federzeichnung einer schönen Indianerin erregte ihr besonderes Interesse. In anmutiger Haltung neigte sich die junge Frau zu einem Bach hinab, um ihr Gesicht mit klarem Wasser zu kühlen. Sie war sehr ausdrucksvoll dargestellt, also mußte Robert sie gekannt haben.
Nachdenklich schloß Tara das Buch. Sollte sie ihn nach dem Mädchen fragen? Aber vielleicht würde er das zu indiskret finden.
Sie stellte den Lederband ins Regal zurück, dann vertiefte sie sich in einen Piratenroman. Gefesselt von der dramatischen Handlung, merkte sie nicht, wie die Dunkelheit hereinbrach. Plötzlich spürte sie, daß sie beobachtet wurde, hob den Kopf und sah Jarrett auf der Schwelle stehen.
»Gefällt dir die Bibliothek, Tara?«
»O ja, aber deine fasziniert mich genauso.«
»Unsere«, verbesserte er sie.
Das Blut stieg ihr in die Wangen. »Unsere«, stimmte sie leise zu.
Lächelnd ging er zu ihr, küßte ihre Stirn und zog sie vom Stuhl hoch. »Das Dinner ist serviert.«
Erst am späten Abend kehrten sie nach Cimarron zurück. Tara zog sich allein ins Schlafzimmer zurück, weil ihr Mann den Aufseher Rutger über die geschäftlichen Dinge informieren wollte, die er mit Robert besprochen hatte.
Eine Stunde später kam er zu ihr, und da schlief sie schon. Doch sie war sofort hellwach, fühlte seinen warmen Körper neben sich, seine leidenschaftlichen Küsse auf ihren Lippen.
Am nächsten Morgen waren genau zwei Wochen seit der Rückkehr aus dem Indianerdorf verstrichen. Tara pflückte Blumen vor der Veranda. Unbehaglich richtete sie sich auf, als sie ein Kriegsschiff entdeckte, das sich dem Dock näherte. Sie lief in den Hausflur, wo sie Jeeves antraf. »Offensichtlich bekommen wir Besuch von Captain Argosy. Wie viele Offiziere ihn begleiten, weiß ich nicht. Aber ich glaube, beim Dinner müssen wir mindestens drei zusätzliche Gedecke auflegen.«
Jeeves nickte. »Gut, ich werde der Köchin Bescheid sagen, Mrs. McKenzie.«
Seufzend reichte sie ihm den Strauß, den sie gepflückt hatte. »Bitte, stellen Sie die Blumen in eine Vase, hier im Flur, kümmern Sie sich um die Speisenfolge und wählen Sie die Weine aus ... Jeeves, diesmal muß ich herausfinden, was den Captain hierherführt.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte sie aus dem Haus und zum Dock hinab. Jarrett inspizierte gerade die Felder. Natürlich würde man ihn inzwischen über die Ankunft der Soldaten informiert haben, aber er war noch nicht eingetroffen. Auch Rutger ließ sich nirgends blicken. Nur Leo Hume stand am Dock. »Guten Morgen, Mrs. McKenzie!« grüßte er.
»Guten Morgen.« Lächelnd trat sie an seine Seite, und er musterte sie unsicher. Aber sie rührte sich nicht von der Stelle.
Wenig später legte das Schiff an, und Captain Argosy ging als erster von Bord. »Guten Tag, Mrs. McKenzie!« Höflich neigte er sich über ihre Hand. »Hallo, Leo.«
»Willkommen, Sir. Mr. McKenzie wurde bereits verständigt, er wird gleich kommen.«
»Danke, Leo. In Mrs. McKenzies Gesellschaft warte ich sehr gern auf ihren Mann. Sie ist viel hübscher als er.«
»Oh, Sie Schmeichler!« Kokett senkte Tara den Blick. »Welchem Umstand verdanken wir Ihren erfreulichen
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