Wechselspiel der Liebe
Besuch?«
»Nun, ich weiß nicht recht, ob Sie sich freuen werden. Wir müssen Ihnen Jarrett entführen.«
»Oh ...«
»Hoffentlich nicht für lange. Zu meinem Bedauern läßt es sich nicht vermeiden.«
Nun konnte sie nichts mehr sagen, denn Jarrett galoppierte über den Rasen, sprang von Charlemagnes Rücken und schüttelte seinem Gast die Hand. »Hallo, Tyler! Was gibt's?«
Der Captain warf einen kurzen Blick auf Tara. »Vielleicht sollten wir uns lieber in deiner Bibliothek unterhalten.«
Rasch mischte sie sich ein. »Vielleicht könnten wir uns alle in der Bibliothek unterhalten.«
»Tara ...«, begann Jarrett.
»Besuchen Sie uns heute allein, Captain?« fragte sie. »Wo sind Ihre jungen Sergeants?«
Energisch umfaßte Jarrett ihre Schultern und schob sie in Richtung des Hauses. »Meine Liebe, du solltest Jeeves mitteilen, daß Captain Taylor unser einziger Gast ist.«
»Mein Lieben, erwiderte sie, schüttelte seine Hände ab und wandte sich wieder zu ihm, »ich habe bereits mit Jeeves gesprochen.«
»Aber er kann noch nicht wissen, daß Taylor allein zu uns kommt. Bevorzugst du einen bestimmten Wein, mein Freund?«
»O ja, den köstlichen Bordeaux, der uns letztes Mal kredenzt wurde.«
»Tara, wenn du dich bitte darum kümmern würdest...«
»Nun, später mußt du mir ohnehin erzählen, was los ist!« warnte sie ihren Mann und eilte erbost zum Haus hinauf.
Auf der Veranda angekommen, blickte sie zum Dock hinab, wo die Männer stehengeblieben waren und ernsthaft miteinander sprachen. Leo und ein paar Matrosen, die sich inzwischen hinzugesellt hatten, hörten sichtlich bestürzt zu. Sie verständigte Jeeves, dann wartete sie im Flur auf Jarretts und Argosys Ankunft. Doch die beiden hatten vermutlich beschlossen, ihre Unterredung am Flußufer fortzusetzen. Jeeves kehrte zurück, nachdem er einige Vorbereitungen getroffen hatte, und Tara beklagte sich: »Ständig versuchen die Männer, ihren Frauen schlimme Nachrichten zu ersparen. Und die Ehemänner der Frauen, die in ihren Häusern massakriert wurden, haben ihnen vorher sicher nicht erzählt, sie würden bald ihren Skalp verlieren!«
»Aber Mrs. McKenzie, Sie wissen doch, daß Sie nicht in Gefahr schweben.«
Sekundenlang schloß sie die Augen. Guter Jeeves — er konnte nicht ahnen, welche Gefahren ihr da draußen in der Welt auflauerten ... »Tut mir leid ... Wollten Sie mir etwas mitteilen?«
»Mr. McKenzie läßt Ihnen ausrichten, er würde mit Captain Tyler erst zum Dinner zurückkommen. Um sechs erwartet er Sie im Speisezimmer.«
»Danke, Jeeves.«
Was wurde ihr verheimlicht. Die Zeitungen trafen immer noch ein, wenn auch mit Verspätung. Also würde sie irgendwann erfahren, wie die neue politische Situation aussah.
Bedrückt ging sie ins Schlafzimmer hinauf und ließ sich einen kleinen Imbiß servieren. Am Nachmittag begann sie sich für das Dinner umzukleiden. Sie wählte ein tief ausgeschnittenes smaragdgrünes Kleid, legte eine Perlenkette an und steckte ihr Haar kunstvoll hoch. Als sie etwas Parfüm auf ihre Ohrläppchen tupfte, klopfte es an der Tür.
Das konnte unmöglich Jarrett sein. Der klopfte niemals an.
Als sie die Tür öffnete, stand Robert vor ihr, und sie umarmte ihn erfreut.
»Wenn Sie mich immer so begrüßen, Tara, würde ich am liebsten weglaufen und noch mal wiederkommen«, bemerkte er lachend.
»Allerdings fürchte ich, daß Jarrett mich dann erschießen würde.«
»Davor müssen Sie sich vorerst nicht fürchten. Er treibt sich irgendwo mit Tyler Argosy herum.«
»Oh ...« Sofort verschloß sich seine Miene, und sie gewann den Eindruck, auch er würde ihr etwas verbergen.
»Robert, wenn Sie irgendwas wissen ...«
»Wollen Sie denn, daß ich erschossen werde?«
»Robert ...«
»Nun, ich fürchte, ich weiß nicht mehr als Sie. Aber wenn Sie mich nach unten begleiten und mir wie eine gute Gastgeberin einen Whiskey anbieten, erzähle ich Ihnen gern, was ich erfahren habe.«
»Kommen Sie! Befriedigen Sie meine Neugier, und ich ertränke Sie in Whiskey!«
In der Bibliothek servierte sie ihm den gewünschten Drink und schenkte sich selbst einen Brandy ein. Dann setzte sie sich auf das komfortable Sofa in der Mitte des Raums und beobachtete den besten Freund ihres Mannes, der ans Fenster trat und den Rasen betrachtete. So leicht würde er sich seine Geheimnisse nicht entlocken lassen.
Um ihn in gesprächige Stimmung zu bringen, schilderte sie ihre Erlebnisse im Indianordorf. Dann fügte sie hinzu: »Jetzt weiß
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