Weck mich am Arsch!
Grand-Prix-Nominierung gereicht hat, wird dann der Lyrik eines Goethe oder Schiller gleichgesetzt werden: »Take it easy, altes Haus, mach dir nichts draus und schlaf dich erst mal richtig aus â bleib zu Haus. Morgenstund hat Gold im Mund, doch damit siehst du auch nicht besser aus.«
Von Eulen und Lerchen â das Langschläfer-Gen
Hurra, die Wissenschaft hat endlich bewiesen, was die Mehrheit der Bevölkerung schon lange weiÃ: Es gibt Menschen, denen ist es ein Graus, morgens früh aufzustehen!
Und jetzt? Bekommen alle Langschläfer ein Gesundheitszeugnis mit dem Warnhinweis » VORSICHT, DARF NICHT GEWECKT WERDEN !«? Natürlich nicht. Die Diagnose »Langschläfer« ist so wertvoll wie ein kleines Steak: Sie klingt zwar gut, nur hat man nicht viel davon. Auch als diplomierter Langschläfer ist man vor dem täglichen Frühaufsteher-Wahnsinn unserer Gesellschaft nicht geschützt. Aber beginnen wir die Geschichte von vorn: Sogenannte Chronobiologen haben in den letzten Jahren eine Reihe von Genen bestimmen können, die für unsere innere Uhr verantwortlich sind. Dadurch hat man ein für alle Mal geklärt: Spätes Aufstehen ist keine schlechte Angewohnheit, sondern durch Gene determiniertes Verhalten. Oder um es einfacher auszudrücken: Langschläfer folgen ihrer ureigenen Natur, wenn sie morgens lieber ausschlafen, statt mit den frühen Vögeln auf Wurmfang zu gehen. Diese genetisch bedingten Langschläfer nennt man »Eulen«, ihre früh aufstehenden Gegensätze »Lerchen«. Durch die Befragung von mehr als 80 000 Menschen wollen die Chronobiologen festgestellt haben, dass es insgesamt mehr Eulen als Lerchen gibt. So weit die guten Nachrichten, hier kommen die schlechten: Die gleiche Befragung ergab, dass der überwiegende Teil unserer Gesellschaft freiwillig morgens zwischen 8 und 9 Uhr aufsteht. Doch wenn man sich anschaut, wie diese Daten erhoben wurden, wird einiges klar. Die Frage an die Teilnehmer der Untersuchung lautete nämlich »Wann gehen Sie normalerweise an freien Tagen ins Bett und wann wachen Sie normalerweise an freien Tagen auf?« Die Urheber dieses Fragebogens scheinen also allen Ernstes davon auszugehen, dass ein bereits in der Schulzeit jahrelang missbrauchter Schlafrhythmus noch etwas mit »Normalität« zu tun hat. Das wäre genau so, als würde man einen Kanarienvogel nach jahrelanger Käfighaltung auswildern, um anschlieÃend in einer wissenschaftlichen Abhandlung festzustellen: »Der Kanarienvogel ist ein flugunfähiges Tier.«
Wer weiÃ, vielleicht bekamen besagte Wissenschaftler einfach selbst nicht genug Schlaf, bevor sie ihre seltsamen Ergebnisse veröffentlichten. Ein schlauer Mensch hat die Auswirkungen von zu wenig Schlaf nämlich einmal schön auf den Punkt gebracht: »Zu wenig Schlaf macht dick, dumm und krank.« Dick, weil der Körper im Schlaf das appetithemmende Hormon Leptin ausschüttet und man somit weniger isst, je mehr man schläft. Dumm, weil zu wenig Schlaf das Gedächtnis und die Lernfähigkeit beeinträchtigt. Und krank, weil unser Körper die meisten immunaktiven Stoffe produziert, während wir uns im Reich der Träume wähnen. Das kann man sogar messen: Laut einer experimentellen Studie der Carnegie Mellon University in Pittsburgh bringen weniger als sieben Stunden Schlaf ein dreifach erhöhtes Risiko auf eine Ansteckung mit Rhinoviren mit sich, eine darüber hinaus verminderte Schlafqualität verfünffacht das Erkältungsrisiko! Gravierender: Neben Ãbergewicht und Bewegungsmangel ist fehlender Schlaf einer der Hauptauslöser für Diabetes Typ 2, landläufig auch »Alterszucker« genannt. Dann doch lieber die Erkältung. SchlieÃlich kann man damit zum Arzt gehen, sich krankschreiben lassen und eine kurze Pause vom früh aufstehenden Dasein nehmen. Das ist ja noch einigermaÃen gerecht. Ungerecht hingegen ist es, wenn man sich sein ganzes Arbeitsleben lang frühmorgens aus der Kiste gequält hat, um im Rentenalter permanent auf seine Ernährung achten zu müssen. Und ausschlafen kann man dann aufgrund seniler Bettflucht wahrscheinlich schon lange nicht mehr.
Es wird höchste Zeit, dass man die Menschen aufklärt, dass man ihnen sagt, was sie sich antun, wenn sie nicht auf ihren eigenen Schlafrhythmus achten. In anderen Bereichen funktioniert das doch auch. Bei Zigaretten beispielsweise wird
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