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Weck mich am Arsch!

Weck mich am Arsch!

Titel: Weck mich am Arsch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Prestenbach
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lässt man sich all dies »freiwillig« wegnehmen?
    Wie gemein muss dieser »freiwillige« Schlafentzug auf all jene wirken, die mit ihrem eigenen Körper um jede Minute Schlaf ringen müssen? Für viele Menschen in den westlichen Industrienationen ist und bleibt gesunder Schlaf ein Wunschtraum. Die Ursachen dafür sind ebenso vielfältig wie die Auswirkungen. Menschen beispielsweise, die an Schlafapnoe leiden, können so lange schlafen, wie sie wollen. Weil sie in der Nacht nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurden, werden sie trotzdem den ganzen Tag über an Müdigkeit leiden. Ähnliches bewirkt das Restless Legs Syndrome. Diese nächtliche Beinaktivität führt zu verminderter Schlafqualität und diese wiederum zu ausgeprägter Müdigkeit während des Tages. Von solch harmloser Müdigkeit können Menschen mit letaler familiärer Insomnie hingegen nur träumen. Diese Erkrankung ist zwar sehr selten, dafür umso brutaler und trifft als Erbkrankheit zumeist Menschen zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Verursacht wird sie durch ein mutiertes Prionenproteingen, welches dem Erkrankten im wahrsten Sinne des Wortes den Schlaf raubt und ihm dadurch unheilbar innerhalb eines Jahres den sicheren Tod bringt. In Anbetracht dieser Tatsachen sollte sich jeder, der morgens mithilfe eines Weckers aus Morpheus’ Armen flieht, schämen!
    Nachdem man sich ausreichend geschämt hat, sollte man noch einmal genau nachdenken. Besonders, dass die zuletzt erwähnte Schlafstörung tatsächlich zum Tode führt, muss einen doch aufhorchen lassen. Denn im Klartext heißt das: Zu wenig Schlaf ist lebensgefährlich! Und wenn man jeden Morgen früh aufstehen muss, kommt man definitiv nicht dazu, ausreichend zu schlafen. Das tägliche frühe Aufstehen führt unvermeidbar zu chronischem Schlafmangel. Die Folgen: Müdigkeit, Reizbar keit, Kopfschmerzen, Infektanfälligkeit, Gedächtnislücken, Muskelschmerz, Wassereinlagerungen, Fettleibigkeit, Altersdiabetes, Herzerkrankung – und letztendlich auch der Tod.
    Atmen wir kurz kräftig durch und kommen noch einmal zurück zur eingangs erwähnten Unterteilung in Eulen und Lerchen. Denn welche Tiere haben sich die Genforscher eigentlich ausgesucht, um die verschiedenen Schlaftypen zu unterscheiden?
    Schon im alten Griechenland galt der Ruf einer Eule als schlechtes Vorzeichen. Noch heute schreibt ihr der volkstümliche Aberglaube viele negative Eigenschaften zu. So soll ihr Ruf, bei Tage vernommen, eine Feuersbrunst oder eine Seuche vorhersagen, bei Nacht den bevorstehenden Tod ankündigen. Die Lerche hingegen könnte weitläufig als »unauffällig« bezeichnet werden, wäre da nicht ihr stimmungsvoller Gesang, der alle Zuhörer in ihren Bann zieht.
    Ist das ein Zufall? Hier ein aasfressender, dämonischer Unglücksbringer, dort ein zierliches Wesen mit zauberhaftem Gesang? Hier der böse Langschläfer, der sich nicht im Griff hat und seiner hässlichen Natur nachgeben muss, dort der Frühaufsteher, welcher Morgen für Morgen der Welt beweist, dass das Gute im Menschen siegen kann?
    Das könnte den Schlafhassern dieser Welt so passen! Der Kampf der Symbole ist aber noch lange nicht entschieden! Vielleicht heulen Eulen wirklich, aber wenn sie es tun, dann nur angesichts dieser subtilen Hetzkampagnen. Seien wir weise wie die sprichwörtliche Eule und erinnern uns an Friedrich von Hagedorns Worte, der schon um 1750 erkannte:
    Der Uhu, der Kauz und zwo Eulen
    Beklagten erbärmlich ihr Leid:
    Wir singen; doch heißt es, wir heulen.
    So grausam belügt uns der Neid!
    Eigentlich wissen die Frühaufsteher und Schlafverhinderer dieser Welt genau, dass die Langschläfer die besseren Argumente haben. Doch warum ändert sich nichts? Warum huldigen wir immer noch einem langweiligen kleinen Insektenfresser? Wahrscheinlich, weil es unter uns zu viele neidische Lerchen gibt, die nicht einsehen wollen, dass ihr lebenslanges, früh aufstehendes Martyrium absolut sinnlos war. Aber gerade deswegen muss man immer und immer wieder sagen: Langschläfer wehrt euch! Lasst euch euren Schlaf nicht rauben! Schlafentzug ist kein Bagatelldelikt! Schlafentzug ist nicht umsonst eine Foltermethode, die auch heute noch von vielen Terrorregimen angewandt wird, um das klare Denken der Opfer zu unterbinden und ihren Willen und ihre Widerstandskraft zu brechen.
    Aber was ist, wenn wir

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