Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
meiner Schwester vor der Nase herum. Ein hellblaues Strumpfband aus Spitze, mit einer kleinen ebenfalls blauen Stoffrose.
»Wow, heiß«, räumt Meli ein, »aber was soll es bedeuten?«
Endres erklärt: »Das Blaue ist das Symbol für Treue.«
»Klar, oder?«, kichere ich. »Wenn Joachim dir das Teil in der Hochzeitsnacht mit den Zähnen vom Bein gezogen hat, träumt er nie wieder von einer anderen!«
»Was für eine blühende Fantasie du hast!« Meine Schwester tut entrüstet, muss aber selbst grinsen.
»Die Ladys nehmen die Traditionen scheinbar nicht sehr ernst«, meint Endres. »Jedenfalls steht das Alte für die Vergangenheit, die die Braut hinter sich lässt, und das Neue für den Schritt ins Eheleben.«
»Und das Geliehene?«, will Meli wissen. »Ist das der Liebhaber, den ich mir zulege, wenn die blaue Strumpfbandtreue versagt?«
»Nix da!« Ich muss lachen. »Das ist ein Zeichen für Freundschaft. Also für Menschen, die dir helfen, damit eure Verbindung hält.«
»Das gefällt mir am besten«, sagt Meli. »Ich hoffe, Mama leiht mir ihre Perlenkette, die würde optimal zum Kleid passen.«
»Um Himmels willen, keine Perlen!«, ruft die Verkäuferin. »Jede Perle steht für eine Träne in der Ehe.«
Meli und ich sehen uns an und rollen beide mit den Augen.
»Und wer sagt das diesmal? Eine alte chinesische Bauernweisheit?«, fragt Meli.
»Ich könnte mir eher vorstellen, neuer Spruch der Juweliere, um Schmuck zu verkaufen!«, behaupte ich.
»Wunderbare Erklärung«, kräht Endres, »dann waren es bestimmt die Schneider, die verbreitet haben, ein Brautkleid selbst zu nähen, brächte Unglück!«
»Eine Schneiderin brauche ich wohl oder übel trotzdem, die mir das Kleid kürzt«, stöhnt Meli. »Aber um diese ganzen Bräuche einzuhalten, muss man Heiraten ja fast an der Uni studieren! Das ist mir zu kompliziert.«
»Wir halten uns nur an die Regeln, die dir zusagen«, rate ich. »Und den Rest erklären wir zu blödem Aberglauben!«
»Großartige Idee!« Meli strahlt die Verkäuferin an und schnappt nach dem Strumpfband. »Vielen Dank, neues Kleid und blaues Band finde ich gut, dann leihe ich mir noch die alte Perlenkette und verbringe die letzte Nacht getrennt von Joachim, damit er mich erst bei der Hochzeit sieht. Ende der Traditionen!«
Ich wette, ein paar werden im Lauf der nächsten Wochen noch dazu kommen, aber das sage ich nicht laut.
Etwas anderes hat Vorrang. Es wird Zeit, unsere Mutter wieder an Bord zu holen. Seit sie weiß, dass die Bahamas gestrichen sind und sie nur nach Sylt muss, hat sie zwar ihren Anfangsschock überwunden, aber die Weddingplanerin liegt ihr im Magen. Ich kenne sie, ihr fehlt nicht die Schufterei, aber sie fühlt sich überflüssig, weil es ohne sie geht und sie nichts mitbestimmen darf. Das hat sie in die Schmollecke getrieben und sie beäugt skeptisch mein Engagement bei Bonjour . Natürlich sagt sie das nicht laut, sondern presst lediglich die Lippen schmal zusammen, sobald ich etwas von Hochzeiten im Allgemeinen oder Speziellen erzähle.
»Du solltest Mama das Kleid vorführen«, schlage ich vor. »Das wird Wunder wirken.«
Ich habe so was von recht. Unsere Mutter hat bereits Tränen der Rührung in den Augen, als sie bloß hört, dass wir ein Kleid gekauft haben und es ihr vorführen wollen. Als Meli in Weiß ins Wohnzimmer schwebt, ist es mit ihr aus und vorbei. Sie weint und juchzt und drückt und herzt Meli und mich abwechselnd.
Die Familienwelt ist wieder in Ordnung. Ich kann mich ganz und gar darauf konzentrieren, ein mulmiges Gefühl wegen meiner ersten richtig großen Hochzeit zu entwickeln, die am nächsten Wochenende vor der Tür steht! Vorfreude und Nervosität liegen manchmal beunruhigend nahe beieinander!
Es geht damit los, dass ich um fünf in der Früh an der Agentur sein muss. Um fünf! Noch dazu an einem Samstag. Das ist Höchststrafe! Ich schwöre hiermit feierlich, erst am Abend zu heiraten, wenn es so weit ist. Alles andere wäre nicht nur für mich, sondern auch für meine Helfer eine Zumutung. Aber daran hat unsere heutige Braut gar nicht erst gedacht. Sie fliegt mit dem Hubschrauber ein und braucht für die Strecke, die wir mit dem Auto zurücklegen müssen, nicht einmal halb so lang. Es wird nämlich auf einem Schloss geheiratet und Bonjour ist für jeden goldenen Kaffeelöffel, der gebraucht wird, verantwortlich. Ich staune nicht schlecht angesichts des beachtlichen Konvois, der sich in der engen Straße angesammelt hat. So
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