Weddingplanerin mit Herz (German Edition)

viele – obwohl ein Teil der Deko- und Küchenmannschaft bereits gestern mit Madame aufgebrochen ist.
    Endres hüpft durch die Reihen, hakt auf seiner Reißbrett-Liste alle Anwesenden ab und rauft sich zwischendurch die Haare. Er kommt mir vor wie ein Schäfer, der seine Herde zusammenhalten muss, und ich bin sein Hirtenhund, den er losschickt, wenn doch eines der Tierchen auszubüxen droht. Ich verteile Wegbeschreibungen, falls einer den Tross verliert. Selbstverständlichhaben alle diese Beschreibung bereits vorher per E-Mail erhalten, was aber nicht heißt, dass jeder sie ausgedruckt und mitgebracht hat. Madame und Endres kennen ihre Pappenheimer und auf so eine wichtige und teure Hochzeit darf nur mit, wer sich bewährt hat. Trotzdem regen sich in mir leise Zweifel, ob wir hier die zuverlässigste Truppe zusammengestellt haben.
    »Wo steckt dieser verdammte Rausch? Kann der nicht ein Mal pünktlich sein?«
    Rausch? Wer war das noch gleich? Ich habe zwar versucht, mir einen Überblick zu verschaffen, welche unserer Freiberufler und Zulieferer heute anrücken werden, aber in meinem Gedächtnis klaffen enorme Lücken. Bei hundert habe ich aufgehört zu zählen und da waren die Aushilfen noch nicht dabei.
    »Du bist nicht zum Rumstehen hier«, knurrt Endres und drückt mir sein Handy in die Hand. »Ruf ihn an und sag ihm, wenn er in zehn Minuten nicht hier aufschlägt, kann er seinen Kuchen selber futtern!«
    Schon ist er wieder davongeflattert, aber immerhin war Kuchen ein entscheidender Hinweis. Rausch ist kein Nachname, sondern Endres’ Kurzform für die Konditorei Tortenrausch . Kein Wunder, dass es bei mir nicht klingelt, wenn er jetzt auch noch seinen Berufscode benutzt! Normal schwärmt Endres von den Tortenkreationen und mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an seine Beschreibung von weißer Trüffelcreme mit Cassisfüllung denke. Eine Feier ohneHochzeitstorte geht jedenfalls gar nicht. Meine Finger tippen sich durch Endres’ Kontakte.
    R wie Rausch war es schon mal nicht,
    T wie Tortenrausch leider auch nicht.
    B wie Bäcker, K wie Konditor – alles Fehlanzeige.
    Grrr, ein an sich simpler Auftrag scheitert an Endres’ eigenwilligem Ordnungssystem. Ich habe die Wahl, ihm hinterherzudackeln und zu fragen oder ins Büro hochzurennen, um dort nach der Nummer zu fahnden.
    »Was ist jetzt?«, brüllt Endres vom anderen Ende der Autoschlange. Aber sein Kopf ist bereits wieder in der Masse verschwunden, bevor ich brüllend zurückfragen kann.
    Also gehe ich in die Hocke und wühle in meiner Tasche nach dem Büroschlüssel. »Shit«, murmle ich halblaut, als mir einfällt, wie gemütlich es sich der Schlüssel auf meinem Schreibtisch zu Hause macht.
    »Wie wahr!«, brummt jemand neben mir.
    Aus dem Augenwinkel sehe ich nur eine Gestalt mit Boots, unförmigem Parka und tief ins Gesicht gezogener Strickmütze.
    »Bist du von Tortenrausch? «, frage ich.
    »Ich hoffe, du hast Helmut Lüttmer noch nie gesehen, sonst müsste ich das als Beleidigung auffassen!«
    »L, na klar!«, kreische ich und stürze mich sofort wieder auf Endres’ Handy. Bevor ich mich für die unverhoffte Rettung bedanken kann, hat der Parka bereits abgedreht. Macht nichts, das kann warten, Hauptsache, ich kriege endlich den Konditor in die Leitung.
    Ein Gemütsmensch allererster Güte, dieser Helmut Lüttmer. Weil er knapp dran war, hat er beschlossen, nicht mehr in die Stadt reinzufahren, sondern auf einem Autobahnparkplatz auf uns zu warten, an dem wir vorbeikommen müssen. Das hat er Endres auch aufs Band gequatscht. Auf den Anrufbeantworter im Büro. Als ob irgendjemand auf die Idee gekommen wäre, dort jetzt noch den AB abzuhören. Wenigstens ist er so weit im modernen Zeitalter angekommen, dass er ein Mobiltelefon besitzt und mir die Geschichte serviert, während er sich den Rastplatzkaffee schmecken lässt. Endres bekommt fast einen Koller, als ich ihm erzähle, wo unser Gebäck steckt. Wenigstens kann es jetzt losgehen. Ich klettere auf den Beifahrersitz des Bonjour- Transporters.
    »Spar dir deine Energie, du wirst sie heute noch brauchen«, rät Endres mir. »Wenn eine der Aushilfsbedienungen schlappmacht, musst du einspringen!«
    Ich verziehe das Gesicht. Kellnern ist nicht gerade der Teil, der mich von den Aufgaben einer Weddingplanerin am meisten reizen würde.
    »Das ist hoffentlich ein Scherz.«
    »Nein, wie kommst du darauf?«
    »Aber du und Madame, ihr würdet doch nie servieren?«
    »Du wirst lachen, sogar