Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
überschätzt meine Dankbarkeit, wenn er glaubt, dass ich mich deshalb auf seine Seite schlage. Zumal seine Namenshilfe eher unwissend erfolgt ist. Solche Weltverbesserer kenne ich. Alles Maulhelden, die sich ducken, wenn es darum ginge, auf den eigenen Fernseher oder die Zentralheizung zu verzichten.
»Wenn du Leute mit viel Kohle nicht magst, warum arbeitest du dann für sie?«, frage ich gespielt harmlos nach.
»Weil sich leider nur die Reichen meine hervorragende Qualitätsarbeit leisten können. Immerhin finanzieren sie damit lohnenswertere Projekte.«
»Angeber«, entfährt es mir. Kurz erschrecke ich. Eigentlich ist es nicht meine Art, einem Wildfremden gleich so an den Karren zu fahren. Aber Noah scheint ein dickes Fell zu haben und lacht bloß. »Und du? Beeindruckt vom Konsum oder ein vollromantischer Hochzeitsfan wie Endres?«
Ich wehre mich mit einer Gegenfrage. »Was ist falsch an Hochzeiten? Warum sollen Menschen, die sich lieben, nicht heiraten?«
»Bravo!«, ruft Endres.
»Pah«, meint Noah. »Hast du das heutige Paar schon gesehen?«
»Nein«, muss ich zugeben. »Wieso?«
»Noah glaubt, unsere Braut liebt unseren Bräutigam nicht aufrichtig. Bloß weil er rein altersmäßig ihr Vater sein könnte«, erklärt Endres.
»Vater? Das wäre noch untertrieben. Großvater. Lydia ist höchstens Mitte zwanzig und Ronald Claussen um die siebzig!«
»Ja und?« Endres stemmt die Arme in die Hüften. »Es gibt keine Altersgrenze für die Liebe!«
»Aber eine Einkommensgrenze und Lydia ist bestimmt nicht nur hübsch, sondern auch klug genug, um die zu kennen! Was meinst du?«, fragt er mich.
»Keine Ahnung, frag mich das nach der Hochzeit, wenn ich die beiden erlebt habe.«
»Abgemacht.« Noah grinst. »Bis später also!«
Kopfschüttelnd sieht Endres ihm nach.
»Jedes Mal nehme ich mir vor, diesen Zyniker nicht mehr zu engagieren. Aber wenn ich seine Fotos sehe, werde ich wieder schwach. So schlecht er über die Liebe spricht, in seinen Bildern steckt mehr Gefühl, als manche an ihrem Hochzeitstag tatsächlich gezeigt haben!«
»Hm«, mache ich nur, weil ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen kann. »Mich hat dieser Kerl mit seinem großspurigen Getue ziemlich genervt! Außerdem weiß ich seinetwegen immer noch nicht, was wir in unserem Lkw haben.«
»Lass uns nachgucken!« Endres verdreht verzückt die Augen und winkt mich zur Ladeklappe.
Zum Vorschein kommt eine Gondel. Eine echte Gondel – eines dieser lang gezogenen schwarzen Boote, mit denen die Venezianer auf ihren Kanälen rumschippern. Stilecht soll die Braut damit dem Hafen der Ehe entgegengerudert werden. Ich bin hin- und hergerissen zwischen Hochachtung und Schüttelfrost vor so viel Kitsch. Ich habe angenommen, meine Zwergkirsche wäre total übertrieben, aber so weit lag ich gar nicht daneben. Das Paar hat die Gondel wahrhaftig aus Italien liefern lassen. Unsere deutschen Ruderboote waren ihnen nicht rührselig genug.
Na dann!
Langsam bin ich echt neugierig auf unser Brautpaar. Aber vorher steht jede Menge Arbeit an. Endres hat mir ein Headset fürs Handy überreicht, damit wir jederzeit miteinander Kontakt aufnehmen können. Das Gelände hier ist so groß und unübersichtlich, dass wir uns ansonsten die Hacken wund laufen müssten, bis wir uns finden würden. Dann ist er in die Küche verschwunden, um zu checken, wie es mit den Buffetvorbereitungen läuft. Ich soll als Erstes ein paar kräftige Männer von Plan B aussuchen, die die Gondel zu Wasser lassen können. Die heißen wirklich so und sind, wie der Name schon sagt, zuständig, wenn Plan A versagt. Eine mobile Einsatztruppe mit Muskeln für jeden Fall und Notfall, die auf einer großen Hochzeit wie dieser vorkommen. Madame Sandrine schwört darauf, sie zu buchen,und ich verstehe auf den ersten Blick, wieso: Ein paar von den Plan-B-Jungs sehen 1 A aus!
»Tragt ihr bitte die Gondel ins Wasser?«
»Können wir nicht lieber dich ins Wasser tragen?«, meint einer.
Die anderen grölen ihm zu. »Gute Idee, Mattes!«
»Genau, die Kleine ist bestimmt leichter!«
»Eine Wasserschlacht? Ich bin dabei!«
»Nein danke, ich habe heute schon geduscht! Deshalb nehmt lieber das Boot!«, sage ich.
Mattes klettert in den Lkw und versucht, die Gondel anzuheben. Sie bewegt sich keinen Millimeter.
»Wie soll das gehen? Das Ding wiegt locker über 500 Kilo.«
Ich schlucke. Danach habe ich Endres nicht gefragt und mir keine Gedanken gemacht. Ich bin davon ausgegangen, dass die
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