Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
das mir gar nicht gefällt. Nur unwillig wende ich mich ihr zu. »Falls Sie die Gondel meinen, für die bin ich zuständig.«
»Ich meine nicht nur die Gondel« , in das letzte Wort legt sie eine Abschätzigkeit, die mein armes italienisches Prachtstück völlig grundlos beleidigt, »sondern die gesamte Farce, diese angebliche Hochzeit.«
Schluck. Was soll ich auf so viel offene Feindseligkeit erwidern?
»Na ja, ich gehöre zur Weddingplanerin, aber …«
»Sie dürfen diese Hochzeit nicht weiterplanen!«
Sie kommt einen Schritt auf mich zu und steht nun so nah, dass ich ihr Parfum riechen kann. Das Plan-B -Team hat mitbekommen, dass ein Auto angehalten hat und späht zu uns herüber. Aber selbst die hartgesottenen Jungs sind mit einem Mal ganz ruhig und kommen nicht näher.
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, gebe ich zu.
Plötzlich kommt Leben in die Graue. »Ich kann es nicht zulassen, dass mein Vater sehenden Auges in sein Unglück rennt, das müssen Sie verstehen! Sie müssen mir helfen, wenn Sie einen Funken Moral in sich haben.«
Ich fühle mich nicht allzu wohl in meiner Haut und jede Faser in mir brüllt: Flieh, du Närrin!
Mag der Fluchttrieb ein sehr ursprünglicher Instinkt sein und in dieser Situation mehr als ratsam, so verhindert ihr fuchtelnder Zeigefinger leider die Ausführung. Das muss ich anders lösen.
»Es tut mir sehr leid, ich bin hier nur die Praktikantin und habe überhaupt nichts zu bestimmen, wenn Sie vielleicht zu meiner …«
Chefin – ja, das war das Wort, das folgen sollte – wenn Sie vielleicht zu meiner Chefin wollen . Aber leider bin es nicht ich, die es laut ausspricht, sondern Mattes.
»Alles in Ordnung, Chefin?«
Einen ungünstigeren Augenblick hätte er sich gar nicht aussuchen können, um meine Autorität anzuerkennen. Mir ist klar, dass er mir den Rücken stärken wollte und das ist echt süß von ihm und gleichzeitig der Super-GAU.
»Ich denke schon«, rufe ich Mattes und seinen Jungs zu. Das fehlte noch, dass die kommen, um mich zu retten. Einmal das Gesicht verlieren genügt. Wie zu erwarten war, peitscht der mausgraue Zeigefinger erst recht nach vorne.
»Sie wollen mir nicht helfen, weil Sie selbst so ein junges Ding sind, das sich einen alten, wehrlosen Mann schnappen und dessen Kinder um ihr Erbe betrügen will! Ihr seid doch alle gleich. Wollt nicht arbeiten, aber das Geld mit vollen Händen ausgeben, das anderen zusteht …«
Hat die heute Morgen vergessen, ihren Punchingball zu bearbeiten? Oder ist das eine neue Prüfung auf Jobtauglichkeit? Dann wird es Zeit, mich zu wehren! Am liebsten würde ich ihr ins Gesicht springen, schließlich hat sie mich grundlos beleidigt. Aber sie ist, zumindest laut eigener Aussage, die Tochter unseres Auftraggebers und Madame wäre mäßig begeistert, wenn ich mich mit der über die Wiese kloppe. Was sowieso nicht mein Stil wäre. Ich versuche, mich an Madame in der Brautboutique zu erinnern. Als Erstes stemme ich die Hände in die Hüften und richte mich auf, um Boden gutzumachen.
»Ich erledige hier bloß meinen Job und habe nicht vor, jemanden zu heiraten. Egal ob mit oder ohne Geld. Abgesehen davon kenne ich ihren Vater nicht, aber finden Sie nicht, Sie sollten lieber mit ihm reden statt mit mir?«
Wahnsinn, klinge ich vernünftig und erwachsen! Ich bin von mir selbst beeindruckt und nicht nur ich. Fräulein Mausgrau starrt mich mit großen Augen an und ich denke schon, ich hätte gewonnen, dabei ändert sie nur ihr Vorgehen. Tränen schießen in ihre Augen und sie bricht beinahe zusammen. Ihr Chauffeur, der bisher erfolgreich so getan hat, als wäre er nicht anwesend, muss ihr unter die Arme greifen, um sie aufzufangen. Vorerst schießt sie nicht mehr mit dem Finger auf mich, sondern krallt sich mit der Hand in meinen Unterarm.
»Sie raubt mir nicht nur den Vater, sondern auch die Zukunft und er will nicht auf uns hören!«
Diese Sätze klingen derart reißerisch und künstlich, dass sich in mir der Verdacht breitmacht, in einer Inszenierung gelandet zu sein. Einer billigen noch dazu. Ich habe keine Lust, eine Vorstellung zu geben, zumal der B-Trupp mit der Wasserung fertig ist und anfängt, das Werkzeug zusammenzupacken. Als Nächstes sollen wir uns um die Bühne kümmern. Aber ich will nicht mit der Heulsuse im Schlepptau zum Hauptplatz des Geschehens. Am Ende trifft sie dort wirklich auf den Bräutigam und das Drama wird noch verschärft. So schwer es mir fällt, ich funke Endres an. Nichts
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