Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
rührtsich. Fassungslos begutachte ich mein Handy. Kein Balken, kein Empfang. Dieses dreimal verwunschene Schloss liegt in einem Funkloch.
Guter Rat ist teuer und ich würde jeden Preis dafür zahlen. Ach, Endres, komm bitte auf die Idee, hier nach dem Rechten zu sehen!
Auf den genialen Einfall kommt er natürlich nicht und die Tochter hört nicht auf, zu weinen und zu klagen.
»Wissen Sie, er hat meine Mutter verlassen, als ich gerade neun war. Ein paar Jahre später ist sie vor Gram gestorben, viel zu früh, sie war eine wunderbare …«
Ich will schon mit dem Fuß aufstampfen oder mitweinen, als mir zufällig ihre Schuhe auffallen. Das Einzige, was sie mit den Hollywood-Schönheiten gemeinsam hat, sie trägt High Heels. Ich nicht. Viel zu unpraktisch zum Arbeiten. In mir jubiliert es. Das ist die Lösung. Sie weiß ja nicht, dass mein Handy keinen Empfang hat, also brülle ich in mein Mikro: »Habe verstanden, ja, ich komme sofort!« Dann wende ich mich halb ihr zu. »Entschuldigen Sie, ein Notfall in Sektor C!«
Mit Vollgas spurte ich los. Hoffentlich ist Frau Claussen junior keine Crime- oder Star-Trek-Liebhaberin und erkennt weder den Dringlichkeitsjargon einer Hauptkommissar-Darstellerin noch den Sektor C aus dem Weltall. Es ist ganz erstaunlich, auf welches Wissen mein Gedächtnis in Extremsituationen zurückgreift. Ich könnte mir eigentlich mal wieder eine Folge ansehen.
Denkt man immer über so einen Schwachsinn nach, wenn man im Affenzahn über einen Kiesweg hetzt und links und rechts die Steinchen zum Hüpfen bringt, auf der Flucht vor einer tollwütigen Angehörigen, die die Hochzeit platzen lassen will, die man gerade mit viel Mühe im Schweiße seines Angesichts vorbereitet?
Es macht jedenfalls Sinn, den Kopf nicht mit Hochgeistigem zu belasten, während man jedes Fitzelchen Kondition braucht, um ein Paar Stöckelschuhe abzuhängen. Denn die ersten Meter hält die Graue tatsächlich noch Schritt und blubbert weiter auf mich ein. Ich höre nicht mehr hin. Das tut auch nicht not, denn die Vorwürfe wiederholen sich und ich kann weder beurteilen, ob sie recht hat, noch Abhilfe anbieten. Selbst wenn ich wollte. Glaubt sie ernsthaft, die Hochzeit verhindern zu können, weil wir ein Parmesancroûton nicht geröstet haben oder eine Tüllschleife nicht festgebunden wurde?
So, jetzt gibt sie auf! Ich habe das Rennen gewonnen. Niemand mehr neben mir.
Nein, verflucht!
Sie greift zu unfairen Mitteln. Eine Autotür schlägt zu und ein Motor heult auf. Noch zehn Meter, dann bin ich wenigstens durchs Tor und kann auf andere Menschen und Unterstützung hoffen. Endspurt!
Die Reifen knirschen, die Servolenkung sirrt – der Chauffeur muss die Limo erst wieder auf die Straße dirigieren. Wertvolle Sekunden für mich, die ausreichen.
Das Meer von apricotfarbenen Rosen, goldenen Bändernund gerafften Stoffbahnen interessiert mich im Moment nicht die Bohne. Ich atme nur auf, als ich es geschafft habe, durch das schmiedeeiserne Tor zu schlüpfen. Vor mir liegt der Platz, auf dem später die Trauungszeremonie stattfinden soll. Das nächste Hindernis in Form eines Riesen stellt sich mir in den Weg. Er trägt einen schwarzen Anzug und eine Sonnenbrille und blickt auf mich herab wie der Berg auf die Ameise.
»Ausweis bitte.«
»Was?«
Klick!
Ich fahre herum. Noahs breites Grinsen taucht hinter seiner Kamera auf.
»Das muss für die Nachwelt festgehalten werden, eine Weddingplanerin, die von ihrer eigenen Security rausgeschmissen wird!«
»Sie arbeitet hier?«, fragt der schwarze Anzug bei Noah nach.
»Ja, allerdings! Für Bonjour« , sage ich und recke das Kinn nach oben, um mich wenigstens ein Stück größer zu fühlen.
»Wir sollten dir schleunigst einen Admin-Nachweis besorgen, bevor dir das heute noch öfter passiert.« Noah zeigt auf eine Plastikkarte, die er an sein Hemd geklippt hat.
»Wozu der ganze Aufwand?«, frage ich.
Noah macht eine wegwerfende Handbewegung. »Ist bei den Reichen und Schönen der ganz normale Wahnsinn!«
Wir sind erst ein paar Schritte gegangen, als ich hinter mir eine nur allzu bekannte Stimme höre.
»Sind Sie hier zuständig?«
Oh nein, die schon wieder? Ich luge über die Schulter.
Der Security-Kerl steht mit unbewegter Miene da. »Ja, für die Kontrolle. Ausweis oder Einladung, bitte!«
»Ich habe keine Einladung, aber …«
»Dann kann ich Sie leider nicht aufs Gelände lassen.«
»Ich muss hier rein und diese Hochzeit verhindern!«
»Tut mir leid, Lady,
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