Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
Jungs wissen, wie sie es anstellen müssen, oder dass Endres sie vorher eingewiesen hat oder was auch immer.
Den Gondoliere kann ich ebenfalls nicht fragen, weil er erst später kommt. Zum Glück hat sich ein Bootsverleiher aus der näheren Umgebung gefunden, der sich mit der speziellen Rudertechnik auskennt. Sonst hätten wir einen Italiener anheuern müssen und keiner von uns kann besonders gut Italienisch. Obwohl, vielleicht hätte uns Noah ja mit Latein aushelfen können.
Hilfe, ich habe gar keine Zeit, mir so einen unnötigen Unsinn durch den Kopf gehen zu lassen. Wieso tue ich es dann? Übersprungshandlung nennt man das,glaube ich. Ich spüre, wie mich zehn Augenpaare mustern. Sie warten darauf, dass ich eine Anweisung gebe. Ich spähe in den Anhänger. Die Gondel steht aufgebockt auf einigen Holzkonstrukten und ist mit Riemen festgeschnallt, aber sonst kann ich nichts entdecken, was uns hilft.
»Ähm.«
Ein Lückenfüller, der mich ebenfalls nicht weiterbringt. Ich muss Endres anrufen. Jetzt schon. Bei meiner ersten Aufgabe. Das stinkt mir gewaltig! Wie stehe ich denn da? Wie eine blutige Anfängerin, die nichts gebacken kriegt. Das mit der Anfängerin ist zwar nicht ganz falsch, aber ich habe zehn starke Männer vor mir, die bestimmt nicht zum ersten Mal etwas Schweres transportieren sollen, und versage kläglich. Das kann doch gar nicht sein! Moment mal, das kann auch nicht sein – ich bin zwar neu im Hochzeitsgeschäft, aber das hier ist Madame Sandrines hochgelobter Plan B . Müssten diese Jungs nicht mehr auf der Pfanne haben? Ich drehe mich zu Mattes & Co um.
»Habt ihr denn nichts dabei? Tragegurte, Hebebühne, Kran oder so was?«
Noch während ich das sage, fällt mir das verschmitzte Grinsen von Mattes auf. Auch der Rest der Mannschaft beißt sich krampfhaft auf die Lippen.
»Was meint ihr, Jungs, kann dem Mädchen geholfen werden?«
»Ja-aaa!«
Jetzt wiehern sie los wie ein ganzer Pferdestall. Mattesklopft mir auf die Schulter. »Logo haben wir einen Bootstrailer für die Wasserung dabei, wir wollten bloß testen, wie du dich schlägst!«
Erleichtert atme ich aus. »Miese Schufte, alle miteinander!«
»Schuldig.« Mattes lacht. »Aber da muss jeder Neue durch, der sich das Anweisungenerteilen verdienen will. Und für ein Mädchen hast du dich echt wacker geschlagen!«
Ich entscheide mich dagegen, die beleidigte Leberwurst zu geben. Das hätte überhaupt keinen Sinn und würde mir die Lage in Zukunft bloß erschweren. Lieber rufe ich: »Eiskalt erwischt, danke, Jungs!«
Von da an geht alles wie von Zauberhand. Plan B ist ein eingespieltes Team und schafft es erstaunlich schnell, das kleine schwarze Monster aus dem Lkw auf einen speziellen Anhänger zu laden, mit dem man die Gondel direkt ins Wasser slippen kann. Ich bin eigentlich nur noch Zuschauerin und genieße die Frühlingssonnenstrahlen, die mich an der Nase kitzeln.
Bis … wie aus dem Nichts eine dunkelblaue Limousine mit getönten Scheiben auf der Allee neben uns auftaucht. Zuerst beachte ich sie nicht weiter. Der Bräutigam, ein verfrühter Gast – mir egal, ich habe eine wichtige Aufgabe zu Ende zu bringen. Aber die Limo fährt nicht wie erwartet durchs Tor, sondern hält genau neben mir und meiner Truppe. Ein Chauffeur in voller Livree mit Mütze steigt aus, läuft um den Wagen und öffnet die hintere Tür. Reiche sind wirklich ganz schöndekadent, muss ich im Stillen zugeben. Es genügt nicht, sich fahren zu lassen, nein, man bricht sich auch nicht selbst die Fingernägel am Türöffner ab und muss sein Personal in eine Uniform stopfen, damit sogar die letzte Reihe kapiert, dass man sich das leisten kann.
Eigentlich hätte ich Miss Daisy erwartet. Also eine ältere Dame aus dem letzten Jahrhundert mit Manieren aus dem vorletzten. Eine, die es nicht anders kennt, sich auf ihren Stock stützt und am Arm ihres Fahrers weiterwackelt. Oder wenigstens richtige Hollywoodstars, Angelina Jolie oder Julia Roberts, die in geliehenen Designerroben und Zwölf-Zentimeter-Stilettos keine andere Wahl haben, als sich aus dem Wagenfond hieven zu lassen.
Umso mehr überrascht mich der mausgraue Anblick. Das Kostüm ist bestimmt von D&G oder Dior – exklusiv und teuer, aber trotzdem so unauffällig, dass ich die Frau in der U-Bahn glatt übersehen würde, was weniger an den Klamotten als an ihr liegt.
»Sind Sie hier zuständig?«
Ihre Stimme ist leise und passt zu ihrem Aussehen, trotzdem hat sie etwas Beißendes, Befehlsgewohntes,
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