Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
sein.«
»Vielleicht sollten wir uns doch schon vorher nach passablem Begleitschutz umsehen«, schlägt Liane vor. »Es kommt gar nicht schlecht, wenn du einen in petto hast, dann stehst du im Zweifel nicht allein auf der Tanzfläche.«
»Kein Problem«, stänkere ich, »die Jungs stehen bei uns ja Schlange, da können wir aus den Vollen schöpfen und sogar seine Augenfarbe passend zum Kleid wählen!«
»Die pessimistische Ader deines Fotografen hat auf dich abgefärbt«, behauptet Isabelle. »Wir haben noch zig Wochen für die Auswahl und vorher …« Sie macht eine geheimnisvolle Pause.
»… enthaaren wir uns die Beine?«, ergänze ich.
»… gehen wir Shoppen?«, ergänzt Liane.
»Genau«, stimmt Isabelle zu. »Und möglicherweise läuft uns ja zufällig Anton über den Weg. Ich habe gehört, der soll wieder solo sein …«
»Echt!? Dann habe ich vielleicht doch eine Begleitung für die Hochzeit auf meiner Wunschliste!«, sage ich.
Das ist eine gute, sogar eine sensationelle Nachricht! Ich bin erstaunt, dass sich in meinem Bauch weit weniger Freudentaumel breitmacht, als ich es vorher erwartet hätte. Das könnte natürlich mit der ungeliebten Bonusaufgabe zu tun haben, die meine Schwester für mich auserkoren hat.
Sie hat Bedenken, Joachim könnte den Anzugkauf verpennen. Ich habe ihr schon zig Mal gesagt, dass er bestimmt nicht nackt auf der Hochzeit auftauchen wird. Er läuft sonst auch bekleidet herum und es ist auch sein großer Tag. Warum sollte er also keinen Anzug anhaben? Aber es geht nicht nur darum, dass Joachim etwas trägt, sondern darum, dass es das Richtige ist.
Meine Schwester hat beschlossen, die Tradition zu wahren und Joachim das Kleid nicht vorher zu zeigen. Meiner Meinung nach die beknackteste Tradition von allen. Denn jetzt hat sie Panik, Joachims Anzug könnte nicht zum Kleid passen. Nicht ganz zu Unrecht, denn wie soll der arme Joachim wissen, was zum Kleid passt, wenn er es nicht sehen darf. Sie hat es ihm zwar ungefähr beschrieben, doch das ist nicht dasselbe. Fünfzig Mal habe ich zu ihr gesagt: »Dann zeig ihm das verdammte Kleid doch einfach. Ich sage es auch nicht weiter!«
Urplötzlich ist sie eingeschüchtert, weil es Unglück bringen soll. Beim Alten, Blauen und Geliehenen hatsie noch so große Töne gespuckt von wegen Aberglauben und sie wird nur die Sachen befolgen, die Spaß machen. Davon ist nicht mehr sehr viel übrig, seit meine Mutter mitspielen darf und jede noch so abwegige Idee, die sie irgendwo gelesen hat, vorbringt. Ich habe ein bisschen nachgeforscht, woher dieses »Das Kleid vorher nicht sehen« kommen könnte. Endres glaubt, es geht um den großen Auftritt. Den zukünftigen Gatten soll es umhauen, wenn er seine Braut sieht. Wumms! Den Effekt hat es nicht, wenn er das Kleid schon kennt. An dem Argument ist was dran.
Madame Sandrine behauptet, dass die Männer besser nicht mitbekommen sollen, wie viel Geld das Kleid kostet. Gäbe es die Tradition nicht, käme der ein oder andere Sparfuchs auf die Idee, schon beim Kauf dabei zu sein und bei einem zu teuren Modell Veto einzulegen. Eine praktische Erfindung der Brautboutiquen also – hört sich ebenfalls plausibel an.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass es aus der Zeit stammt, als das Paar sich überhaupt bei der Hochzeit das erste Mal gegenüberstand. Von wegen arrangierte Ehen und bereits seit Geburt jemandem versprochen und so. Also könnte aus dem Gar-nicht-vorher-Sehen ein Das-Kleid-nicht-vorher-Sehen geworden sein, oder? Und dann wäre es so was von überholt.
Unsere Mutter meint, besser ist besser und es könne ja nichts schaden.
Doch, könnte es! Der Anzug könnte nicht zum Kleid passen, was Meli zum Heulen bringen würde, undschon wäre das Unglück da, obwohl wir uns an das Ritual gehalten haben.
Und wer muss den schwachsinnigen Aberglauben ausbaden? ICH!
Ich muss einen Tag mit Joachim verbringen und ihm zu einem Outfit verhelfen, das meiner Brautkleidwahl würdig ist. Das habe ich nämlich davon, dass ich meine Sache so gut gemacht habe, ich muss meine Sache immer und immer wieder gut machen. Shoppen an sich fände ich nichts Schlimmes. Im Gegenteil, aber ein Shopping-Tag mit Joachim, dem großen Langweiler? Davor werde ich mich noch eine Weile drücken. Der gute Joachim wird doch Freunde haben oder zumindest einen Freund, der sein Trauzeuge wird und damit auch sein Chefeinkleider! Bis das geklärt ist, lenke ich meine Schwester mit Namensfragen ab. Ich mag meinen Namen, bis auf die
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