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Weddingplanerin mit Herz (German Edition)

Weddingplanerin mit Herz (German Edition)

Titel: Weddingplanerin mit Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Hanauer
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Julchen-Abart sehr. Meine Schwester ihren auch, diesmal spreche ich vom Nachnamen nicht vom Vornamen. Aber sie ist sich mit Joachim einig, dass sie einen gemeinsamen Namen wollen, was so ziemlich der einzige Punkt ist, in dem sie sich einig sind. Wir haben einen besonders schönen Nachnamen: Samtleben.
    Früher wollte ich lieber einen Namen, bei dem die Leute weniger erstaunt »Was, wi-iie heißt ihr?« gerufen und Lehrer nicht regelmäßig den Gag mit meterlangem Bart bemüht hätten: Mit dem Leben auf weichem Samt ist es jetzt vorbei, liebe Julia, in der harten Wirklichkeit musst du fleißiger lernen!«
    Aber mittlerweile bin ich froh, nicht wie jeder Zweite zu heißen und einen Nachnamen zu haben, der zum Träumen animiert. Meli denkt ebenso, deshalb will sie nicht Miller annehmen, so heißt nämlich Joachim. Ich kann sie richtig gut verstehen Melina Miller – das hat nichts mehr, das ist wie ein grauer Mittwochvormittag und nicht mehr wie ein sonniger Samstag. Dummerweise hängt Joachim ebenfalls an seinem Namen, er hält ihn für wunderbar neutral und international, genau das Richtige für einen Piloten. Jetzt ist Miller auch nicht so furchtbar, dass man sich mit aller Macht dagegen wehren müsste und könnte. Hieße Joachim zum Beispiel Saustall oder Liebestöter, dann würde er mit fliegenden Fahnen wechseln und meiner Schwester niemals seinen Namen zumuten. Mir kommt es so vor, als ob die Emanzipation an der Namensgrenze stehen geblieben wäre, und Joachim ist ein Paradefall. Er lässt sich sonst von meiner Schwester total auf der Nase herumtanzen, hält sich bei der Hochzeit völlig raus und nickt nur ergeben, wenn sie etwas haben will, aber in der Namensfrage plustert er sich plötzlich auf. Joachim Samtleben, das wäre nicht mehr er, mit dem Namen müsste er Frauenarzt oder Psychologe werden und sein schönes Unterschriften-Kürzel J.M. will er auch nicht aufgeben. Mein Entschluss steht felsenfest, ich werde für den Rest meines Lebens Julia Samtleben heißen. Erstens, weil ich es nicht auf die Reihe kriege, Anton so anzubaggern, dass er es bemerkt und zweitens, weil ich nicht Julia Eicher (so heißt Anton) heißen will. AusPrinzip nicht! Lieber verzichte ich auf einen gemeinsamen Namen oder gleich aufs Heiraten. Meli will darauf nicht verzichten, auf beides nicht, sie wünscht sich, dass man auch am Nachnamen merkt, dass die beiden ab Juli zusammengehören. Und so entstehen dann diese eigenwilligen Doppelnamen, die ich von einigen Lehrerinnen kenne (und von Politikern, die sich kaum jemand merken kann). Ich hätte nicht gedacht, bald so was in der Verwandtschaft zu haben und necke Meli jetzt dauernd damit, wenn sie anruft: »Oh, guten Tag Frau Miller-Samtleben. Was kann ich denn für Frau Miller-Samtleben tun? Hat Frau Miller-Samtleben Wünsche, die noch unerfüllt sind? Möchte Frau Miller-Samtleben beispielsweise eine zweite Unterschriftszeile für Ihre Eheformulare beantragen? Das lässt sich bestimmt realisieren, wo Frau Miller-Samtleben mit Ihrem schicken Doppelnamen so hübsch im Trend liegt!«
    »Vielen Dank«, keift meine Schwester dann zurück, »du darfst mich weiterhin Melina nennen, du Kuh!«
    Meine Sticheleien – so viel Spaß ich daran habe – täuschen mich nur bedingt darüber hinweg, dass noch eine weniger lustige Pflicht über mir schwebt wie ein Damoklesschwert. Ich bete um Vergessen, doch als sie sich an die Namenskiste gewöhnt hat, fällt es ihr wieder ein. Ich stelle mich taub! Meli quengelt so lange, bis sie mir einen Termin abgetrotzt hat, an dem ich mich mit Joachim treffe. Ich werfe seinen Trauzeugen zwar ins Rennen, aber der kommt aus Joachims ursprünglicher Heimatstadt und nur zum Klamottenkaufen reister nicht extra an. Außerdem freut sich Joachim laut Meli, seine Schwägerin in spe endlich näher kennenzulernen. Na, dann wird er mich eben kennenlernen!
    Nieselregen wurde für Tage wie diese erfunden. Noch kein Platzregen, über den man sich so richtig lautstark aufregen könnte, mit Schirm sieht man übertrieben ängstlich aus und ohne fühlt man sich bald klamm und aufgeweicht. Ich drücke mich an die Hausmauer des Herrenausstatters, vor dem wir uns verabredet haben. Joachim rennt mit nach oben gezogenen Schultern über den Platz. Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Kein Schirm. Ein ganz guter Anfang.
    Ich habe mich schlau gemacht über den Empire-Look, an den das Kleid meiner Schwester sich anlehnt. Die Herrenmode aus der Epoche geht gar nicht: Joachim

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