Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
sabbern, was!?«
»Wie haste die denn rumgekriegt?«
»Mit ’n paar Mille kriegste doch jede rum!«
»Für den Preis hättst’ se aber nich heiraten müssen, oda?«
»Stimmt! Die Hochzeit is für meine lieben Verwandten, die um mein Vermögen kreisen und denen ich gar nich früh genug abtreten kann. Die sollen was zu knabbern haben!«
»Das Späßken könnte dich aber teuer zu stehen kommen!«
»Nee, nee, des regelt alles mein Anwalt, der hat einen wasserdichten Ehevertrag aufgesetzt, wenn de verstehst!«
Beide grölen kehlig.
»He, Junge! Was schleichst du da herum?«
Jetzt sehe ich Ronald Claussens Gesicht, der andere Anzug ist im Halbschatten nicht deutlich zu erkennen. Dafür Noahs Stimme. »Ich bin Ihr Hochzeitsfotograf, Herr Claussen.«
»Aha, die Kamera ist aber hoffentlich gerade aus, oder?«
»Ja, ja, keine Sorge!«
»Gut, dann geh mal meine Angetraute suchen und blitze in ihren Ausschnitt. Das sind die Highlights, die wir später sehen wollen, gelle, Hans?«
»Igitt, widerlich!«, rutscht es mir heraus.
»Hab ich doch von Anfang an gesagt«, meint Noah.
»Spiel dich hier bloß nicht als Moralapostel auf«, schimpfe ich los.
»He, wieso greifst du mich jetzt an? Ich bin der Bote, nicht der Täter!«
»Willst du mich für dumm verkaufen? Sogar mir ist klar, was dieses Video wert ist!«
»Unterstellst du mir, dass ich Claussen erpressen will, oder was?«
»Du hast das Video sicher nicht für deine Privatsammlung gedreht, stimmt’s?«
»Ich habe es aufgenommen, um dir etwas zu beweisen! Du wolltest nicht glauben, dass hier keine echten Gefühle im Spiel sind!«
»Schieb ja nicht mich vor, wenn du dir – wie war noch gleich dein O-Ton: deine hervorragende Qualität bezahlen lässt, um lohnenswertere Projekte zu finanzieren!«
»So eine Unterstellung muss ich mir nicht bieten lassen. Hier …«
Noah reißt die Kamera hoch und drückt vor meinen Augen auf LÖSCHEN.
»Zufrieden?«, fragt er höhnisch, knallt den Kofferraum zu und wendet sich wieder zum Schloss.
Ich im Laufschritt hinterher.
Eigentlich bin ich zufrieden, sogar etwas erleichtert. Aber das kann ich nicht zugeben und wer sagt denn …
»Vielleicht hast du längst eine Kopie gezogen!«
Noah kickt wütend einen Stein über den Parkplatz. »Hat dir schon mal jemand bescheinigt, dass du paranoid bist?«
»Nein, ich war nämlich ganz normal, bis ein Fotograf – ich will hier keine Namen nennen – mich mit seinen ständigen Stänkereien dazu gebracht hat, alles und jeden anzuzweifeln.«
»Wie? Jetzt bin ich dafür verantwortlich, dass du nicht mehr an die unschuldige Liebe der Menschheit glaubst?«
» Ich habe nicht aufgehört, an die Liebe zu glauben,aber du darfst dich nicht beschweren, wenn dich dein eigenes Misstrauen auch mal selber trifft!«
Inzwischen sind wir wieder im großen Saal angekommen, aber das fällt uns kaum auf. Wir stänkern uns weiter an, ein Wort ergibt das nächste, meist bissigere. Ich kann mich nicht erinnern, wann mich jemand das letzte Mal derart genervt hat. Dem werde ich es zei…
»Darf isch um etwas Contenance bitten?«
Unbemerkt ist Madame Sandrine neben uns getreten. Noah und ich fahren fast gleichzeitig herum. Mir läuft es heiß und kalt den Rücken hinunter. War es die ganze Zeit schon so andächtig ruhig? Céline singt einen Schmachtfetzen über My Love und überall um uns rum wiegen sich die Gäste paarweise Arm in Arm und halten Feuerzeuge hoch wie ganz gewöhnliche Konzertbesucher es ebenfalls tun würden. Die meisten sind versunken in die Musik, aber in der letzten Reihe linsen einige sensationslüstern zu uns herüber. Auweia, Noah und ich haben nicht auf unsere Lautstärke geachtet. Céline hat zwar eine kräftige Stimme, aber es wäre möglich, dass wir sie stellenweise übertönt haben. Madames strenger Gesichtsausdruck erhärtet diesen Verdacht.
»Willst du davon keine Fotos schießen?« Damit schickt sie Noah zur Bühne. Während er sich nach vorne pirscht, ist sogar seinem Rücken das schlechte Gewissen anzusehen. Mir bestimmt auch. »Entschuldigen Sie«, murmle ich. »Wird nicht wieder vorkommen.«
»Hat er etwas schlescht gemacht?« Madame nicktmit dem Kopf in die Richtung, in die Noah verschwunden ist.
Einen Moment bin ich irritiert und will schon zögerlich nicken, bis mir aufgeht, dass sie nicht meint, ob er »jemanden schlecht gemacht«, also über ihn gelästert hat, sondern, ob er seinen Job schlecht gemacht hat. Gut, dass mir der Unterschied noch
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