Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
Ovations den ersten Tanz des Paares, das elegant über die Tanzfläche kreiselt. Es sind »nur« Fotos, aber siefangen die Bewegung ein und ich habe den Eindruck, ich könnte Lydia und Ronald atmen sehen und hören. Als Nächstes lehnt Lydia den Kopf an die Schulter ihres Mannes und schaut zu ihm hoch, er hat den Arm um ihre Schulter gelegt und der Stolz steht ihm ins Gesicht geschrieben – das Bild sagt mehr als tausend Worte und ist gleichzeitig viel liebevoller, als ich die beiden kennengelernt habe.
»Die Fotos sind der Hammer«, gebe ich zu.
»Ich habe doch gesagt, Noah ist ein Künstler«, stimmt Endres zu.
Das muss ich neidlos anerkennen, so sehr es mich überrascht. Ich habe mir noch nie viele Gedanken über Fotos gemacht. Wenn ich fotografiere, dann mit der Handykamera und es kommen mehr oder weniger verwackelte Schnappschüsse raus. Aber Noahs Arbeit beweist, dass Fotos mehr ausdrücken können.
Man kann Gefühle mit einem Bild einfangen und das hat er getan. Erstaunt bin ich, wie er die Fotos arrangiert hat, er hat die innigen Augenblicke zwischen Lydia und Ronald eingefangen und ich hätte ihm zugetraut, dass er schonungslose Bilder schießt, die aufdecken, wie es um das Gefühlsleben der beiden bestellt ist, doch das hier ist durchgängig liebevoll und romantisch. Klar sieht man Ronald an, wie viel er sich auf Lydias Schönheit und Jugend einbildet, aber sein Siegerlächeln kippt auf den Bildern nie in den ordinären Hochmut, den wir von ihm gehört haben, sondern bleibt blendend erfreut. Und Lydia hat keine sprichwörtlichenDollarzeichen in den Augen, nur Bewunderung und Liebe. Mir ist bewusst, dass das auch mit den schauspielerischen Fähigkeiten des Brautpaars zu tun hat, aber ich wette, Noah hätte sie entlarven können, wenn er gewollt hätte. Woran seine Zurückhaltung wohl liegt? Hat er doch einen weichen Kern? Oder erfüllt er schlicht und einfach seinen Auftrag? Keine Frage, Herr Claussen – oder schlimmer Madame Sandrine – würde Noah die Fotos vor die Füße werfen, falls er total danebenknipsen würde. Hätte mich nur nicht überrascht, wenn Noah das schnurzegal gewesen wäre.
Stattdessen tauchen auf dem Bildschirm Lydia und Ronald auf, sie wieder in seinen Arm geschmiegt, fröhlich lachend und beide prosten mit einem Glas Champagner in die Kamera und damit dem Betrachter zu.
»DAS nehmen wir!«, rufe ich.
Endres nickt. »Gute Wahl, einen schönen Text dazu, dann können wir eine Datei an Claussen zur Genehmigung schicken und anschließend drucken lassen.«
»Sind die nicht in den Flitterwochen?«, wundere ich mich.
»Sie starten gerade nach Monte Carlo. Wunderschön dort. Elegant, mit so viel Flair. Wie ich die beiden beneide!«
»Wie willst du Claussens erreichen, wenn er so weit weg ist?«
»Es gibt E-Mail, Schätzchen, das solltest du aber wissen, oder lebst du hinter dem Mars?«
»Halt dich zurück mit solchen infamen Unterstellungen«, lache ich. »Aber wer checkt bitte seine E-Mails auf der Hochzeitsreise?«
Noch während ich das sage, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: ein Mann wie Claussen tut das! Für ihn sind Flitterwochen eine Imagekampagne, eine Werbetour in eigener Sache, nicht nur privater Spaß, er will seine Eroberung weiterhin zur Schau stellen und dazu gehört, die Karten möglichst rasch unters Volk zu bringen. Solange die Erinnerung an das rauschende Fest noch frisch ist und die Nachricht von seiner Hochzeit noch unter die Top-News fällt.
»Die beiden sind mindestens sechs bis acht Wochen unterwegs. Saint Tropez und Mykonos stehen auch auf dem Programm. Ronald fände es unhöflich, seine Gäste so lange auf ein Dankeschön für die großzügigen Geschenke und die Teilnahme an der Feier warten zu lassen«, erklärt Endres.
»Du glaubst, Höflichkeit ist der Grund?«
»Was denn sonst?«
»Publicitygier!«
Missbilligend schüttelt Endres den Kopf. »Du hast dich doch von Noah anstecken lassen. Dieses ewige Misstrauen in die Liebe – ich kann es nicht mehr hören! Wenn ich eine Frau finde, die mich von ganzem Herzen liebt …« Er seufzt mit verklärtem Blick.
Mir kippt die Kinnlade nach unten. »Eine Frau?«, rutscht es mir heraus.
»Ja, wieso? Was dachtest du?«
»Um ehrlich zu sein, ich war mir nicht sicher …«, gestehe ich.
Plötzlich fallen mir die kleinen Szenen ein, die mich irritiert haben. Endres, der sich einerseits für Kleider, Accessoires und Make-up interessiert. Andererseits bei Lydias Rückenausschnitt sehr männlich
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