Weddingplanerin mit Herz (German Edition)

in Verzückung gerät.
    »Du hast mich für schwul gehalten!«
    Endres verzieht das Gesicht.
    »Da bist du nicht die Erste. Ein Mann, der nicht auf Fußball steht, sondern sich lieber mit Stoffen und Dekoration beschäftigt, ist zu exotisch, um ins Normbild zu passen.«
    »Entschuldige, so meinte ich das nicht«, sage ich kleinlaut.
    »Keine Sorge, ich bin dir nicht böse. Beruflich ist dieser Irrtum meistens sehr vorteilhaft, deshalb gebe ich mir kaum Mühe, es richtigzustellen.«
    »Verstehe ich nicht«, gebe ich zu.
    »Würdest du dir von einem Hetero-Mann deine Hochzeit planen lassen?«
    »Hm, warum nicht?«
    »Na ja, die meisten Bräute sehen das anders, deshalb lasse ich sie in dem Glauben, wenn sie nicht konkret nachfragen, was die meisten niemals tun würden.«
    »Und wenn dir mal eine auf die Schliche kommt?«
    »Ich lüge ja schließlich nicht und für falsche Rückschlüsse und Vorurteile muss sich jede selbst an die Nase packen!«
    »Ganz schön abgebrüht.« Ich muss grinsen.
    »Privat ist es dafür nicht ganz einfach, eine Partnerin zu finden, die einen Mann mit femininem Geschmack mag.«
    »Es ist so oder so schwierig, den oder die Richtige zu finden!«
    »Wem sagst du das!«
    Wir müssen beide lachen.
    Ich beneide Endres nicht wirklich um seine Situation. Er ist zwar ein toller Kollege, doch für mich kommt er als Lover schon aus Altersgründen nicht in Betracht. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass er bei Frauen schlicht und einfach durchs Raster rauscht, weil sie in ihm den Kumpel und nicht den Mann zum Verlieben sehen. Er kann sich ja schlecht ein Schild um den Hals hängen. Bestimmt geht er deswegen so im Glückstaumel unserer Paare auf, weil es sein größter Wunschtraum ist. Ich drücke ihm die Daumen!
    Mal sehen, wo uns der nächste Traumtermin hinführt. Ich schnappe mir den Kalender.
    Freitag, 15:00 Uhr, Zoo.
    Stimmt, ja, um den Einsatz habe ich mich richtig gerissen! Direkt nach der Schule wird es reichlich eng, es zu schaffen, aber diese Location will ich mir nicht entgehen lassen. In unserem Zoo kann man heiraten, in einer Außenstelle des Standesamts, wie das so schön im Beamtendeutsch heißt. Abgesehen von dem nüchternen Ausdruck ist das der absolute Traum! Im Zoo, mit exotischen Tieren als Trauzeugen oder zumindestals Gäste. Seit ich das weiß, zöge es mich für meine Hochzeit nicht mehr auf die Bahamas oder nach Sylt.
    Endres muss sich zeitgleich um einen anderen Auftrag kümmern. Topsecret: eine Promi-Hochzeit auf einer Jacht – nur wenige, ausgewählte Gäste, erlesener Rahmen und höchste Geheimhaltungsstufe. Wie gut er seinen Job erledigt hat, werden wir am Montag aus der Presse erfahren! Tauchen die Namen der beiden dort auf, schlimmstenfalls mit Foto, dann hat Endres geschlampt. Wird weiterhin nur gemunkelt und gemutmaßt, hat er die Paparazzi erfolgreich in die Irre geführt.
    Wird über das Pärchen gar nicht mehr geschrieben, hat Endres richtig versagt, denn keine Presse zu haben, ist wohl der Tod für jeden Promi. Entsprechend ist der Grund für Geheimhaltung auch nicht der Schutz der Privatsphäre, sondern die Panik, dass die Beziehung nicht mehr Thema sein könnte, wenn die Hochzeit die Gefühlsebene zueinander erst mal klarstellt. Die Klatschblätter lieben Happy Ends, doch für die beteiligten Prominenten steckt das Angstwort »Ende« darin. Wer mit wem, sind sie noch oder schon wieder oder mit jemand anderem oder bald verheiratet – das hält die Spannung oben, bis die Glocken läuten. Danach wird’s erst wieder interessant, wenn Betrugs- und Trennungsgerüchte gestreut werden können. Bis dahin können aber ein paar Monate vergehen … Berühmt sein und bleiben wollen ist ganz schön anstrengend! Wennsich mit diesem schwierigen Versteckspiel jemand auskennt, dann Endres.
    Im Gegensatz dazu ist mein Hochzeitseinsatz ein Spaziergang. Madame Sandrine wird das Paar mit einer Kutsche am Zoo-Eingang abholen und ich soll mit den Gästen ihre Ankunft im Dschungelpalast erwarten. Das ist der indische Bereich des Zoos.
    Ich bin, wie es sich gehört, knapp zwei Stunden früher da. Die anderen Mitarbeiter für das heutige Fest wuseln schon länger herum und erledigen letzte Handgriffe. Ich nutze die Gelegenheit, mich umzuschauen. Die Trauung wird direkt bei den Elefanten stattfinden. Bei den indischen mit den kleineren Ohren. Die Tiere sind nur durch Wassergräben vom Besucher- und Terrassenfeierbereich abgetrennt. Ein Bulle, fünf Elefantendamen mit zwei Babys. Irre