Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
die zu freizügig aus dem Nähkästchen und dem Vorleben von Braut und Bräutigam plaudern. Das kann sehr amüsant sein – ist es aber nicht immer. Noch peinlicher ist nur, wenn das Paar feststellen muss, dass es gar keine Freunde gibt, die etwas für ihre Hochzeiten einstudieren würden. Das wäre eine Noah-Erklärung.
Eigentlich ist mir der Grund egal, denn was Konstantin und Salma sich für sich und ihre Gäste bestellt haben, übertrifft Céline um Längen.
Die Bühne liegt in Nebel getaucht vor uns, sanfte Klänge ertönen. Als wären sie nicht von dieser Welt. Ein Mädchen wiegt sich. Sie trägt das Kostüm einer Königskobra und bewegt auch so anmutig wie eine Schlange. Habe ich vorhin, als ich den Affen fangen wollte, gedacht, ich wäre biegsam und könnte mich um Hindernisse herumschlängeln, nehme ich das jetzt zurück. Was diese Frau mit ihrem Körper kann, lässt auf eine fehlende Wirbelsäule schließen. Zum Schluss biegt sie sich mit einer lebenden Schlange um die Wette, was ich reichlich gruselig finde. Für die Schlange.
Tänzerinnen wirbeln über die Bühnen, lachen, singen und verbreiten kunterbunte Lebensfreude, als wären sie einem Bollywoodstreifen entsprungen. Fehlen nur noch Shahrukh Khan und Aishwarya Rai, die nass geregnet werden und sich leidenschaftlich küssen. Die Dusche wird ausgelassen, aber unter einem blinkenden Regenbogen werden Konstantin und Salma auf die Bühne geholt, damit sie mittanzen. So sieht also ein indischer Hochzeitstanz aus. Viel fröhlicher als der olle Walzer!
Es folgen noch einige Akrobaten, die ich leider nur teilweise anschauen kann, weil ich mich um den Weinnachschub kümmere, ich die Mitternachtssuppe bremsen muss, damit sie nicht mitten in die Show platzt und ein älterer Herr ein Pflaster braucht, weil er sich selbst mit einer Gabel gepikst hat.
Kurz nachdem ich wieder im Saal bin, geht das Licht aus, Fackelträger links und rechts geleiten die Artisten auf die Bühne und dann beginnt der Wettkampf der Feuerspucker und Flammenjongleure. Eine Frau kann kleine Flammen an ihrer nackten Haut hinaufzüngeln lassen, ohne sich sichtbar zu verbrennen. Ein Mann speit die Flammen bis zur Decke. Funkenfontänen und glutrote Kugeln wirbeln über die Bühne. Der Feuertanz ist ein beeindruckendes Finale.
Ich bin genauso begeistert und muss erst wie die Gäste wieder langsam aus dem Leuchtfest der Farben in die Wirklichkeit zurückkehren. Diesmal hoffe ich, dass Noah viele Fotos geschossen hat, damit ich Liane und Isabelle von dem Spektakel etwas zeigen kann.
Ach ja, Noah! Den schnappe ich mir jetzt und wenn ich ihn dafür ähnlich austricksen muss wie er den Affen. Der Champagnerkübel kommt mir gerade recht, eine leere Flasche steckt umgedreht in den Eiswürfeln, groß genug, um mein Gesicht zu verdecken, wenn ich abserviere. Mit einer weißen Stoffservierte über dem Arm ist meine Verkleidung als Kellnerin perfekt!
Noah sieht sowieso nicht so genau hin, weil er an seiner Kamera rumfummelt. Ich schaffe es, unentdeckt auf wenige Zentimeter an ihn heranzuschleichen. Wenn er jetzt wieder türmt, ist es bewiesene Absicht und ich bin eingeschnappt. Langsam lasse ich meine Tarnung sinken.
»Ich will mich schon die ganze Zeit für deine Hilfe bei der Affenjagd bedanken.«
Noah zuckt zwar leicht zusammen, bleibt aber, wo er ist. »Kein Ding!«
»Finde ich schon! Deshalb dachte ich, wir teilen das hier?«
Ich muss erst umständlich den Kübel abstellen und aus meiner Rocktasche die Geldscheine herauswühlen, bevor ich sie ihm entgegenstrecke.
»Was soll ich damit? Du musst mich nicht für meine Hilfe bezahlen!«, brummt Noah.
»Natürlich nicht, du Trottel! Das ist unser Trinkgeld!«
»Ach so«, sagt Noah, »egal, nimm du’s!«
»Das steht dir aber zu!«, beharre ich. »Außerdem kosten deine Afrika-Trips bestimmt ’ne Menge. Deswegen machst du die Hochzeitsjobs doch, oder?«
Noah greift mit seiner Hand über meine Hand, in der die Scheine sind, und schließt sie darüber. »Behalte es trotzdem. Wenn du dich revanchieren willst, dann komm zu meiner Vernissage.«
Er zieht den seitlichen Reißverschluss seiner Fototasche auf und holt einen Flyer heraus. Eine Giraffe schaut mich an.
»Du hast eine eigene Ausstellung?«
»Nichts Großes, im Gegenteil! Solltest du kommen, verdoppelst du wahrscheinlich die Besucherzahl. Aber nur, falls du überhaupt Lust hast!«
»Wenn ich Zeit habe, komme ich gerne«, verspreche ich.
Ob das nicht ein bisschen voreilig war? Auf
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