Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
drücke mich an die Wand,da sehe ich doch ein bekanntes Gesicht. Das ist das Mädchen von der Cateringfirma, die mir das Fladenbrot angeboten hat, und die anderen beiden, mit denen sie sich unterhält, habe ich ebenfalls im Dschungelpalast gesehen. Zuerst will ich hocherfreut auf sie zusteuern, doch ich stocke mitten in der Bewegung. Bis eben habe ich mir eingebildet, Noahs Einladung könnte was bedeuten, wäre ein Zeichen, dass er mich privat wiedersehen will und möglicherweise sogar Interesse an mir hat. Kein richtiges Date, aber doch so was Ähnliches. Wenn er aber noch zig andere Kollegen hierher gelotst hat, dann geht es weniger um mich, als tatsächlich um die Befüllung der billigen Plätze. Ich könnte ihm das nicht einmal vorwerfen, denn haargenau das hat er ja gesagt. Oh, oh, ich komme mir ein bisschen lächerlich vor. Schon wieder ein Kerl, bei dem ich mir mehr einbilde als dahintersteckt. Zum Glück weiß das keiner. Hätte ich mich bloß nicht von Liane und Isabelle überreden lassen oder wäre wenigstens eine der beiden da! Ich taste nach meinem Handy, um sie anzurufen. Noch besser, ich haue ab!
Pling, pling, pling!
Schlechtes Timing. Jemand klopft an ein Glas und die Gespräche verstummen. Ein Mann mit Bart klettert auf eine kleine Empore.
»Liebe Besucher, Kunstverrückte und Freunde, es freut mich, dass Sie mit uns zusammen auf eine ungewöhnliche Afrikareise gehen wollen! Bitte begrüßen Sie mit mir den begnadeten Fotografen Noah Ziereis, dessen BilderSie garantiert nicht kaltlassen werden und die Sie auch gerne käuflich erwerben können.«
Aus dem Schatten zerrt er Noah zu sich nach oben.
Applaus, Applaus, Applaus!
Noah grinst verlegen in die Menge, murmelt ein »Danke fürs Kommen, viel Spaß!«, und hüpft wieder nach unten. Na, wenigstens fühlt er sich hier genauso verloren wie ich, aber im Gegensatz zu mir kann er sich nicht verdrücken. In einem Anflug von Mitgefühl beschließe ich, mir wenigstens die Fotos anzusehen, bevor ich gehe. Dann kann ich auf unserer nächsten Hochzeit mit Fug und Recht behaupten, kurz vorbeigeschaut zu haben. Eine adäquate Reaktion auf seine unverbindliche Einladung. Ich schiebe mich an der Giraffe vorbei zu den nächsten Bildern. Eine Büffelherde, zuerst grasend, klarer blauer Himmel, ein Bild der Ruhe und des Friedens. Und dann auf der Flucht, umgeben von einer Staubwolke – die pure Kraft.
Als Nächstes ein Leopard, der am Ast eines Baums hängt, als würde er Klimmzüge trainieren, während ein winziger Vogel über ihm hockt und ihn auslacht. Jawohl, auslacht, das sieht, nein hört man dem Bild an.
Noch mehr könnte ich mich über die zwei Nashornpopos von hinten wegschmeißen, sie füllen die ganze Bildfläche und ich weiß genau, was Noah damit sagen will: Hätten sie mal lieber trainiert wie der Kollege Leopard!
Oder man ist so groß wie ein Elefant, der problemlos mit seinem Rüssel einen Ast zu sich hinunterzieht undvon den Blättern nascht, gleichzeitig geht einer der winzigen Vögel auf seinem Rücken spazieren, ganz ohne zu lachen!
Nun wieder eine ganze Fotoserie, eine Löwenmutter mit Jungen, nicht einfach Schmuse- und Kuschelfotos, wie man sie dutzendfach kennt, sondern eher so was wie eine Löwenschule. Mama führt vor, wie ein kleines Beutetier gefangen wird, die Kleinen sehen aufmerksam mit schief gelegten Köpfen zu. Auf dem nächsten Foto stupst die Mutter sie an und sie verstehen die Aufforderung, denn auf Foto Nummer drei umkreisen die beiden Jungen die Beute, patschen mit ihren zu großen Tatzen noch daneben, aber auf dem letzten Bild präsentieren sie Mama freudig die Jagdtrophäe.
Ich habe längst vergessen, dass ich nur kurz gucken wollte, die Bilder saugen mich ein, halten mich fest und drängen mich weiter zum nächsten, um noch mehr von diesem glühenden Kontinent zu sehen. Noah hatte recht, abgesehen von den Tieren, die so viel wilder, echter, freier und lebendiger wirken als im Zoo, übermitteln seine Fotos eine Leuchtkraft, die unbeschreiblich ist. In das Bild eines Sonnenuntergangs würde ich am liebsten eintauchen, hinüberschreiten wie durch das Tor in eine andere Welt. Auf der anderen Seite der Galerie hängen Fotografien von Menschen. Ich will schon achtlos daran vorbei, lieber noch mal die Tiere ansehen, da fangen sie mich ein: Frauen, die mit ihrem fröhlichen Lachen anstecken, während sie riesige Tonkrüge auf ihren Köpfen tragen. Leuchtend gelbe, grüne, orange,türkisfarbene Wickelröcke. Ein Mann mit
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