Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
siehst du auch, was ich sehe, oder spinne ich jetzt komplett?«
Noah legt den Kopf in den Nacken. »Wenn, dann haben wir beide die Phase mit den weißen Mäusen übersprungen und sind direkt zu den Affen übergegangen!«
Dort oben sitzt das Tempelaffen-Baby und schaukelt immer doller. Keine Ahnung, wie es ausbüxen konnte. Es kann nicht mehr lange dauern, bis einer der Gäste den Ausbrecher entdeckt und Alarm schlägt. Panik macht sich in mir breit. Nicht vor dem kleinen Affen, sondern vor den Reaktionen der Hochzeitsgesellschaft. Von wegen ich habe alles im Griff!
Eine Hand legt sich auf meine. »Nur die Ruhe! Affen sind frech, aber nicht bedrohlich. Gib du Madame Bescheid, ich hole einen Tierpfleger oder eine Leiter oder beides!«
Ich nicke und drücke an meinem Mobilteil herum.
»Madame Sandrine?«
Etwas blechern ertönt ihre Stimme in meinem Ohr.
»Ja bitte?«
»Wir haben einen Zwischenfall« Ich bemühe mich, möglichst leise zu sprechen. »Hier sitzt ein Affe im Kronleuchter.«
»Isch habe Affe verstanden …«
»Ja, das ist richtig!«
»Oh, isch komme!«
Ich würde gerne aufatmen und das Problem ab jetzt anderen überlassen, aber man lässt mich nicht. Bevor irgendwer da ist, der helfen könnte, hat ein Kind den ungebetenen Gast entdeckt und quietscht begeistert.
»Ein Affe! Ein Affe!«
Mama glaubt ihm zwar nicht und will es als Irrtum abtun, aber einige andere Gäste recken die Hälse, bis ein Mann verkündet: »Da is wirglich eener!«
»Wie süß, der ist ja noch ganz klein!«
Die Braut schafft es damit immerhin, dass keiner Angst hat, sondern alle einen Blick erheischen wollen. Die Menge drängt sich unter dem Leuchter zusammen. Der kleine Affe legt den Kopf schief und begutachtet seine Bewunderer. Scheinbar kommt er zu dem Ergebnis, viele neue Spielkameraden gefunden zu haben und setzt zum Sprung an.
»Vorsicht, der kann ziemlich weit hü…«
Meine Warnung kommt zu spät. Mit einem riesigen Satz landet er auf dem Tisch unter dem Leuchter. Eine Frau schreit erschrocken auf, aber Salma klatscht begeistert Beifall. Damit rettet sie erneut die Stimmung, denn jetzt scheinen alle anzunehmen, dass es eine geplante Einlage ist.
»Entschuldigen Sie, darf ich mal«, versuche ich mich durch die Menge zu drücken. Vielleicht kann ich den Affen ja auf dem Tisch festhalten, bis jemand kommt. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob mein Mut dafür ausreicht. Er ist niedlich, doch ich habe gesehen, wie er seine Kollegen gepiesackt hat und wie spitz Affenzähne sind.
Aber ich komme ohnehin kaum vorwärts, weil alle in der ersten Reihe stehen und zuschauen wollen. Das Äffchen greift auf den Teller, der vor ihm steht, und stibitztsich eine Leckerei, was, kann ich nicht genau sehen, scheint ihm aber zu schmecken. Die Leute lachen und klatschen. Der Kleine macht es sofort nach, patscht in die Pfötchen und keckert dazu. Natürlich wird das Gelächter noch lauter.
»Das ist ja eine wundervolle Überraschung«, ruft Salma und lehnt sich ein Stück nach vorne über den Tisch. Oh, sie glaubt ebenfalls an einen Showact. Ich muss zu dem Äffchen, bevor die Wahrheit rauskommt, ich kenne den Ablaufplan und ein Affe stand definitiv nicht drauf! Wie ein Schlangenmensch versuche ich mich zu verbiegen und habe mich fast zum Tisch durchgearbeitet, als Salma schreit: »Au, nicht meine Haare!«
Der Affe hat die schönen langen Strähnen entdeckt und zieht kräftig daran. Jetzt wird’s eng! Puh, ich bin da! Und habe daher die Ehre, in der ersten Reihe miterleben zu dürfen, wie eine winzige Hand auf Salmas Stirn zuschießt. Sie weicht zurück, aber das Äffchen hat bereits, was es wollte. Einen kurzen Moment dreht es das goldene Geschmeide hin und her, keckert noch einmal fröhlich und springt über alle Köpfe hinweg.
»Mein Schmuck«, jammert die Braut.
Die meisten sind zu verdattert, um irgendetwas zu tun. Ein paar schimpfen, aber keiner verfolgt den Affen. Außer ich! Ich lasse ihn nicht aus den Augen und dränge mich diesmal vehement durch. Einen Diebstahl auf einer Bonjour- Hochzeit, das werde ich nicht zulassen! Der Affe klettert über mir an der Decke entlang, in derGewissheit, dass keiner an ihn heranreicht, beeilt er sich nicht allzu sehr. Ich bleibe dran. Die Tür ist zu, die Fenster auch, er kann mir nicht entkommen.
Dann habe ich ein Déjà-vu – die Tür geht auf, ich sehe Noah, er tritt ein, der Affe gibt Gas und ist draußen. Daran ändern auch der Mann im grünen Overall mit der Leiter und Madame
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