Weddingplanerin mit Herz (German Edition)
dem Heimweg, mit platten Füßen, leichten Kopfschmerzen und brennenden Augen, bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich nächste Woche in die Galerie will. Im Moment will ich sowieso nur noch schlafen! Schlafen, schlafen, schlafen! Alles andere vertage ich auf morgen!
Doch auch am nächsten Tag fühlt es sich noch merkwürdig an, mit Noah irgendwie »verabredet« zu sein. Es ist ja kein Date oder so was, sondern mehr ein Gefallen, damit seine Fotos nicht in einem menschenleeren Saal hängen. Liane und Isabelle finden, ich sollte hingehen.
»Und wenn es nur wegen der Fotos ist!«, hat Liane gemeint. »Das auf dem Flyer ist echt spitze!«
Ich mustere die Giraffe, die breitbeinig dasteht und ihren Betrachter herausfordernd ansieht. Ihr Blick sagt: »Komm doch, wenn du dich traust!«
Na schön, dann traue ich mich eben! Ist nichts dabei, ich sehe mir die Bilder eines Jobkollegen an. Die Fotos sind es wert, selbst wenn sich Noah im Privatleben ebenfalls als Antiromantiker herausstellen sollte.
Tierisch nervös bin ich trotzdem, als ich in die kleine Seitengasse abbiege, in der die Galerie sein soll. Eine Stunde habe ich zum Anziehen gebraucht. Ich weiß, das ist normal für ein Date (das keines ist), aber diesmal ging es nicht darum, in welcher Jeans mein Po knackiger aussieht und wie viel Ausschnitt ich mir leisten kann, sondern um den Stil generell. Was trägt man bitte schön zu einer Vernissage? Noah kennt mich von Hochzeiten, könnte also davon ausgehen, dass ich imkleinen Schwarzen zu Hause bin – obwohl er mich auf dem Schloss zum Arbeiten am Morgen auch in Jeans gesehen hat. Aber wie erwartet er mich in seiner Ausstellung, was ziehen die anderen Besucher an? Ich war mit meinen Eltern schon häufiger im Theater, zweimal sogar in der Oper. Ich hätte erwartet, Menschen in großer Abendgarderobe anzutreffen, bodenlange Paillettenkleider, Frack mit Fliege – so was in der Art eben. Stattdessen habe ich sogar in der Oper ein paar Jeanshosen gesehen und die meisten waren im Businesslook. Gilt das auch für die Eröffnung einer Ausstellung? Liane und Isabelle waren keine Hilfe. Sie fanden, ich sollte mich in meine heißesten Klamotten schmeißen, egal was der Dresscode sagt. Ich bin nicht der Typ für Auffallen um jeden Preis und für aggressive Flirtangriffe auch nicht. Ja, ich gebe es jetzt mir selbst gegenüber zu, Noah hat was, also etwas, das mich neugierig macht. Mich nervös macht, wenn ich an ihn denke, mich nicht kalt lässt, mich aber gleichzeitig verunsichert, weil ich überhaupt keinen Schimmer habe, woran ich bei ihm bin. Er ist klug, manchmal nett, dann wieder abweisend, hält scheinbar so gar nichts von Gefühlsduselei. So einem schmeiße ich mich garantiert nicht an den Hals, und in meinem kürzesten Mini auf seiner Ausstellung aufzutauchen, wäre nichts anderes als das. Lieber möchte ich kunstinteressiert und gebildet wirken. Also habe ich mich für meine anpassungsfähigsten Kleidungsstücke entschieden: schmale schwarze Hose mit Ballerinas, oben eine lange weiße Bluse mit Perlengürtel,drunter ein ärmelloses T-Shirt mit stilisierter Piratenflagge. Das wichtigste: eine große lässige Tasche als Accessoire und Helfer in der Not. Platze ich in eine vornehme Gesellschaft, ist alles gut, präsentiert Noah seine Bilder eher abgerissenen Künstlertypen, stopfe ich die Bluse unauffällig in die Tasche und stehe lässig da, bei allem dazwischen kann ich mit dem Gürtel und einem Tuch noch nachjustieren.
Von außen sieht der Laden unspektakulär aus, eine Glasfront, aus der warmes Licht auf die Straße scheint. Ein Plakat kündigt die Ausstellung an:
Africa – more than big five
Meine Knie sind reichlich weich, aber ich kann nicht mehr zurück, weil man mich durch die Fenster beobachten könnte. Ich nehme meinen Mut zusammen und trete in einen richtig schönen Raum, nicht riesig, aber die Atmosphäre fängt mich sofort ein. Dunkler geplankter Holzboden, Stuckdecke und an den Wänden, mit Spots in Szene gesetzt, Noahs Fotos. Im Eingangsbereich kann ich die Giraffe erkennen. Noah hat untertrieben, es sind einige Leute da. Halb voll ist der Raum etwa und man scheint sich zu kennen. Mir wird ziemlich mulmig, ich kenne nämlich niemanden. Mist, hätte ich bloß Liane und Isabelle im Schlepptau! Kleidungsmäßig liege ich richtig, aber mir fehlt eindeutig die Gesellschaft! Meine Augen flattern umher, suchen Noah. Allerdings könnte ich noch fliehen, solange er mich noch nicht entdeckt hat … Ich
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