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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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Postamt gab es nämlich leider keine Parkmöglichkeit. Nicht eine einzige. Was höchstwahrscheinlich daran lag, dass die neunzehn Kunden, die vor mir in der Schlange standen, dasselbe Schicksal erlitten hatten wie ich und aus dem Minipostamt verbannt worden waren. Nur waren sie leider früher da gewesen als ich.
    Im Gegensatz zu dem kleinen Postamt im Drugstore bot sich hier nichts fürs Auge, während man in der Schlange wartete. Keine Scherz-Hundehaufen, keine Piraten-Kondome, keine Rangeleien mit der Polizei – nichts, was von den Mitmenschen in Eugene, den Postangestellten und den Päckchen abgelenkt hätte. Und doch fielen mir erstaunliche Dinge auf.
    Beispielsweise beobachtete ich, wie eine Frau versuchte, jeweils eine Fünfhundert-Gramm-Tüte Pistazien und geröstete Maiskörner in einen gewöhnlichen Briefumschlag zu quetschen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wohin sie diese gerösteten Maiskörner schicken wollte, es sei denn, es gab irgendwo eine maiskornlose Provinz, von der ich noch nie gehört hatte. Und ein Kilo Knabberzeug in einem gewöhnlichen Briefumschlag … das Porto kostete sicherlich mehr als die Maiskörner selbst (es sei denn, sie schickte sie in irgendein Gefängnis, was ich allerdings bezweifelte, denn auch dort gibt es bestimmt so was im Automaten). Sie zerriss drei Umschläge beim Versuch, die Dinger hineinzukriegen, bis der Kunde hinter ihr sie darauf aufmerksam machte, dass eine Schachtel vielleicht das geeignetere Behältnis für ihre Zwecke sei. Sie warf also den Umschlag in die Mülltonne und nahm die Schachtel, in der die Snacks ohne Weiteres Platz fanden. Doch ihre Freude schlug in blankes Entsetzen um, als sie feststellte, dass die Schachtel – die die Post im Übrigen kostenlos zur Verfügung stellte – nicht über »Automatikklebeband« verfügte. Für all jene, die geröstete Maiskörner nicht pfundweise kaufen: Ich glaube, sie meinte damit »Selbstklebestreifen«. Als Nächstes fielen mir zwei Damen mit exakt dem gleichen Tattoo in Form einer Bärentatze auf, und daneben stand eine Frau, deren Pony von der Mitte des einen bis zur Mitte des anderen Ohrs reichte und die während der ganzen Zeit in der Schlange nicht ein einziges Mal den Mund schloss, obwohl die Warterei lange genug dauerte, um ein Ei auszubrüten.
    Nicht nur die Selbstklebe-Lady hatte ein echtes postalisches Problem am Hals, sondern nahezu jeder andere in der Schlange. Der eine wollte große Mengen Flüssigkeiten und verderbliche Waren verschicken (wie lange dauert es eigentlich, bis geröstete Maiskörner verderben? Passiert so etwas überhaupt jemals? Ich gehe jede Wette ein, dass diese Dinger sogar in den Gräbern ägyptischer Herrscher gefunden wurden und selbst dann noch gut schmecken, wenn sie über Jahrtausende unter der Erde gelegen haben). Der Nächste stellte sich die Frage, wie er ein Päckchen mit extra schmalem Klebeband zukriegen sollte; und der Dritte fing eine Debatte darüber an, wieso er für ein Päckchen eine Zollerklärung ausfüllen musste, wo es doch »schließlich nur nach Italien geht«. 1
    1 Übrigens hat die Mais-Lady ihr Päckchen nach Louisiana geschickt, wo es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht nur geröstete Maiskörner gibt, sondern sie neben Karo-Sirup und obskuren Teilen von Schweinen auch noch als Hauptnahrungsmittel gelten. Diese Dinger gehören zu den wichtigsten Proteinquellen in dieser Gegend. Ich gehe jede Wette ein, dass es bei jeder Beerdigung oder Gefängnisentlassungsparty Eintopf mit gerösteten Maiskörnern, Maiskörner mit Klößen, Maiskornsalat und panierte Maiskörner gibt.
    Bei der nächsten Gelegenheit ging ich dann zu der Postfiliale, von der das Gerücht geht, es gäbe einen Parkplatz, in der Hoffnung, der Parkplatznot in der Innenstadt und der beeindruckenden Tattoo-Bandbreite auf diese Weise zu entgehen. Was mir auch gelang. Allerdings war ich stattdessen mit Mitbürgern konfrontiert, die seit langer, langer, langer Zeit arbeitslos waren; so lange, dass sie in jeder erdenklichen Hinsicht die Einschätzung des Begriffs »Zeit« verloren hatten. Obwohl ich die Lebensspanne in Jahren, die ihnen noch auf dieser Welt vergönnt sein würde, an einer Hand abzählen konnte. Beispielsweise stand ich auf diesem Postamt hinter Mitmenschen, die ihre finanziellen Transaktionen mit einer netten, wenn auch völlig sinnfreien Diskussion darüber würzten, ob a.) Disney-Sondermarken teurer waren als normale, worin b.) der

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