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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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schön dortlassen, wo sie hingehört. Man kann sie doch nicht einfach so bei einer Grillparty eine geschlagene Viertelstunde heraushängen lassen, als würde man darauf warten, dass endlich jemand Christbaumschmuck dranhängt. Rückblickend betrachtet hätte ich mich neben diese Frau stellen, meine eigene Brust aus dem BH ziehen und rufen sollen: »Oh, das ist also ein Wettbewerb! Ich habe gewonnen, denn meine Brust sieht immer noch aus wie eine Brust, weil ich sie nicht wie einen Taco zusammenfalten kann!«
    Okay, ich weiß, dass Babys in regelmäßigen Abständen Hunger bekommen und gefüttert werden wollen, aber hier ging es zweifelsohne nicht ums Stillen, denn während der nächsten Stunde geschah rein gar nichts in dieser Richtung. Hier ging es einzig und allein darum, mitten auf einer Party einen Körperteil zu entblößen, der noch dazu wie eine Tortilla mit einem willkürlich platzierten Radiergummi dran aussah, und ihn einfach baumeln zu lassen, als hätte man noch nie etwas von »angemessenem Verhalten in der Öffentlichkeit« gehört.
    Aber offenbar bin ich diejenige hier, die spinnt, denn als ich ein paar Wochen danach den Vorfall anderen Leuten erzählte, fragte mich jemand, ob ich mich etwa für meinen Körper schämen würde, was in meinen Augen rein gar nichts damit zu tun hat. Schließlich war nicht ich diejenige, die ihre Hängebrust aus ihrem BH -Gefängnis hatte entkommen lassen. Wie dem auch sei, ich bin jedenfalls sogar stolz auf meine Brüste. Ich hatte definitiv die besten Brüste auf dieser ganzen Party, aus dem einfachen Grund, weil ich größeres Vertrauen zu meinem BH habe als zu meinem Steuerberater. In dieser Stadt allerdings könnte man eher noch mechanische Schreibmaschinen loskriegen als irgendetwas, was nach Miederwaren riecht. Hier begegnet man auf Schritt und Tritt irgendwelchen Hippie-Titten, und wenn man sie gern lang und hängend mag, ist man in Eugene genau richtig. Ich hingegen halte mich seit der Zeit, als meine Brüste mit zehn zu sprießen begannen, eher bedeckt und bin immer sehr gut damit gefahren. Ich habe einen dicken Hintern und eine Mauchschwarte (das ist die Kreuzung aus Magen- und Bauchschwarte), aber schließlich erntet man, was man gesät hat, und ich habe ein Leben lang sämtliche Felder der Formbügel-Kultur bestellt.
    Sie sehen also, alles in allem lief es nicht besonders gut für mich in Eugene. Ich hatte große Teile der Bevölkerung beleidigt, schockiert und abgestoßen, darunter auch intelligente Mitmenschen, Kinder mit hohem moralischem Anspruch und jeden anderen mit Sprösslingen, und zu guter Letzt setzte ich auch noch alles daran, mir auf der schwarzen Liste der hiesigen Polizei einen Ehrenplatz zu sichern, als ich eines Abends gegen halb elf zum Hörer griff, weil irgendeine Coverband auf irgendeiner Bühne ein Stück die Straße hinunter schon den ganzen Abend die Sau herausließ und gerade einen weiteren grauenhaften Song angestimmt hatte.
    »Das ist echt eine Frechheit«, sagte ich zu der Frau in der Zentrale. »Diese Typen sind dermaßen laut! Und jetzt spielen sie auch noch ›Turn Me Loose‹ von Loverboy! Ich meine, wer will das hören? Und wer will so was heute noch spielen?«
    »Loverboy, Ma’am«, antwortete sie trocken. »Die geben ein Konzert auf der Landwirtschaftsausstellung. Die Lärmschutzbestimmungen treten erst ab 22:30 Uhr in Kraft. Halten Sie noch zehn Minuten durch? Als Nächstes kommt wahrscheinlich ›Working For The Weekend‹.«
    Ich sagte danke, legte auf und rannte nach oben ins Schlafzimmer, wo mein Mann sich gerade bettfertig machte. Kreischend berichtete ich ihm: »O mein Gott! Loverboy spielt auf der Landwirtschaftsausstellung! Die Polizei sagt, als Nächstes spielen sie ›Working For The Weekend‹! Stell dir nur vor! Loverboy! Loverboy spielt!«
    Nachdem mich die Polizei von Eugene dermaßen vorgeführt hatte, versuchte ich, den Ball ein wenig flacher zu halten. Auch dann, als ich vor dem Supermarkt stand und meine Einkäufe in den Wagen räumte, während ein Typ mit Ziegenbärtchen, langem schwarzem Pferdeschwanz, spitzem Haaransatz und schwarzen Rabenaugen zu seinem schwarzen, auf Hochglanz polierten Mustang schlenderte, auf dessen Armaturen ein lebensgroßer Totenschädel thronte. Er schloss den Wagen auf, warf seine Einkäufe auf den Beifahrersitz, schwang sich hinters Steuer und bretterte mit Karacho vom Parkplatz. Erst jetzt sah ich sein Nummernschild – DIABOLO . Tja, offenbar braucht man auch in der Hölle ab

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