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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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und zu mal einen Liter Milch und Fertigpfannkuchenteig.
    Als ich an einer Ecke ein Schild mit der Aufschrift »Zu verschenken« entdeckte, sagte ich: »Okay, ihr Hippies. Wenn ihr einen ›Gratishaufen‹ an der Ecke einrichtet, ist das kein Recycling, sondern ihr tut nichts anderes, als euren alten Schrott an der nächsten Straßenecke abzuladen. Denn kein Mensch hat Verwendung für einen löchrigen Fußball, einen Campingstuhl, dem eine Armlehne fehlt, einen Schlauch von einer Wasserpfeife oder irgendein Kleidungsstück, das Gott weiß wer getragen hat. Absolut keiner braucht all diesen Kram.« Aber ich sagte es nur so laut, dass es niemand hören konnte.
    Doch dann passierten auf einmal einige wunderbare Dinge, die absolut typisch für diese Stadt waren. Es war der erste schöne Frühlingstag nach einem endlosen, verregneten Winter. Mein Mann und ich fuhren in die Stadt und gingen in ein Restaurant direkt am Fluss, um Burger zu essen. Wir saßen im Freien und beobachteten, wie ein Pärchen hinter uns literweise Bier in sich hineinschüttete, ehe die beiden miteinander Schluss machten – inklusive zahlreicher Tränen auf beiden Seiten.
    Kaum waren sie gegangen, informierte die Frau hinter mir ihre Begleitung am Tisch: »Ich kriege keine Karte für die Leihbibliothek, weil Kriminellen keine Bibliothekskarte zusteht. Allmählich wird mir erst so richtig klar, was es bedeutet, vorbestraft zu sein.« Das war fast noch besser als das, was ich die Kellnerin auf die Frage antworten hörte, was sie denn über die Osterferien vorhätte: »Ich fahre nach Kalifornien und stelle mich der Polizei.«
    Und eines Tages, es regnete wieder mal, wollte ich gerade nach links abbiegen, als eine Frau auf einem Elektrowägelchen vom Bürgersteig auf den Zebrastreifen rollte. In Eugene ist es Vorschrift, so lange stehen zu bleiben, bis ein Fußgänger sicher die andere Straßenseite erreicht hat, also blieb ich brav stehen. Ich stand da und wartete, während sie über die Straße tuckerte. Auf ihrem Kopf saß ein riesiger Hut im Stil von Raissa Gorbatschowa, außerdem hatte sie ein weites gelbes Regencape um sich geschlungen, das sie wie ein riesiges Bananenboot aussehen ließ. Plötzlich kam eine Windbö auf, sodass ihr Poncho hochgerissen wurde und über ihren Kopf flatterte und sie nichts mehr sehen konnte.
    Sie machte keinerlei Anstalten, den Regenponcho wieder herunterzuziehen, sondern rollte mit zwei oder drei Meilen pro Stunde weiter. Leider kam sie dabei vom Weg ab und hielt immer weiter auf meinen Wagen zu. Ich konnte mir nur entsetzt die Hand vor den Mund schlagen und zusehen, wie sie unaufhaltsam näher kam, während das Summen ihres Wägelchens immer lauter wurde. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Laut Straßenverkehrsordnung ist es verboten, sich von der Stelle zu rühren, ehe der andere Verkehrsteilnehmer die andere Straßenseite erreicht hat. Aber sie fuhr immer weiter, in der Annahme, dass sie bald am Ziel sein würde, während sie in Wahrheit geradewegs auf die Kreuzung zusteuerte. Also tat ich das Einzige, was ich in dieser Situation tun konnte – ich ließ das Fenster herunter und schrie: »Hey, Riesenbanane! Sie fahren in die falsche Richtung!«, aber offenbar konnte sie mich über den tosenden Wind hinweg nicht hören, sondern rollte weiter auf mich zu.
    Also gut, sagte ich mir. Mach dich auf etwas gefasst. Akzeptier es. Sie wird gleich auf dein Auto auffahren. Sie wird den Lack mit ihrem dämlichen Einkaufskörbchen zerkratzen, und endlich wird auch die restliche Bevölkerung von Eugene allen Grund haben, dich zu hassen. Aber dann, gerade als sie noch drei Meter von meinem Wagen trennten, riss wie durch ein Wunder eine Bö aus der anderen Richtung den gelben Regenponcho dorthin zurück, wo er eigentlich sein sollte. Die Riesenbanane und ich sahen einander in die Augen; nur noch ein paar Meter, und unsere Schicksale wären für immer untrennbar miteinander verbunden gewesen.
    »Sie fahren in die verkehrte Richtung«, schrie ich ein zweites Mal und zeigte auf den Bürgersteig. »Sie müssen hier rüberfahren.«
    Ohne zu zögern, schaltete sie in den Rückwärtsgang, und ich konnte, obwohl sie eine weitere Ampelschaltung brauchte, um es auf den Bürgersteig zu schaffen, endlich nach links abbiegen.
    Es wird langsam, dachte ich. Hier kann man ja doch seinen Spaß haben. Vielleicht war die Idee mit dem Umzug gar nicht so übel. Vielleicht würde ich ja eines Tages mit Eugene meinen Frieden machen und Eugene

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