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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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sagte sie. »Wenn das Bleichmittel die Farbe der Zähne verändert, kann es auch Einfluss auf die Zunge haben, insbesondere wenn Sie die Schiene über Nacht tragen.«
    Ich will dem guten Mann keine Vorwürfe machen, weil er nicht wusste, dass meine Haarzunge in Wahrheit gar nicht haarig war, sondern nur wie ein totes Stück Fleisch aussah, weil ich mir die Zähne hatte bleichen lassen. Aber dieser Kerl hat mir einen Heidenschreck eingejagt, und als ich meine Oma nach der Haarzunge fragte, meinte sie nur: »Klingt echt widerlich, und ich habe keine Ahnung, wovon der Mann spricht. Wenn du das nächste Mal herkommst, halte dich bitte von meinem Badezimmer fern.«
    Als ich mir die kleine Zehe an der Eisenstrebe meines Crosstrainers brach, wälzte ich mich vor Schmerz auf dem Boden und konnte tagelang nur in Hausschuhen herumlaufen, weil mein Fuß so dick geschwollen war. Aber ich blieb zu Hause und ließ es von allein ausheilen, nach dem Motto: »Stell dir vor, du lebst ganz allein in der Wüste und brichst dir die Zehe. Was tust du?« Die Antwort lautet aller Wahrscheinlichkeit nach: »Wird es von einem Kleiemuffin besser? Nein? Dann lass sie einfach in Ruhe.«
    Ich will nicht behaupten, dass ich diesen Gedanken im Kopf hatte, als ich mitten in der Nacht von der Toilette zurück ins Bett wollte und die Katastrophe passierte. Nur wenige Schritte trennten mich noch vom Bett, als ich auf Barnaby trat, meinen geriatrischen Kater, der inzwischen zu alt war, um sich mit einem Sprung aufs Bett zu retten. Stattdessen hatte er es sich auf einem Stapel Klamotten von mir gemütlich gemacht, die ich aus purer Faulheit nicht weggeräumt hatte. Nun ja, wir wissen ja bereits, dass unser Verhältnis ein wenig zwiespältig war, insbesondere im Hinblick auf Schokosterne, aber nicht so sehr, dass ich sein Rückgrat wie einen dürren Zweig in Stücke brechen wollte. Ich weiß sicher, dass ich auf ihn draufgetreten war und schreckliche Angst hatte, ich könnte ihm sehr wehgetan haben, aber da ich meine Ohrstöpsel drin hatte, wusste ich nicht, ob er aufgeschrien hatte oder nicht.
    Jedenfalls beugte ich mich vor, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war, als mein Kopf abrupt zurückgerissen wurde und ich einen dumpfen Schlag verspürte. Ich stürzte nach vorn aufs Bett und schlug mir beide Hände vor die Nase, während ich ins primitivste Stadium verfiel, das ich je an mir erlebt hatte (einschließlich meiner Valium-Exzesse), und gutturale Laute ausstieß, die ich nicht kontrollieren konnte, geschweige denn mir verkneifen. Gleich darauf spürte ich eine Hand auf meinem Rücken. Jemand zog mich hoch, und als ich die Augen aufschlug, blickte ich in die schreckverzerrten Züge meines Mannes, was mir sagte, dass irgendetwas nicht stimmte. Sekunden später dämmerte mir, dass ich mich nicht seitlich neben dem Bett, sondern am Fußende befand und mit der Nase geradewegs auf das Holzbrett geknallt war.
    Das Blut sickerte mir bereits zwischen den Fingern hervor, als mein Mann meine Hände wegzog und mir ein Handtuch reichte, damit ich es draufdrücken konnte.
    »Wir müssen ins Krankenhaus«, versuchte er mir ganz ruhig klarzumachen. »Du solltest deine Hose anziehen.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Doch, es geht nicht anders«, beharrte er. »Jemand muss sich deine Nase ansehen. Sie könnte gebrochen sein.«
    »Nein, ist sie nicht«, widersprach ich erstickt. »Es ist alles in Ordnung.«
    Das Letzte, was ich jetzt noch gebrauchen konnte, war ein Scheißarzt, der meine Scheißnase befingerte. Niemand würde daran herumfummeln. Nur über meine Leiche. Allein das Wort »ansehen« tat schon weh. Es war, als hätte mir jemand einen Vierkantbalken in die Fresse geknallt. Ich hatte nur einen Wunsch: mich hinlegen und warten, bis der Schmerz nachlässt.
    »Es klang, als hätte jemand mit voller Wucht einen Baseball übers Feld katapultiert«, sagte mein Mann.
    »Sie ist nicht gebrochen«, murmelte ich wieder.
    »Es klang wie eine Axt, die einen Baumstamm durchschlägt«, meinte er, womit sich die Chancen, dass ich mich anzog, weiter verringerten.
    »Du wirst mich nicht dazu bringen, mir eine Hose anzuziehen«, erklärte ich entschlossen. »Und solltest du dumm genug sein, es zu versuchen, solltest du auch wissen, dass ich inzwischen Krallen an den Füßen habe.«
    Das genügte. Er zog ab und ließ mich in Ruhe, wie es sich für einen rücksichtsvollen Ehemann gehört. Ich legte mich ins Bett und rollte mich zu einem Ball zusammen, in der Gewissheit, dass

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