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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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hinabzufahren, die eh schon immer da war, dann könnten die hier doch wenigstens ein paar Duftkerzen aufstellen. Wenn Mutter Natur schon vergessen hat, ein anständiges Belüftungssystem einzubauen.
    Trotzdem ist es absolut atemberaubend, wenn man auf der Aussichtsplattform steht und sich die riesige Höhle vor einem erstreckt – besonders wenn sich das größte der Seelöwenmännchen, das etwa so hoch ist wie ein Bus, zu voller Größe aufrichtet und das lauteste Röhren von sich gibt, das ich je gehört habe, ein paarmal mit den riesigen Flossen klatscht und dann über vier bis sechs Sekunden einen Schwall Erbrochenes aus seinem gewaltigen Schlund ausstößt, der sich über alle anderen Seelöwen im Umkreis von sieben Metern ergießt. Ich habe keine Ahnung, wie viele Mägen diese Biester besitzen, aber es muss definitiv mehr als nur einer sein. Und es ist nicht nur Erbrochenes, was er da ausstößt, sondern eine Badewanne voll Fischreste, deren Gestank wie eine Gaswolke aus einem Vulkan über einem zusammenschlägt.
    Die Reaktion der Zuschauer war ein echtes Erlebnis – ein kollektives »Iiiiiihhhh!« brandete wie auf Kommando auf und hallte von den felsigen Wänden wider. Ich kann nicht für die anderen Zeugen dieses Schauspiels sprechen, aber die Magie dieser Meeresbewohner war definitiv auf einen Schlag verflogen, noch dazu, weil die anderen Tiere es noch nicht einmal bemerkt zu haben schienen, dass soeben ein Artgenosse über sie gekotzt hatte und es ein klein wenig abstoßend war herumzustehen und zuzusehen, wie sich ein Säugetier im Erbrochenen eines anderen wälzte. Unnötig zu erwähnen, dass die Zahl der lächelnden Gesichter bei Weitem nicht mehr so groß war wie zuvor; stattdessen herrschte allgemeine Stille, und jeder schien Mühe zu haben, sich zusammenzureißen, denn hätte einer angefangen zu würgen, hätten wir zwangsläufig alle etwas davon gehabt, da der Radius in einem Aufzug bekanntermaßen überschaubar ist. Abgesehen davon war keiner von uns auf einer so niedrigen Stufe der Evolution hängen geblieben, dass er es nicht gemerkt hätte, wenn jemand ihn unter einem Strahl seines Erbrochenen begraben hätte.
    Nach mehrstündiger Fahrt hielten wir auf der Hauptstraße eines Bergbaustädtchens an und fanden ein hübsches kleines Restaurant, wo wir zu Mittag aßen – was uns nach den jüngsten Fast-Food-Erfahrungen durchaus ratsam erschien.
    Wir bestellten Hamburger und Bratkartoffeln (wir waren uns alle einig: keinen Fisch mit Pommes dazu) bei einem freundlichen Latino mittleren Alters, der, kaum hatte er die Bestellung aufgenommen, in der kleinen Küche verschwand und zu kochen begann. Es war nicht allzu viel los, und nachdem die anderen Gäste gezahlt hatten und gegangen waren, blieben wir allein zurück. Als wir fertig waren, standen wir auf und begaben uns zum Tresen, um die Rechnung zu begleichen.
    Kaum war der Mann hinter die Kasse getreten, läutete die Glocke über der Tür, und drei junge Männer kamen herein. Sie konnten höchstens zwanzig sein. Der Mann hinterm Tresen zeigte mit dem Finger auf den größten der drei Jungs und schrie: »Los, sofort raus hier! Ich habe euch doch gesagt, ihr sollt euch hier nicht mehr blicken lassen!«
    Der Bursche stand vor seinen zwei Kumpels – drei Dorfjungs, die auf dicke Hose machten.
    »Das wirst du noch bereuen!«, schrie der Teenager den Mann an. »Du glaubst, du kannst mich einfach so feuern, ja? Ohne dass was passiert? Dafür wirst du bezahlen, du dämlicher alter Drecksack!«
    Mein Adrenalinspiegel schoss augenblicklich in die Höhe, und ich spürte, wie mich ein eisiger Schauder überlief. Ich packte Nick am Arm, zog ihn dicht an mich und warf meinem Mann einen verängstigten Blick zu, dessen Gesichtsausdruck mir verriet, dass es ihm nicht anders erging. Blanke Panik ergriff uns. Wir saßen in der Falle. Hinter uns befand sich der einzige Eingang, der von den drei Jungs blockiert war, wohingegen ihr Opfer direkt auf der anderen Seite des Tresens stand.
    »Los, sofort raus hier!«, schrie der Mann. »Du hast mich bestohlen! Ich rufe die Polizei!«
    Der Bursche stieß einen herzhaften Fluch aus, ehe er dem Mann ein »du dreckiger Chillifresser« an den Kopf warf.
    »Ich prügle dir die Seele aus dem Leib«, warnte er, »das verspreche ich dir. Pass bloß auf. Du glaubst, du kannst mich verarschen, ja? Tja, ich reiß dir deinen Scheißarsch auf, darauf kannst du einen lassen!«
    Ich stand wie gelähmt da.
    »Jetzt haut endlich ab!«, schrie

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