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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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in der großen Reisetasche. Hast du denn nicht mal reingesehen?«
    Es stellte sich heraus, dass sie recht hatte. Da waren sie – T-Shirts, Schlafanzug und Hosen unter massenhaft Socken und Unterhosen, die er die ganze Zeit kein einziges Mal herausgezogen hatte. Aber woher hätte ich das wissen sollen? Ich hatte dem Kleinen vertraut. Ich dachte, wenn man groß genug ist, um sich eine geschlagene Dreiviertelstunde lang allein auf dem einzigen Klo weit und breit zu verbarrikadieren, und wirklich nur eine Zeitschrift liest, weiß man auch, wie eine zusammengelegte Hose in einer Reisetasche aussieht.
    Wir fuhren an die Küste, wo wir ein Haus in Strandnähe gemietet hatten. Nach dem Auspacken schlug meine Schwester vor, einen Spaziergang an der Strandpromenade zu machen, wo sie glaubte, einen Tretbootverleih gesehen zu haben. Ich kann nicht behaupten, dass ich ein Riesenfan von Tretbooten bin, aber wenn so etwas zu einem richtigen Familienurlaub gehört, bin ich gern bereit, mir etwas Nachhilfe geben zu lassen.
    Mein Mann und ich blätterten fünfundzwanzig Dollar für eine Stunde hin, kletterten in das winzige Zweisitzerboot und ließen uns kurz das Ruder erklären. Dann ging es los, während meine Schwester und ihre Familie in den Viersitzer stiegen.
    »Viel Spaß«, rief mein Schwager und winkte uns mit einem verdächtig breiten Grinsen zu, während der Bootsverleiher unser Boot von der Anlegestelle abstieß. »Und vergesst nicht, was ich euch von vornherein gesagt habe: Alles nur meine Schuld.«
    Verwirrt fingen wir an zu treten. Es war ein wunderschöner Tag, also lehnten wir uns zurück, strampelten gemächlich vor uns hin und schafften es innerhalb einer halben Stunde ans andere Ende der Bucht, wo wir beschlossen umzukehren und zurückzufahren. Das Boot meiner Schwester war nirgendwo zu sehen, aber vermutlich waren sie in die andere Richtung abgedüst und amüsierten sich prächtig. Ich war ziemlich sicher, dass Nick seinen Eltern längst von seinem Horrorurlaub mit uns erzählt hatte und sie bei ihrer Rückkehr wussten, dass wir ihm alles vermasselt hatten, was auch nur ansatzweise hätte Spaß machen können.
    Doch als wir näher kamen, stellten wir fest, dass das Boot meiner Schwester nur etwa zehn Meter vom Anleger trennten. Na ja, dachte ich, ist ja auch klar, wenn vier Leute in die Pedale treten, schafft man es eben schneller als zwei lahme Schnecken wie wir. Meine Schwester und ihre Lieben sangen ein Lied, denn sie war aufgestanden und hatte die Hände gehoben, als wollte sie ihr kleines Quartett dirigieren.
    In diesem Augenblick wusste ich, dass etwas nicht stimmte – selbst an einem denkwürdig schönen Tag würde jemand mit unserer DNA eher ein Mitglied seiner eigenen Familie zum Frühstück verspeisen, als ein Lied anzustimmen. Außerdem erkenne ich die Stimmen meiner eigenen Sippe auf der Stelle wieder, und es lag auf der Hand, dass ihre Hyänenschreie einen völlig anderen Grund und eine weitaus beängstigendere Bedeutung hatten.
    Als wir näher heranpaddelten, sahen wir, dass sie sich unaufhörlich im Kreis drehten, da sich das Steuerruder in einer höchst ungünstigen Position neben dem Bein meines Schwagers verkantet hatte. Meine Schwester stand noch immer im Boot und schrie meinen sichtlich frustrierten Schwager an: »Los, schneller, Taylor! Du trittst nicht schnell genug! So kommen wir nie irgendwohin! Herrgott noch mal, tritt endlich schneller! Wir müssen zum Anleger zurück! Tu doch was!!« Sie hatte ein blaues Plastikstück in der Hand, das beim Einsteigen noch die Rückenlehne ihres Sitzes gewesen war, sich jedoch aus der Verankerung gelöst hatte, kaum dass sie fünf Meter gepaddelt waren. Ich sah David auf dem Rücksitz des Boots sitzen. Sein Gesicht war puterrot, und die Tränen liefen ihm in Strömen über die Wangen. »Wir sinken! Wir sinken! Da sind Haie im Wasser! Wir werden alle sterben! Wir werden alle sterben«, schrie er unaufhörlich.
    Und dann sah ich Nick, der, während die anderen Familienmitglieder aus Leibeskräften strampelten, meinen Mann und mich ansah, als wir in aller Seelenruhe vorbeiglitten, und lautlos ein Wort mit den Lippen formte. HILFE !
    Ich glaube, er kommt nächstes Jahr wieder mit uns in den Urlaub.

Bitte rufen Sie nicht in China an!
    An den derzeitigen Inhaber meines iPhones:
    Ich bin sicher, Sie waren ziemlich verblüfft, als Sie gestern Abend mitten auf der Straße ein iPhone liegen sahen. Mir wäre es jedenfalls so gegangen. Vielleicht hätte ich es

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