Weg da das ist mein Fettnapfchen
tatsächlich zurückzurufen, würde derjenige sich einen Riesenärger einhandeln, der ihm erspart geblieben wäre, wenn er eine Mutter wie meine hätte, die immer alle schön vor jeder Unbill auf der Welt warnt. Aber hätte diese Mutter Karens Anruf für bare Münze genommen, wüsste derjenige inzwischen, dass die Vorwahlen 809, 284 und 876 zur Dominikanischen Republik gehören. Selbst wenn man nur kurz anruft und sagt: »Hi, Karen, hier spricht Carol Notaro. Ich weiß, dass Sie keine wichtige Nachricht für mich haben, aber ich schließe Sie trotzdem in meine Gebete ein«, kostet einen das ganze 2425 Dollar pro Minute.
O JA, GANZ GENAU , weil diese Mutter so nachlässig war, ihrem Sprössling zu unterschlagen, dass der Telefonanbieter sich aus dieser Riesensauerei hübsch heraushält und sich mit dem Argument, er stelle lediglich die Rechnung aus, aus der Affäre zieht. Und deshalb ist man dann um schlappe 2425 Dollar ärmer. Einfach so. Ist das nicht gruselig? Würde da nicht jeder freiwillig auf die Umarmung verzichten und sich lieber eine Zahlung im Wert einer Monatshypothekenrate ersparen? Offenbar fanden fünfzehn Leute im C.C.-Schneeballsystem meiner Mutter dieses Vorgehen beängstigend genug, um die Mail wie eine offene Herpeswunde weiterzuverbreiten, bis sie schließlich bei mir landete.
Seien wir doch mal ehrlich: Wie viele Leute waren schon mal drauf und dran, diese 809-Nummer anzurufen? Viele. Zahllose. Selbst heute noch gibt es welche, die sich nur mit Mühe beherrschen können. Und wenn man jemanden wirklich liebt, würde man doch genauso reagieren wie meine Mutter (»Oh! Das ist ja schrecklich! Was für Tiere!«) und die Mail augenblicklich an jeden weiterschicken, mit dem man Bingo spielt, sonntags in die Kirche geht oder Rezepte tauscht. Natürlich ist es schon komisch, dass Karen scheinbar zufällig immer genau dann anruft, wenn sie exakt weiß, dass niemand rangehen wird, ehe sie wieder im finsteren Sumpf des Vorwahlnetzes der Dominikanischen Republik abtaucht, aber so ist das nun mal. Wer ist diese Karen eigentlich? Weiß sie, wo man wohnt? Weiß sie, wie lange man morgens schläft? Weiß sie, ob man brav oder böse war, sodass man sich künftig anstrengen muss, immer schön brav zu sein?
Und als wäre das nicht beängstigend genug, feuerte meine Mutter gleich noch eine weitere FWD: FWD: FWD: FWD: FWD: BITTE DAFÜR SORGEN DASS EURE TÖCHTER UND AUCH SONST JEDER BESCHEID WEISS -Horrormail hinterher mit dem Begleitsatz: »Die kommt von einem Kerl von KVLY-TV in Fargo. Und die Geschichte ist tatsächlich wahr! Echt gruselig!«
Und dann gibt es scheinbar noch Leute, die einem nachlaufen, wenn man aus der Tankstelle oder dem Supermarkt kommt, und fragen, welches Parfum man trägt. Dann bieten sie einem genau dieses Parfum zu einem sensationellen Sonderangebotspreis an. Laut dem Typen von KVLY-TV in Fargo stehen die Männer zwischen zwei geparkten Autos und bitten einen, doch mal an dem Parfum zu riechen, das sie einem andrehen wollen. Wenn man zu diesem Zeitpunkt noch keinen Verdacht geschöpft hat, dass da etwas nicht stimmen kann, wenn ein Mann zwischen zwei geparkten Autos steht (die müssen einen gemeinsamen Vorfahren mit den Transportertypen haben), und an dem Parfum schnuppert, versinkt man Sekunden später in tiefer Bewusstlosigkeit.
WEIL NÄMLICH ÄTHER IN DIESEM FLAKON IST! Und dann wird man ausgeraubt, während man hilf los auf dem Parkplatz des Supermarkts liegt, und man kan n nur hoffen, dass man im Augenblick des Falls geistesgegenwärtig genug war, nicht in einer Pfütze aus Erbrochenem oder der schmutzigen Windel des Babys zu landen, dessen Eltern es gerade am Eingang zu verkaufen versuchen.
Offenbar soll das Ganze auch auf dem Parkplatz der Möbelhauskette Big Lots passiert sein. Ich möchte an dieser Stelle lieber nicht darauf eingehen, weshalb ich es vielleicht für eine gar keine so schlechte Idee halte, die Massen dort ein bisschen auszudünnen. Aber wenn es Leute gibt, die bereit sind, den Schnüffeltest zu machen, bevor sie sich für sechs Dollar eine Jogginghose bei Wal-Mart kaufen, wä re dies etwas, was die Leute durchaus interessieren könnte, falls es jemand auf Video festhält. 4 Und damit nicht genug. Wer zu den Menschen gehört, die diese Einkaufstempel regelmäßig und weder unter Zwang noch im Zuge einer Entführung aufsuchen (völlig egal, ob das Zeug, mit dem derjenige sich einsprüht, eine Kopfnote von Balsamierflüssigkeit oder Diesel hat), und wer es für eine
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