Weg da, das ist mein Handtuch
Wenn die Putzfrauen unter Marios Klamotten Schnitzel und Pommes fanden, war es kacke. Dann war er selber schuld. Scheiße, bis die kamen, musste er den Scheiß weghaben!
Mario nahm die halben Plastikbeutel aus seiner Jeansjacke, wickelte einen um jede Hand und riss seinen Klamottenhaufen beiseite, bis er auf etwas stieß, das aussah wie wimmelnde Bärenkacke. Es war das Essen, zentimeterdick mit Ameisen bedeckt.
Mario packte das, was früher die Schnitzel gewesen waren, rannte mit verzerrtem Gesicht auf den Balkon und warf sie in hohem Bogen über die Brüstung. Leises Platschen war zu hören; er würde den Pool heute nicht mehr benutzen. Dann griff er mit beiden Händen die Pommes. Er musste mehr als zehnmal laufen, und unter der Dusche spülte er selbst aus seinen Ohren noch Ameisen. Scheißegal. Zwischenstand 465,1 9 Euronen. Geil!
SUSAN
Sie saß auf einer Schattenliege am Pool. Javier hatte Pooldienst. Mit nacktem Oberkörper und geübten Bewegungen schenkte er Getränke aus, immer lächelnd, immer gut gelaunt. Ab und zu sah er zu ihr herüber.
Sie hatten gestern Abend zwei Flaschen Wein zusammen geleert, und es war noch richtig lustig geworden. Javiers Anwesenheit hatte vermutlich ihr Leben gerettet, auch wenn sie nicht wusste, wie sie das finden sollte.
Nach der Mittagsansage kam er schnell zu ihr und fragte, ob sie nicht bei den Poolspielen mitmachen wolle. »Das ist total albern, ich weiß«, sagte er, »aber man kommt auf andere Gedanken. Man schaltet ab. Man vergisst seine Sorgen mal kurz. Komm, schöne Frau!« Er ließ ihr keine Zeit zum Überlegen, zog sie hoch.
Also machte sie mit. Beim Seilziehen in Gruppen, beim Wetttauchen nach Ringen, beim Löffelbalancieren. Es stimmte, es war lustig, und man musste nicht überlegen, nicht grübeln. Und beim Reiterkampf hob Javier sie einfach auf seine starken breiten Schultern. Susan hatte Lust, so weiterzumachen, einfach weiterzumachen und alles geschehen zu lassen, ohne nachzudenken.
Als Javier sie wieder herunterhob, hatte sie den Eindruck, dass er seine Hände länger um ihre Hüften ließ als notwendig. Und sie war schon neugierig darauf, ob das Absicht war.
Da schwamm auf einmal etwas zwischen ihnen. Etwas, das aussah wie ein Stück Kohle, das sich auflöste. Nein, iiiihhh! Das waren lauter Ameisen!
Susan sprang zurück, und als sie wieder zu sich kam, hatte sie den Pool verlassen.
»Wir sehen uns bei der großen Abendshow!«, rief Javier ihr hinterher. »Tanz der Vampire!«
MORITZ
Beim Treffen in der Lobby mit Fernandez erwischte er sich dabei, dass er nach Susan Ausschau hielt. Lächerlich, sie lag sicher längst am Strand oder am Pool. Auch Fernandez verkniff sich Fragen nach »Señora«, er fuhr wieder seinen Scuderia und raste die Küsten- und die Bergstraße entlang, bis sie zu etwas kamen, das aussah wie ein Ufo. Oder eine riesige Safarilodge aus Stahl und Glas auf Stelzen.
»Das Praktische ist«, sagte Fernandez, »man kann darunter parken und das Auto bleibt kühl, denn die Hitze wird komplett von dem Haus aufgefangen.« Jedes Zimmer hatte mindestens eine komplette Wand aus Glas, das Mobiliar war ein kreativer Mix aus Bauhaus, Art déco und up to date.
Der Blick auf das Meer war atemberaubend, die Steilküste begann kaum zehn Meter neben dem Haus. Von der Terrasse ragte eine Stahlplanke wie ein Sprungbrett in Richtung Wasser. »Der Golfabschlag. Der Noch-Besitzer hat hier manchmal tagelang einen Ball nach dem anderen aufs Meer gehauen. Er spielt gut, er hat jede Menge Anzeigen von Leuten kassiert, die er getroffen hat.«
»Deshalb verkauft er?«, fragte Moritz.
»Er hält die Temperaturen hier drinnen nicht mehr aus. Er sagt, im August könne man auf dem Wohnzimmerfußboden Eier braten.«
»Sonst«, fragte Moritz auf der Rückfahrt. »Sons t – haben Sie nichts mehr?«
»Im Moment nicht, ich bin untröstlich«, sagte Fernandez, »aber täglich, stündlich kann es passieren, dass ich ein neues Angebot bekomme. Dann denke ich natürlich zuerst an Sie beide. Wie lange werden Sie mit der Señora noch hier sein?«
Als Moritz wieder im Hotel war und durch die Lobby zum Fahrstuhl schlenderte, stand ein Mann an der Rezeption, der freundlich einen Polizeiausweis zückte.
»Nein«, sagte er zu Moritz, »nein, Herr Palmer, Sie brauchen sich selbstverständlich nicht vorzustellen, ich bitte Sie, es ist mir eine übergroße Freude, Sie kennenzulernen. Wa s … « – das ging an den Rezeptioniste n – » … was erzählen Sie Tölpel da von
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