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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
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der Tür klopfte. Die Kinder schrien, hinter der Wand rumpelten, fluchten und türenknallten die Nachbarn, Anna war genervt, obwohl es ihre Mutter war. »Ich wollte diesem Mann noch eine Chance geben, eine allerletzte Chance«, rief die. »Aber ich kann nicht mehr. Ich reise ab, morgen reise ich wirklich ab, ich habe schon gebucht!« Dann beanspruchte sie Olivers Bett.
    Kaum lag Oliver auf seinem Badvorleger, schlief er wie ein Stein.

Donnerstag
    PETE
    Die CD nebenan war fast die ganze Nacht gelaufen, und Pete war bereit, noch ein letztes Mal jedes Risiko auf sich zu nehmen. Sorgfältig seifte er seinen ganzen Körper ein. Dann kletterte er mühsam auf das Fensterbrett, drehte sich auf den Bauch, krallte seine Hände um die Kante des Fensterbrettes und zwängte sich durch das enge Fenster rückwärts nach draußen.
    Der Pool, das hatte er sich vorher überlegt, war hier ungefähr drei Meter vom Haus entfernt. Wenn Pete sich beim Springen mit dem gesunden Bein mit aller Kraft weit genug von der Hauswand abstieß, würde er im Wasser landen. Wenn nicht, würde er aus dem vierten Stock auf die Fliesen klatschen. Aber selbst das war besser als noch eine Nacht mit Benjamin Blümchen.
    OLIVER
    Oliver wollte nicht schwimmen. Er hatte auch die Badehose oben gelassen. Er ging nur im Bademantel zum Pool, weil er es auf dem harten Badvorleger wie immer gegen Morgen nicht mehr ausgehalten hatte. Die Sonne war aufgegangen, die Rasensprenger liefen noch. Sonst war es still. Fast. Als Oliver auf den Pool zuging, hörte er ein Ächzen.
    Über sich.
    Er sah hoch. Da oben, im vierten Stock, baumelte jemand aus dem Fenster und zielte mit den Füßen auf seinen Kopf.
    PETE
    Als er sich traute, nach unten zum Pool zu sehen, stand da ein Mann und starrte zu ihm hoch. Pete wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihn um Hilfe zu bitten. Der Mann würde lachen, winken, Geld wollen oder ihm den Mittelfinger zeigen. Vielleicht auch beide Mittelfinger, das hatte er noch nicht gehabt. Und dann würde der Mann davongehen, als sei er gar nicht da. Obwohl seine Kraft nachließ, merkte Pete, wie Wut in ihm aufstieg, Wut auf den Kerl, der da stand, um ihn fallen und scheitern zu sehen.
    OLIVER
    Oliver stockte der Atem. Der Mann da oben musste in einer verzweifelten Lage sein.
    »Hallo!«, rief Oliver. »Tun Sie es nicht, bitte! Es gibt immer einen Ausweg. Fast immer! Springen Sie nicht!«
    Der Mann da oben begann zu zappeln und ihn auf Englisch zu beschimpfen.
    Oliver wurde klar, dass er sich geirrt hatte. Wie peinlich. Von wegen Notlage, von wegen Verzweiflung. Der Kerl da oben war nur einer von ihnen. Einer dieser Liegenreservierer. Er hatte Oliver aus dem Haus kommen sehen und wollte vor ihm am, genauer: im Pool sein. Um ihn zu verjagen, zu bedrohen, das Übliche. Und jetzt traute sich dieser kranke Kerl nicht, zu springen.
    Es musste an seinen Erfahrungen in den letzten Urlaubstagen liegen, aber Olivers Mitgefühl hielt sich in Grenzen.
    Er drehte sich um, zeigte dem Typen beide Mittelfinger und ging zurück zum Hotel.
    PETE
    Er merkte, dass er sich nicht viel länger halten konnte. Er merkte auch, dass er sich verrechnet hatte: Der Pool war viel weiter vom Haus entfernt, als er angenommen hatte. Zitternd und schnaufend zwängte er sich mit allerletzter Kraft durch das Fenster zurück und plumpste wie ein sterbendes Walross auf den Badezimmerfußboden.
    MARIO
    Beim Aufwachen merkte er, dass ihn etwas in die Nase biss. Tatsächlich: Fünf bis zehn der Ameisen, die er in seinem Zimmer freigelassen hatte, waren in seinem Bett wieder aufgetaucht. Bingo!
    Vorsichtig, um keines der kostbaren Tiere zu verletzen, stand Mario auf. Im Flur war niemand zu hören. Mario rief die Rezeption an und gab Ameisenalarm.
    Es kam derselbe Typ wie beim letzten Mal.
    Wortlos schlug Mario die Decke zurück und präsentierte die auseinanderflitzenden Biester.
    Der Rezeptionstyp blieb in der Tür stehen und lächelte: »Netter Versuch. Aber Ameisen kommen nie ins Bett. Ameisen sind auf dem Fußboden. Oder in der Dusche. Oder an der Wand. Also, vergiss es. Und überhaupt: Wo sind sie denn?«
    Klar, dieses Arschloch hatte mit voller Absicht wieder so lange gelabert, bis die beschissenen Ameisen sich alle verkrümelt hatten. Scheiße.
    »Sie sind da«, sagte Mario, was sollte er auch sonst sagen. »Sie tauchen immer wieder auf!«
    »Oh, sie tauchen immer wieder auf«, wiederholte der Typ.
    Mario beschloss, die Sache mit den Ameisen sein zu lassen. Und dem Typen, damit der mit

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