Weg da, das ist mein Handtuch
einem Stefan Schmidt? Dieser Herr ist Moritz Palmer, das müssten selbst Sie sehen!«
Moritz schwieg; es wäre unklug gewesen, nun zu behaupten, er sei jemand anderer.
»Was spielen Sie als Nächstes?«, wandte sich der Kommissar ihm zu. »Ach, darf ich Sie vielleicht kurz nach draußen zu meinem Wagen bitten, ich habe zufälligerweise einen Film mit Ihnen auf DVD dabei, ein Geschenk für meinen Sohn, er würde sich so freuen, wenn Sie sie ihm signieren könnten!«
Kaum saß Moritz neben ih m – der Mann fuhr Porsch e –, änderte der Kommissar seinen Ton. »Ich könnte Sie als Betrüger mitnehmen.«
»Wie bitte«, fragte Moritz.
»Es ist ein uralter Trick, sich als Promi auszugeben, um Vergünstigungen zu bekommen. Viele machen das. Wir haben jedes Jahr mindestens zwanzig solcher Kerle auf der Insel.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Moritz. »Die Rezeption hat meinen Ausweis. Er lautet auf den Namen Stefan Schmidt.«
Der Kommissar lachte. »Eine dumme Fälschung. Das habe ich sofort gesehen.«
Oh, danke, Ilka!
»Mehr noch: Eine absichtlich dumme Fälschung«, fuhr der Kommissar fort, »denn der beste Hochstapler ist der, der behauptet, er sei es gar nicht. Der aber alles tut, um durchblicken zu lassen, er sei es doch!«
»Einen Augenblick«, sagte Moritz. »In meinem Zimmer befindet sich ein Ausweis auf den Namen Moritz Palmer!«
»Sicher besser gefälscht!«, lachte der Kommissar. »Es gibt heutzutage hervorragende Fälschungen. Ich könnte Sie jetzt einfach mitnehmen, keine Frage, und unsere Zellen sind bekanntermaßen voll mit Erbrochenem und Ungeziefer. Aber, ich würde mich auch überzeugen lassen, dass Sie es sind.«
»Stefan Schmidt?«, fragte Moritz.
Der Kommissar stieß ein ungeduldiges Ächzen aus.
»Moritz Palmer?«, fragte Moritz.
Der Kommissar nickte.
»Stefan Schmidt wäre viel besser«, sagte Moritz. »Wissen Sie, ich möchte kein Aufsehen errege n …«
Der Kommissar sah ihn sprachlos an. »Nein!«, polterte er dann. »Ich habe Sie bereits vor dem Rezeptionisten als Moritz Palmer identifiziert. Denken Sie, ich habe Lust, mich vor diesem Schwachkopf zu blamieren? Entweder Sie sind jetzt Moritz Palmer, oder wir fahren!«
Moritz blieb keine Wahl. Er zog seinen Geldbeutel.
MARIO
Seit zwei Stunden kauerten in seinem Zimmer zwei spanische Putzfrauen, sortierten Marios Kleider und schrubbten wimmernd den Schrank. Aber wie es aussah, hatten die keine echte Chance gegen die Ameisen. Mario war auf der Gewinnerspur. Und er würde noch eins drauflegen.
Die Schnecken krochen an der Außenmauer des Hotels entlang. Echte, klar, keine Bräute. Große Oschis, schwarz, schleimig, ideal. Acht Stück schob er mit zusammengebissenen Zähnen in den rechten Ärmel seiner Jeansjacke. Die Plastikbeutel hatte er ja den Schnitzeln hinterhergeworfen. Mario ging schnell, denn die Schnecken versuchten, auszubrechen. Eine konnte er noch auffangen, die andere glitschte ihm zwischen den Fingern durch und klatschte in der Lobby auf den Marmorboden. Hinter ihm kreischte ein Weib auf. Er ging weiter, ohne sich umzudrehen.
OLIVER
Carlotta hatte heute etwas Neues auf Lager, um den Beginn des Abendessens zu verzögern. Zwar ließ sie den Toilettengang ausfallen, dafür aber verlangte sie im Fahrstuhl auf einmal brüllend nach Schmusi, dem kleinen Stoffigel, ohne den sie niemals schlief.
Natürlich war es Oliver, der zurückhetzte, das Zimmer durchwühlte wie ein Maniac und den Igel schließlich fand, als er stinksauer Carlottas Kissen gegen die Wand warf: unter dem Kissen nämlich.
Im Restaurant hatten Sven und Michelle ihnen Plätze freigehalten. »Super Tipp«, grinste Sven und schob die CD über den Tisch. Bevor die Kinder sie erkennen konnten, warf Anna ihre Serviette drüber. »Wir haben das ätzende Zeug fast die ganze Nacht laufen lassen. Und heute: Nichts zu hören von dem alten Sack, absolut nichts!«
Michelle fragte, ob sie nicht morgen alle an den Strand gehen und die Kinder zusammen spielen lassen könnten. Oliver überlegte angestrengt, wie er ausweichend antworten konnte, ohne unhöflich zu wirken.
Carlotta rettete ihn. Sie musste jetzt unbedingt und samt ihrem Igel doch auf die Toilette.
»Liebe Freunde!«, rief der Elvis-Imitator, als sie wiederkamen. »Die begabten Schauspieler unseres hochmotivierten Animationsteams haben in monatelanger mühevoller Kleinarbeit die Show »Tanz der Vampire« einstudiert, ein erstklassiges Stück, um das uns alle anderen Hotels beneiden. Nur leider haben es
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