Weg der Träume
dass wir über das Fußballspiel reden. Oder ich erzähle ihr, wie gut du angeln kannst. Oder wir reden darüber, wie gescheit du bist…«
Jonah schüttelte mit zusammengezogenen Brauen den Kopf.
»Ich bin nicht gescheit.«
»Doch, das bist du. Du bist sehr gescheit, und Ms. Andrews findet das auch.«
»Aber ich bin der Einzige in der Klasse, der nach dem Unterricht noch bleiben muss.«
»Ja, sicher…, aber das macht nichts. Ich musste als Kind auch länger bleiben.«
Das interessierte Jonah. »Ehrlich?«
»Ja. Aber nicht nur für einige Monate, sondern zwei Jahre lang.«
»Zwei Jahre?«
Miles nickte bekräftigend. »Jeden Tag.«
»Wow«, sagte Jonah, »du musst wirklich dumm gewesen sein, wenn du zwei Jahre länger bleiben gemusst hast.«
Das wollte ich damit eigentlich nicht zum Ausdruck bringen, aber wenn du dich dadurch besser fühlst, bitte.
»Du bist ein gescheiter junger Mann, vergiss das nie, okay?«
»Hat Ms. Andrews gesagt, dass ich gescheit bin?«
»Das sagt sie mir jeden Tag.«
Jonah lächelte. »Sie ist eine nette Lehrerin.«
»Das finde ich auch, und ich bin froh, dass du sie magst.«
Jonah schwieg, und die Feuerwehrautos steuerten wieder aufeinander zu.
»Findest du sie hübsch?«, fragte er unbefangen.
Holla, wo hat er denn das alles her?
»Naja…«
»Ich finde, sie ist hübsch«, erklärte Jonah. Er zog die Knie an und langte nach dem Buch, damit sie weiterlesen konnten.
»Manchmal muss ich bei ihr an Mom denken.«
Darauf fiel Miles beim besten Willen keine Antwort ein.
Auch Sarah suchte gerade nach einer Antwort, aber in einem ganz anderen Zusammenhang. Sie musste erst schlucken, bis sie ihre Stimme wieder fand.
»Ich habe keine Ahnung, Mom. Ich habe ihn nicht gefragt.«
»Aber er ist doch Sheriff, oder nicht?«
»Ja…, aber das war bisher wirklich kein Gesprächsthema.«
Ihre Mutter hatte sich laut gefragt, ob Miles wohl schon mal einen Menschen erschossen hatte.
»Ich bin nur neugie rig, verstehst du? Man sieht so viel im Fernsehen, da würde es mich nicht wundern. Es ist ein gefährlicher Beruf.«
Sarah schloss die Augen. Seit sie beiläufig erwähnt hatte, dass sie mit Miles ausgehen wollte, hatte ihre Mutter sie mehrmals am Tag angerufe n und Sarah Dutzende von Fragen gestellt, von denen sie kaum eine beantworten konnte.
»Ich frage ihn irgendwann für dich, einverstanden?« Ihre Mutter zog hörbar die Luft ein.
»Nein, auf keinen Fall! Ich will doch nicht von Anfang an alles für dich ruinieren!«
»Es gibt nichts zu ruinieren, Mom. Wir sind noch nicht so weit.«
»Aber du sagst doch, er ist nett?« Sarah rieb sich entnervt die Augen.
»Ja, Mom. Er ist nett.«
»Also, dann denk daran, wie wichtig der erste Eindruck ist.«
»Ich weiß, Mom.«
»Und zieh dir etwas Hübsches an. Mir ist egal, was heutzutage in den Zeitschriften steht - man muss unbedingt wie eine Lady aussehen, wenn man mit einem Mann ausgeht. Was manche Frauen heutzutage anziehen…«
Während ihre Mutter ihre Litanei abspulte, hatte Sarah gute Lust, den Hörer aufzulegen, doch stattdessen nahm sie sich ihre Post vor. Rechnungen, Werbeprospekte, eine Einladung zum Erwerb einer VISA-Karte. So merkte sie nicht gleich, dass ihre Mutter fertig war.
»Ja, Mom«, sagte Sarah automatisch.
»Hörst du mir überha upt zu?«
»Natürlich höre ich zu.«
»Dann kommst du bei uns vorbei?«
Ich dachte, sie redet über meine Kleider… Sarah überlegte krampfhaft, was ihre Mutter meinen könnte.
»Du meinst, ich soll ihn euch vorstellen?«
»Dein Vater würde ihn gerne kennen lernen.«
»Ach… ich weiß nicht, ob wir dazu Zeit haben werden.«
»Aber du hast gerade gesagt, dass du noch nicht weißt, was ihr unternehmt.«
»Wir werden sehen, Mom. Aber macht keine Pläne, weil ich nichts garantieren kann.«
Am anderen Ende herrschte Schweigen. Dann kam ein enttäuschtes »Oh.«
Und eine neue Taktik. »Ich dachte nur, ich könnte ihm wenigstens kurz hallo sagen.«
Sarah griff wieder nach der Post.
»Ich kann nichts garantieren. Wie du mir geraten hast, will ich seine Pläne nicht durcheinander bringen. Das verstehst du doch , oder?«
»Muss ich wohl«, sagte ihre Mutter leicht eingeschnappt.
»Aber wenn ihr es nicht schafft, ruf mich wenigstens hinterher an, und erzähl mir, wie es war.«
»Ja, Mom, ich rufe an.«
»Und ich hoffe, du amüsierst dich.«
»Bestimmt.«
»Aber nicht zu sehr…«
»Ich versteh schon«, unterbrach Sarah.
»Ich meine, es ist deine erste
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