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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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dieses letzte Mal. Das allerletzte Mal.
    Und dann kroch ich wieder wie ein Vampir in die Nacht hinaus.

Kapitel 26
    In der Nacht, in der Miles im Schlafzimmer den Ordner studierte, hatte Jonah zum ersten Mal seit Wochen wieder einen Albtraum.
    Miles brauchte einen Augenblick, um das Geräusch zu registrieren - er hatte fast bis zwei Uhr morgens über den Unterlagen gesessen. Durch die vorausgegangene Nachtschicht und die Ereignisse des Tages rebellierte sein Körper. Da hörte er Jonah weinen. Als müsse es sich einen Weg durch feuchte Watte bahnen, kehrte sein Bewusstsein erst langsam zurück, und der Gang ins Kinderzimmer entsprang mehr einem Reflex als dem Bedürfnis, seinen Sohn zu trösten.
    Es war früh am Morgen, kurz vor Sonnenaufgang. Miles trug Jonah auf die Veranda. Als er zu weinen aufhörte, war die Sonne schon aufgegangen. Weil es Samstag war und Jonah nicht zur Schule musste, brachte Miles ihn zurück ins Kinderzimmer und setzte Kaffeewasser auf. Sein Kopf dröhnte, und er spülte mit Orangensaft zwei Aspirin herunter.
    Während der Kaffee brodelte, holte Miles den Ordner mit den nächtlichen Anmerkungen hervor. Er wollte sie vor der Arbeit noch einmal durchlesen. Bevor er jedoch anfangen konnte, kam Jonah in die Küche. Er tapste zum Tisch und rieb sich die verquollenen Augen.
    »Warum bist du auf?«, fragte Miles. »Es ist noch früh.«
    »Ich bin nicht müde«, antwortete Jonah.
    »Du siehst müde aus.«
    »Ich hab schle cht geträumt.«
    Damit hatte Miles nicht gerechnet. Jonah hatte sich noch nie an seine Träume erinnert.
    »Wirklich?«
    Jonah nickte. »Ich hab geträumt, du hättest einen Unfall gehabt. Wie Mommy.«
    Miles legte ihm den Arm um die Schulter. »Das war nur ein Traum«, sagte er. »Es ist nichts passiert. Okay?«
    Jonah wischte sich mit dem Handrücken die Nase. In seinem Pyjama sah er jünger aus, als er war.
    »Dad?«
    »Ja?«
    »Bist du sauer auf mich?«
    »Nein, überhaupt nicht. Warum?«
    »Du hast gestern gar nicht mit mir geredet.«
    »Das tut mir Leid. Ich bin nicht sauer auf dich - ich musste nur über etwas nachdenken.«
    »Über Mommy?«
    Wieder war Miles überrascht. »Wie kommst du darauf?«, fragte er.
    »Weil du diese Papiere wieder angeschaut hast.«
    Jonah deutete auf den Ordner. »Die sind doch über Mommy, oder?«
    Nach ein paar Sekunden nickte Miles. »In gewisser Weise.«
    »Ich mag diese Papiere nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie dich traurig machen«, erklärte Jonah.
    »Sie machen mich nicht traurig.«
    »Doch«, erwiderte Jonah. »Und mich machen sie auch traurig.«
    »Weil du Mommy vermisst?«
    »Nein.«
    Jonah schüttelte den Kopf. »Weil du mich dann vergisst.«
    Seine Worte schnürten Miles die Kehle zu.
    »Das ist nicht wahr.«
    »Warum hast du dann gestern nicht mit mir geredet?« Er schien den Tränen nahe, und Miles zog ihn an sich.
    »Es tut mir Leid, Jonah. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    Jonah schaute zu ihm hoch.
    »Versprichst du mir das?«
    Miles malte ein X auf seine Brust und lächelte. «Ehrenwort.«
    »Auf dein Leben?«
    Unter Jonahs durchdringendem Blick fand Miles, dass das Leben manchmal einen hohen Preis forderte.
    Nach dem Frühstück rief Miles Sarah an, um sich auch bei ihr zu entschuldigen. Sarah unterbrach ihn, bevor er zu Ende gesprochen hatte.
    »Miles, du musst dich nicht entschuldigen. Nach allem, was passiert ist, war es doch ganz natürlich, dass du allein sein wolltest. Wie geht's dir heute?«
    »Ich weiß nicht recht. Noch genauso.«
    »Gehst du arbeiten?«
    »Ich muss. Charlie hat angerufen. Er will mich sehen.«
    »Rufst du mich später an?«
    »Wenn ich dazu komme. Ich bin heute wahrscheinlich ziemlich beschäftigt.«
    »Mit der Ermittlung, meinst du?«
    Als Miles nicht antwortete, sagte Sarah: »Gut, wenn du mit mir reden willst und mich nicht erreichst - ich bin bei meiner Mutter.«
    »Okay.«
    Sie legte den Hörer auf und wurde das Gefühl nicht los, dass noch etwas Schreckliches passieren würde.
    Um neun Uhr morgens trank Charlie seine vierte Tasse Kaffee und bat Madge, regelmäßig für Nachschub zu sorgen. Er hatte nur zwei Stunden geschlafen und war schon vor Sonnenaufgang wieder im Büro gewesen.
    Er hatte Harvey getroffen, Otis in seiner Zelle befragt und sich mit Thurman Jones unterhalten. Außerdem hatte er weitere Deputys auf die Suche nach Sims geschickt. Bisher ergebnislos.
    Aber er hatte einige Entscheidungen gefällt.
    Miles traf zwanzig Minuten später ein. Charlie wartete vor dem Büro auf

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