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Weg der Träume

Weg der Träume

Titel: Weg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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ich nicht sicher sein konnte, dass sie berechtigt waren.«
    Wie erwartet hatten Harvey und Thurman dafür kein Verständnis. Und auch nicht für Sims' Geschichte, bis Charlie ihnen von Earl Getlin erzählte.
    »Und er hat die ganze Sache bestätigt«, schloss er.
    Er hatte nicht vor, Thurman seine Zweifel zu gestehen, und Harvey auch noch nicht. Als er fertig war, signalisierte Harvey ihm mit einem Blick, dass ihm an einem Gespräch unter vier Augen lag. Doch Charlie spielte zunächst den Begr iffsstutzigen.
    Sie redeten noch lange über Miles. Charlie bezweifelte nicht, dass die Vorwürfe gegen ihn berechtigt waren, und obwohl er, milde ausgedrückt, betroffen war, kannte er Miles lange genug, um zu wissen, dass er nicht zum ersten Mal so… ungewöhnlich gehandelt hatte. Leider nicht. Charlie verbarg seinen Ärger jedoch, auch wenn er Miles nur sehr zurückhaltend verteidigte. Am Ende empfahl Harvey ihm, Miles vorläufig zu suspendieren.
    Thurman Jones dagegen forderte, Otis entweder zu entlassen oder ihn ohne weitere Verzögerungen anzuklagen.
    Charlie erklärte, Miles sei für den Rest des Tages schon beurlaubt, aber er würde über beide Punkte gleich am nächsten Morgen entscheiden.
    Irgendwie hoffte er, bis dahin wäre ihm alles klarer.
    Aber kurz bevor er nach Hause aufbrach, musste er sich eingestehen, dass noch überhaupt nichts klarer war.
    Er rief Harris an und fragte nach seinen Erfolgen. Harris hatte Sims nicht gefunden.
    »Wie intensiv haben Sie denn gesucht?«, knurrte Charlie.
    »Überall«, antwortete Harris erschöpft. »In seiner Wohnung, bei seiner Mutter, in seinen Kneipen. Ich habe sämtliche Bars und Spirituosenläden im County abgeklappert. Er ist weg.«
    Brenda wartete auf Charlie, als er nach Hause kam. Sie trug einen Bademantel über dem Nachthemd. Er beric htete ihr das Wesentliche, und sie fragte, was geschehen würde, wenn sie Otis tatsächlich vor Gericht stellten.
    »Es wird wie immer ablaufen«, antwortete Charlie müde.
    »Jones wird argumentieren, dass Otis an jenem Abend nicht mal da war, und Zeugen dafür auftreiben. Und dann wird er sagen, dass Otis, selbst wenn er in der Kneipe war, nicht das gesagt hat, was ihm in den Mund gelegt wird. Und selbst wenn er es gesagt haben sollte, sei es aus dem Zusammenhang gerissen.«
    »Wird er damit durchkommen?« Charlie nahm einen Schluck Kaffee.
    »Niemand kann voraussagen, wie eine Jury reagiert. Das weißt du.«
    Brenda legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Aber was glaubst du?«, fragte sie. »Ganz ehrlich.«
    »Ehrlich?«
    Sie nickte und fand plötzlich, dass er zehn Jahre älter aussah als noch am Morgen.
    »Wenn wir weiter nichts finden, wird Otis freigesprochen.«
    »Selbst wenn er es getan hat?«
    »Ja«, erwiderte Charlie tonlos, »selbst wenn er es getan hat.«
    »Würde Miles das akzeptieren?« Charlie schloss die Augen.
    »Nein. Niemals.«
    »Was wird er deiner Meinung nach dann tun?«
    Er trank seinen Kaffee aus und griff nach der Akte. »Keine Ahnung.«

Kapitel 25
    Von da an belauerte ich die beiden regelmäßig, aber vorsichtig, damit es niemand merkte.
    Ich wartete vor der Schule auf Jonah, ich besuchte Missys Grab, ich beobachtete nachts das Haus.
    Ich wusste, dass es falsch war, aber ich hatte meine Handlungen nicht mehr unter Kontrolle. Bei einer Zwangsvorstellung kann man nicht einfach aufhören. Aber ich machte mir natürlich Gedanken über meinen Geisteszustand.
    War ich ein Masochist, der die Agonie, die er anderen zugefügt hat, auch selbst durchleben will? Oder ein Sadist, der sich insgeheim an ihrer Qual labt und sie möglichst ungefiltert auskosten will? Oder beides? Ich wusste es nicht. Ich wusste nur, dass ich keine Wahl hatte.
    Das Bild von Miles, der so achtlos an seinem Sohn vorbeigegangen war, ohne mit ihm zu sprechen, ging mir nicht aus dem Sinn.
    Nach allem, was geschehen war, durfte das nicht sein. Ja, sicher, Missy war ihnen entrissen worden… aber kamen sich Menschen durch traumatische Ereignisse nicht näher? Suchten sie nicht Unterstützung beieinander? Besonders innerhalb der Familie?
    Das hätte ich gern geglaubt. Und nur in diesem Glauben überstand ich die ersten sechs Wochen. Er wurde zu meinem Mantra. Sie würden überleben. Die Wunden würden heilen. Sie würden sich aneinander festhalten und sich nahe sein - die leere Formel eines gepeinigten Narren, aber für mich war es die Wahrheit.
    Doch in jener Nacht war es ihnen nicht gut gegangen.
    Ich bin und war nicht so naiv zu glauben, dass die

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