Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
andere Leute gehört, die diese ›Wie-man-die-Echsen-besser-versteht‹-Kurse gemacht haben. Und bei jedem Einzelnen hat das die Gehirnwindungen gehörig verknotet!«
»Danke für die Warnung«, gab Alicia zurück. Dann legte sie die Stirn in Falten und neigte den Kopf zur Seite.
»Eigentlich«, sagte sie dann ein wenig ernsthafter, »ist das wirklich in vielerlei Hinsicht ziemlich interessant. Ein paar der Dinge, die die Rish schon getan haben, sind ... zumindest sonderbar, nach menschlichen Begriffen. Darunter sind auch ein paar Sachen, die sind einfach verrückt! Aber wenn man sich einmal damit befasst hat, wie die eigentlich denken und wie deren Gesellschaft aufgebaut ist, dann ergibt das alles plötzlich durchaus irgendwie Sinn.«
»Bitte erzähl mir jetzt nicht, du hättest dich Gennady und seinen Weichei-Freunden angeschlossen!«, protestierte McGwire.
»Natürlich nicht!« Alicia schüttelte den Kopf und schnaubte verächtlich. »Dass das Sinn ergibt, bedeutet doch nicht, ich würde jetzt glauben, die wären ganz lieb und nett, Alan! Wenn man sich mal ein paar Wahnsinnige in der Geschichte der Menschheit anschaut, dann ergeben deren Handlungsweisen vor dem Hintergrund ihrer eigenen Annahmen und Glaubenssysteme auch ›irgendwie Sinn‹. Aber dadurch wird jemand wie Hitler oder Hwang Chyang-tsai oder Idrisi al-Fahd oder Naomi Johansson nicht weniger ein wahnsinniger Soziopath - und wenn wir die Rish ›verstehen‹, benehmen sie sich trotzdem nicht plötzlich wie durch Zauberei besser, egal, was Leute wie die von der ZIBeP darüber denken mögen. Aber interessant ist es schon.«
»Na, wenn du meinst«, erwiderte McGwire skeptisch. »Also, ich halte mein Bild von den Beziehungen zwischen Menschen und Rish lieber etwas einfacher: Wenn die ihre Nase in imperiales Territorium stecken, dann treten wir denen so lange in den Arsch, bis die sich wieder nach Rishatha Prime zurückziehen.«
»Soll mir auch recht sein«, pflichtete Vartkes Kalachian bei. »Aber wenn es dich wirklich interessiert, wie die Rish denken, Sarge«, sprach er dann weiter und schaute Alicia an, »dann solltest du vielleicht mal mit Watts darüber reden.«
»Mit Captain Watts?«, fragte Alicia, ein wenig erstaunt.
»Klar.« Kalachian verzog das Gesicht. »Ich kenne Watts noch von früher, noch bevor der Kader mich angeworben hat. Ich war auch mal bei den Wespen, weißt du, und vor ... och, fünf oder sechs Jahren, da hat man mich für den Wachdienst an unserer Botschaft auf Rishatha Prime eingeteilt. Da war er auch da, als ganz frischer Second Lieutenant, noch bevor die den zu einem Nachrichtendienst-Hansel gemacht haben ... oder vielleicht befand er sich ja auch schon damals im ND-Training, wo ich jetzt so darüber nachdenke. Na egal, das Außenministerium hat ihn auf jeden Fall damals als Laufburschen für den Militärattache eingespannt. Über ein Jahr lang war er da, glaube ich - zumindest noch, nachdem mich der Kader schon gerufen hatte. Und vielleicht hat er ja schon damals bei diesem ganzen Spionagekram mitgemacht - auf jeden Fall habe ich dann später gehört, dass man ihn des Planeten verwiesen hat.«
Erstaunt riss Alicia die Augen auf. Die Rishatha-Sphäre hatte Watts zu einer persona non grata erklärt? Das fand sich natürlich nicht im Lebenslauf sonderlich vieler Marines!
Kurz dachte sie nach. »Vielleicht werde ich ja wirklich mal mit ihm reden«, sagte sie dann. »Könnte schon interessant sein, seine Sicht der Dinge zu hören. Danke, Vartkes.«
»De nada.« Kalachian zuckte mit den Schultern und widmete seine Aufmerksamkeit wieder ganz seiner Dynamik-Panzerung.
Alicia tat es ihm gleich. Lieutenant Strassmann und Lieutenant Paál hatten die Planung abgeschlossen, um die Captain Alwyn sie gebeten hatte, und falls sich zwischen ihrer letzten Vorbesprechung mit dem Nachrichtendienst und ihrem Eintreffen im Fuller-System - das sie in etwa siebzehn Standardstunden erreichen sollten - nicht irgendetwas drastisch verändert hätte, würden sie tatsächlich mit nur leichtem Gepäck in die Landezone abspringen, die Watts ihnen vorgeschlagen hatte. Alicia zog es ohnehin vor, mit leichtem Gepäck in den Einsatz zu gehen, statt ständig ein Plasmagewehr - das für jemanden ohne Dynamik-Panzerung wohl eher eine Plasmakanone war - mit sich herumschleppen zu müssen; schließlich war ihr diese Waffe bei Einsätzen der Kompanie ›mit schwerem Gepäck‹ zugeteilt. Ein Plasmagewehr war nicht gerade eine Präzisionswaffe, vor allem
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