Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
zustürmte.
Osayaba sah sie kommen; er wusste, dass sie sich fast so rasch durch die Nacht bewegten wie Alicia und ihre Truppen vor dem Hügel, selbst wenn es unter dem Einfluss des Tickers wirkte, als würden die Gegner in Zeitlupe auf ihn zuschweben. Und er wusste, dass Astrid sie unmöglich alle würde aufhalten können. Dafür hatte sie einfach nicht mehr genug Munition, und er auch nicht. Und da er sie nicht aufhalten konnte, ignorierte er sie einfach und wählte sich immer weiter einzelne Ziele aus, während Terroristen in Kampfpanzerungen am Fuße des Hügels konstant versuchten, ihre Waffen auf Alicias Angriff auszurichten.
Er schoss ein letztes Mal, und die Digitalanzeige der Geschosse, die ihm noch blieben, meldete in einer Ecke seines HUDs nun ›Null‹.
»Das war's bei mir«, erklärte er Astrid mit einer Stimme, die ihm selbst widernatürlich ruhig erschien.
»Bei mir ... auch«, sagte sie, nachdem sie einen letzten Feuerstoß aus ihrem Schnellfeuergeschütz abgegeben hatte.
»Dann wird's wohl Zeit«, gab er zurück und erteilte seiner Panzerung über das SynthoLink den Befehl, sein jetzt nutzloses Plasmagewehr abzuwerfen. Die Waffe fiel zu Boden, und Osayaba richtete sich in ihrem improvisierten Schützenloch auf und zog mit der rechten Hand die Energieklinge. Er aktivierte sie, während er mit der Linken seinen Colt von Heckler & Koch zog. Die Pistole konnte Kampfpanzerungen höchstens am Visor durchdringen, und auch das nur mit einem Glückstreffer, doch er hatte das Gefühl, als stehe ihm hier ein wenig Glück einfach zu.
Mit Hilfe seiner Sensoren ›sah‹ er neben sich Astrid. Er sah, wie sie ihr Schnellfeuergeschütz fortwarf, er sah, wie sie ebenfalls ihre Handfeuerwaffe und die Energieklinge zog. Sie war nicht Shai Hau-zhi - die Frau, die mehr als zwei Jahre lang in jedem Einsatz sein Katschmarek gewesen war. Andererseits war er auch nicht Flannan O'Clery, der stets lachende Ire, mit dem Astrid sogar noch länger zusammengearbeitet hatte. Doch auch das hatte keinerlei Bedeutung. Nicht heute Nacht.
»Machen wir sie fertig«, sagte er, und sie stürmten den angreifenden Terroristen geradewegs entgegen.
Alicia sah, wie sich die Icons von Osayaba und Nordbø in Bewegung setzten - doch nicht fort vom Zielgebiet, in den Schutz des Waldes hinein, sondern stattdessen in Richtung des Zielgebietes. Alicia wusste genau, was sie taten, und auch warum, und es gab nichts - nichts im ganzen Universum -, was sie hätte tun können, um ihre Kameraden noch aufzuhalten.
Die zwei grünen Icons sprangen der Welle gepanzerter Infanteristen entgegen, die immer weiter auf Osayabas Feuerstellung zustürmten. Sie sah, wie eines der gleißend orangen Icons erlosch, dann ein weiteres. Ein drittes. Und dann waren Obaseki und Astrid zu allen Seiten von orange-leuchtenden Icons umzingelt. Zwei weitere Icons der Gegner erloschen, dann verfärbte sich Astrids grüner Punkt plötzlich rot.
Und kurz darauf sah Alicia nur noch orangefarbene Icons.
Auf seinem eigenen HUD sah Corporal Alec Howard genau das Gleiche und stieß einen heftigen Fluch aus. Doch er konnte nichts dagegen tun, und so biss er nur schweigend die Zähne zusammen.
Die südlichste Luftabwehrstellung, das ihm zugewiesene Zielobjekt, war völlig zerstört; dichter Qualm stieg von den glühenden Trümmern auf. Gleichzeitig hatte er mindestens dreißig oder vierzig weitere Terroristen der BAFA getötet, doch dabei hatte er sämtliche seiner Fusionskapseln verbraucht. Sein Katschmarek, Jackson Keller, hatte für sein Schnellfeuergeschütz noch genau achtzehn Schuss. Sie hatten alles getan, was sie nur tun konnten, das wusste Howard genau, und doch schrien alle seine Instinkte, er müsse noch etwas anderes tun. Noch etwas mehr.
Nur dass es für ihn nichts mehr zu tun gab, und eine Welle orange leuchtender Icons brandete jetzt auf seine Stellung zu.
»Wir müssen los, Jackson«, krächzte er. Vielleicht konnten sie ja wenigstens ein paar dieser Mistkerle dazu bringen, sie zu verfolgen, statt sich weiter um Alley zu kümmern, und so hielten sie in großen Sprüngen auf den Wald zu, während hinter ihnen der Schlachtlärm immer weiter zunahm.
»Wir müssen los, Serena!«, sagte Ingrid Chernienko und gab einen weiteren kurzen Feuerstoß aus ihrem Schnellfeuergeschütz ab.
»Roger!«, bestätigte Serena DuPuy und erteilte ihrer Panzerung den Abwurf-Befehl, nachdem sie ihre eigene letzte Kugel verschossen hatte. Wie Osayaba und Howard hatte sie das ihr
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