Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
überleben wollte, gestand er sich selbst ein. Es ist doch immer schöner, seine Erfolge auch genießen zu können.
Erneut lächelte er und drehte sich wieder zu dem Hauptgebäude um, in dem die Geiseln festgehalten wurden.
Und deswegen blickte er auch genau in die falsche Richtung, als der erste Plasmabolzen seine Kanone Nummer Drei traf und sie vollständig verdampfen ließ - zusammen mit der Geschützbedienung, der Hauptrecheneinheit der Geschützbatterie und auch einem gewissen Shau-pang Shwang, der starb, ohne jemals zu erfahren, was hier eigentlich geschehen war.
Alicia schaute zu, wie Obaseki Osayabas Plasmabolzen die mittlere Kanone der nördlichsten Geschützstellung ausschaltete. Die Folgeexplosionen und die Sprengwirkung des Treffers hatten vermutlich auch die anderen Kanonen kampfunfähig gemacht, doch Osayaba wollte kein Risiko eingehen. Wieder und wieder feuerte er, so schnell sein Plasmagewehr in den Wasserstoffkapseln die Fusion einleiten konnte. Die Plasmabolzen rasten in die Nacht hinaus, löschten die Mark Achtzehn vollständig aus, und ebenso das zugehörige Schnellfeuergeschütz.
Die Überraschung war vollkommen. Wie Alicia Sir Arthur Keita schon erklärt hatte: Falls die Infanterie der BAFA auch nur einen Moment lang in Erwägung gezogen hätte, die Überlebenden der Charlie-Kompanie könnten sich irgendwo in der Nähe von Green Haven befinden, hätten sie schon längst etwas gegen diese Angreifer zu unternehmen versucht. Und genau wie sie gehofft hatte, führte das Entsetzen über diesen völlig unerwarteten Angriff zumindest kurzzeitig zu einer völligen Schockstarre.
Osayaba hatte die Luftabwehrgeschütze ausgeschaltet, die man ihm zugewiesen hatte, und nun richtete er seine Waffe auf das Sekundärziel. Kreischend rasten seine Plasmabolzen über Alicias Kopf hinweg, schienen die Nacht zu zerfetzen, trafen den Abwehrkordon der BAFA an der Nordseite des Hügels. Einzelne Infanteristen in Kampfpanzerung wurden getroffen, Oberkörper verdampften, Köpfe verschwanden einfach spurlos, und dann war eine Lücke in die gegnerischen Reihen gerissen.
»Los!«, bellte Alicia, und siebenundzwanzig Kaderangehörige stürmten aus dem Schutz des nächtlichen Waldes hervor; die Sprunghydrauliken ihrer Dynamik-Panzerungen hatten sie auf maximale Leistung gestellt, und nun näherten sie sich in gewaltigen Sätzen dem nächsten Zielgebiet.
Einen oder zwei Herzschläge lang schien niemand sie zu bemerken. Dann schlugen ihnen die ersten Plasmabolzen und Schnellfeuergeschütz-Projektile entgegen, doch es waren nicht allzu viele, und Alicia spürte, wie sich ihr Herz zusammenkrampfte, als sie den Grund dafür erkannte.
»Auf zwo Uhr!«, rief Astrid Nordbø.
»Ich seh's«, erwiderte Obaseki Osayaba. Er sah es auch tatsächlich, aber im Augenblick konnte er dagegen nicht allzu viel tun.
Seine Waffe bestrich das vor ihm liegende Territorium in einer Linkskurve, er ging die ganze Reihe der befestigten Infanterie-Stellungen der Terroristen ab, die vor Alicia und ihren heranstürmenden Truppen lagen. Eigentlich hätte er sich gemäß Alicias Anweisungen längst in den Wald zurückziehen müssen, doch Astrid und er hatten schon vorher gewusst, dass sie das niemals tun würden. Sie waren die einzige Schützengruppe, die sich in der richtigen Position befand, um Alicias wahnwitzigem Ansturm einen gewissen Feuerschutz zu geben, und genau das würden sie auch tun - wie auch immer ihre eigentlichen Befehle gelautet haben mochten.
Nun feuerte die Gegenseite auch auf sie, Geschosse umwirbelten Obasekis Position. Bäuchlings lagen Astrid und er hinter einem flachen Erdwall, den sie hastig aufgeschüttet hatten, um wenigstens ein Mindestmaß an Deckung zu finden, und eine Wolke überhitzten, verdampften Erdreichs hüllte sie ein. Irgendjemand dort unten nutzte die Sensoren seiner Panzerung, um die ballistische Bahn von Osayabas Geschossen zurückzuverfolgen, doch er war dabei nicht annähernd so gut wie die Mistkerle, die den Hinterhalt bei der Landezone vorbereitet hatten.
Selbst mit den Sensoren seiner Panzerung war es für Osayaba unmöglich, in dem widernatürlichen Lärm, der sie hier umgab, irgendeinen Laut gezielt wahrzunehmen, doch er wusste, dass Astrid ihr Schnellfeuergeschütz einsetzte. Sie hatte nur noch weniger als fünfhundert Schuss und setzte sie in kurzen, gezielten Feuerstößen ein, während die Infanterie der BAFA, die auf ihre Gegner nicht richtig zielen konnte, nun zu beiden Flanken auf sie
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