Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
farthi chir«, erwiderte Alicia leise.
»Wahrlich.« Die Rish brachte ein fauchendes Lachen zustande. »Aber das konnte ich dir nicht sagen. Es ehrt mich, dass du es erraten hast.«
Kurz blickten sie und Alicia einander schweigend an, dann deutete die Rish mit einer Hand kraftlos auf die anderen Gefangenen.
»Ich muss mit meiner ältesten Tochter sprechen«, sagte sie; die Schmerzen ließen sie bei fast jedem Wort aufkeuchen, und Alicia nickte.
Shernsiya hob die Stimme, rief einen Namen aus, und Alicia hob rasch den Kopf.
»Lasst sie durch!«, sagte sie scharf zu Jefferson, und ihr Lieutenant nickte. Es war ein Nicken des Gehorsams, nicht des Verstehens, und Alicia lächelte freudlos.
Dann fiel ein Schatten auf sie, als eine zweite Rish an ihre Seite trat. Sofort beugte sie ein Knie, kauerte sich neben Shernsiya und legte ihrer sterbenden Matriarchin eine klauenbewehrte Hand auf die Brust, sodass sie Alicias eigene Hand fast berührte.
»Ich bin hier, Mutter der Mütter«, sagte sie.
»Gut, Rethmeryk«, sagte Shernsiya. Die Hand der Matriarchin zuckte, deutete auf Alicia.
»Diese Kriegsmutter der Menschen hat dir das Leben geschenkt, Älteste Tochter. Du wirst es nutzen und all meine Töchter mit dir nehmen. Du wirst den Befehl erteilen, den ich nicht erteilen kann, und du wirst sie von diesem Ort fortführen, sie in ihre eigene Sphäre zurückkehren lassen. Mit meinem Tod ist die Ehre des Clans wiederhergestellt. Ich ernenne dich zur farthi chir an meiner statt, und ich befehle dir, diese Kriegsmutter, die unserem Clan das Leben zurückgegeben hat, in ehrenvollem Gedenken zu halten.«
»Wie du befiehlst, so soll es sein, Mutter der Mütter«, erwiderte Rethmeryk und wandte sich Alicia zu.
»Wie sollen wir dich in den Annalen des Theryian-Clans benennen, Kriegsmutter?«, fragte sie.
»Mein Name ist DeVries - Alicia DeVries«, sagte Alicia, und Rethmeryk zuckte zusammen, als habe man ihr einen Schlag versetzt. Sie wollte schon wieder den Mund öffnen, doch dann hielt sie inne und blickte auf Shernsiya hinab.
Die sterbende Matriarchin schien ebenso betäubt wie ihre Linientochter. Sie starrte Alicia an, dann blickte sie wieder zu Rethmeryk hinüber.
»Geh, Älteste Tochter«, sagte sie leise. »Ich sehe hier die Hand der Größten Mutter. Der Symmetrie muss Genüge getan sein.«
»Ja, Mutter der Mütter«, stimmte Rethmeryk zu. Erneut schaute sie Alicia an. »Kriegsmutter, darf ich deine Kommunikationsausrüstung nutzen?«
»Das darfst du«, gestattete Alicia ihr, den Blick immer noch fest auf Shernsiyas Gesicht gerichtet.
»Skipper?« Was hier geschah, schien Jeffersons Horizont völlig zu übersteigen, und Alicia lächelte - doch es lag immer noch keinerlei Belustigung, keinerlei Freude darin.
»Lass sie das Kom nutzen, Angelique«, sagte sie. »Sie muss den Kapitulationsbefehl erteilen.«
»Einfach so?« Jefferson deutete auf die sterbende Matriarchin. »Die werden einfach so kapitulieren - danach?«
»Gerade ›danach‹«, erwiderte Alicia.
Schweigend blickte Jefferson sie an, dann atmete sie tief ein und nickte.
»Wie Sie meinen, Skipper«, sagte sie und bedeutete Rethmeryk mit einer Handbewegung, ihr zu einer noch funktionsfähigen Kommunikationskonsole zu folgen.
»Kriegsmutter Alicia«, sagte Shernsiya, »dies ist nicht das erste Mal, dass wir gegeneinander gekämpft haben, du und ich, auch wenn du es nicht wusstest und wir zu jener Zeit nicht Frau gegen Frau kämpften. Und du solltest es auch niemals wissen. Doch die Größte Aller Mütter ordnet das Universum, wie es Ihr beliebt, und ich wäre dir nicht in die Hände gefallen, noch hättest du meine Linientöchter verschont, wäre das nicht Ihr Wille gewesen.
Der Symmetrie muss Genüge getan sein - eine Gabe für eine Gabe, Kriegsmutter. Und wie das Geschenk, das du mir gabst, wird auch das meine zwei Seiten haben. Ich denke nicht, dass du mir dafür danken wirst, doch bei dem Stahl in deiner Seele, bei der Ehre in deiner Hand, bei der Wahrheit in deinem Munde, du sollst es erhalten, und ich denke, du wirst es als wertvoll genug erachten, um den Schmerz erdulden zu können.«
Reglos kniete Alicia neben ihr, den Blick fest auf diese herrlichen goldenen Augen gerichtet.
»Weise deine Töchter an, zurückzutreten, Kriegsmutter Alicia«, sagte Shernsiya. »Meine Gabe ist nur für dich allein bestimmt.«
»Lass uns hier bitte ein wenig mehr Platz, Angelique«, sagte Alicia, ohne aufzublicken. »Du auch, Ludovic«, setzte sie dann noch
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