Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
Ich halte das für eine beträchtliche Veränderung. Du etwa nicht?«
»Kann schon sein.«
Pankarma durchquerte sein Büro in dem Gebäude, das die Patriotenvereinigung von Gyangtse, der ›legale‹ Parlamentarier-Zweig der BFG, in der Hauptstadt angemietet hatte. Es lag in der Nähe des Raumhafens, und wenn Pankarma aus dem Fenster schaute, hatte er fast den gleichen Ausblick wie Jasper Aubert von seinem eigenen Büro aus. Mit nachdenklicher Miene schaute Pankarma in die Ferne und wippte unruhig auf den Fußballen auf und ab.
»Nein«, widersprach er dann. »Du hast recht. Das ist wirklich eine beträchtliche Veränderung. Natürlich kann sie nur von symbolischem Wert sein - genau das hast du doch eigentlich gemeint, oder nicht? Und die Antwort darauf lautet: Im Augenblick habe ich wirklich nicht die leiseste Ahnung. Alle Umfragen lassen vermuten, dass seine Mehrheit ins Wanken gerät. Vielleicht hat er das Gefühl, er müsse sich weitere Unterstützung sichern, indem er deutlich zeigt, dass die Imps bereit sind, sogar mit ›Spinnern‹ zu reden. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass er wirklich die Absicht hat, uns in irgendeiner Weise entgegenzukommen.«
»Eigentlich«, sagte Thaktu und blickte vom Türrahmen seinen Rücken an, »glaube ich nicht, dass er das tun wird, Namkha. Wie ich schon gesagt habe, glaube ich nicht, dass er das überhaupt kann. Deswegen weiß ich auch nicht, ob es wirklich strategisch klug wäre, diese Einladung anzunehmen. Wenn wir uns wirklich mit ihm zu einem privaten Gespräch zusammensetzen und er beispielsweise später behauptet, er hätte uns Zugeständnisse angeboten, auch wenn er das in Wirklichkeit überhaupt nicht getan hat, und wir hätten diese Zugeständnisse abgelehnt, dann stünde unser Wort - das Wort einer terroristischen Vereinigung‹ - gegen das eines Planetargouverneurs des Imperiums. Vielleicht ist es ja nicht genau das, was ihm vorschwebt, aber wenn ich Recht habe und er ganz genau weiß, dass er auf unsere Forderungen nicht im Mindesten eingehen wird, dann muss ich doch vermuten, er führe irgendetwas im Schilde, von dem er glaubt, das könne ihm auf unsere Kosten nützlich sein.«
»Wahrscheinlich hast du Recht«, erwiderte Pankarma. Er schnaubte verbittert, wandte sich vom Fenster ab und blickte seine Kampfgefährtin an. »Eigentlich bin ich mir sogar fast sicher, dass du Recht hast. Das Problem ist: Das ist ein ziemlich cleverer Schachzug von ihm. Da er mich als Leiter der Patriotenvereinigung eingeladen hat und nicht als Anführer der BFG und da die Vereinigung doch angeblich Teil dieser freien lokalen Demokratie ist, die uns die Imps so großzügig zugestehen - zumindest theoretisch -, habe ich überhaupt keine andere Wahl, als seine Einladung anzunehmen.«
»Das gefällt mir nicht, Namkha«, erklärte Thaktu geradeheraus und gab damit ihre Meinung zum ersten Mal an diesem Tag völlig offen kund. »Das fühlt sich einfach falsch an. Irgendetwas stinkt hier zum Himmel!«
»Na ja ...« Er ging wieder zu seinem Schreibtisch hinüber und nahm daran Platz, lehnte sich in seinem Sessel zurück und blickte sie ernst an. »Ich habe schon immer sehr viel Wert auf deine Instinkte gelegt, Ang Jangmu. Andererseits habe ich Salgado bereits ein offizielles Kommuniqué geschickt, in dem ich die Einladung annehme. Ich bin mir sicher, er wird diese Gespräche öffentlich ankündigen, sobald er meine Antwort erhält, also können wir es uns jetzt nicht mehr anders überlegen.«
»Es wäre mir deutlich lieber, wenn das doch noch ginge«, gab sie zurück, und er zuckte mit den Schultern.
»Das glaube ich dir sofort. Aber in diesem Falle darf ich wohl, so scheint mir, nicht auf deine Instinkte vertrauen. Wenn du aber in dieser Hinsicht derartige Bedenken hast, dann wäre es vielleicht besser, wenn ich statt dir lieber Chepal mitnehme.« Abwehrend hob er die Hand und schüttelte den Kopf, als sie auf seine Erklärung hin sofort die Stirn runzelte. »Nicht, weil ich befürchten würde, du könntest dich von deinen Gefühlen zu irgendetwas verleiten lassen, was uns dabei behindern könnte, etwas zu erreichen. Nein. Meine Gedanken gingen dahin, dass du einige taktische Vorbereitungen unsererseits treffen solltest. Ich weiß sowieso, welche Ratschläge du mir erteilen würdest, wenn du an diesem Gespräch teilnähmst. Deswegen glaube ich, dass wir dieses Mal mehr davon hätten, wenn du uns sozusagen Rückendeckung gibst, als wenn du selbst zusammen mit dem Gouverneur und mir
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