Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
Jongdomba, den dieser Themenwechsel offensichtlich von seiner Pikiertheit angesichts Sharwas vermeintlicher Kritik abgelenkt hatte. »Genau das habe ich auch angemerkt, das kann ich Ihnen sagen - und das nicht nur Gouverneur Aubert gegenüber. Ich habe auch einen persönlichen Protest an Präsident Shangup gesandt.«
»Das weiß ich zu schätzen, Brigadier. Aber ich versichere Ihnen auch, dass ich mein Urteilsvermögen nicht durch das werde trüben lassen, was hier geschehen ist«, erklärte Sharwa. »Mir bereitet es lediglich Sorgen, wie die BFG bereits bewiesen hat, dass sie auch zu Gewalttaten bereit ist. Wie unwahrscheinlich es auch scheinen mag, es liegt immer noch im Bereich des Möglichen, dass es hier zu einem blutigen Zwischenfall kommt. Deswegen würde ich es ja auch vorziehen, wenn so wenig Zivilisten in die Schusslinie geraten könnten, wie sich das nur irgendwie bewerkstelligen lässt.«
»Wenn die dumm genug sind, Widerstand zu leisten«, widersprach Jongdomba ihm mit grimmiger Miene, »dann wird es verdammt noch mal einen ›blutigen Zwischenfall‹ geben. Aber erstens glaube ich nicht, dass die so dumm sind. Und zweitens werden Sie, falls das eben doch der Fall ist, an genau der richtigen Stelle sein, um jegliche Gewalt zu unterbinden. Und wenn man jetzt schonungslos ehrlich ist: Falls es tatsächlich zu Opfern in der Zivilbevölkerung kommen sollte, wäre das wahrscheinlich sogar für uns von Vorteil.«
Salgado sah sofort, dass Sharwa diese Argumentation, die Jongdomba hier vorlegte, absolut nicht passte. So sonderbar das war, aber es rang dem Stabschef sogar einen gewissen Respekt vor diesem Colonel der Miliz ab. Natürlich hatte Jongdomba ganz recht mit seinen Mutmaßungen, welche praktischen Konsequenzen sich aus Verletzten oder gar Toten innerhalb der Zivilbevölkerung ergäben - vor allem, wenn man sie für die Medien richtig aufbereitete. Dennoch vermutete Salgado, es spreche sehr wohl für Sharwa, dass er genau diese Verluste vermeiden wollte. Bedauerlicherweise fielen immer dort Späne, wo gehobelt wurde. Und da es sich um einen Einsatz der Miliz handelte, die im Auftrag der Planetarregierung tätig war und nicht im Auftrag von Gouverneur Aubert, würden etwaige Opfer nicht auf Jasper Aubert oder Ákos Salgado zurückfallen. Dennoch wäre es Salgado lieber gewesen, wenn keinem seiner Gäste hier dieser Gedanke gekommen wäre.
»Ich bin überzeugt, dass der Brigadier ganz recht hat, Colonel«, erklärte der Stabschef nun mit einer Stimme, die immense Zuversicht verströmte. Sharwa blickte ihn an, und er zuckte mit den Schultern. »Ich habe mir Ihre Pläne genau angesehen, und es ist ganz offensichtlich, dass Sie jegliche Eventualität miteinkalkuliert haben. Unter den gegebenen Umständen wird nicht einmal Pankarma so dumm sein, sich sämtliche Chancen zu verspielen und irgendeine gewalttätige Konfrontation zu provozieren.
Schließlich« - er gestattete ein beinahe schon herablassend wirkendes Lächeln - »sind Leute wie die Gestalten von der BFG stets sehr viel eher bereit, andere für ihre Überzeugungen umzubringen, als selbst für diese Überzeugungen zu sterben.«
»Was hältst du davon, dass sich Aubert mit der BFG treffen will, Alley?«, fragte Cesar Bergerat.
»Was?« Alicia blickte vom Verschluss ihres M-97 auf, den sie gerade säuberte. Sie hatten den Morgen auf der Schießbahn verbracht, und der Geruch des Lösemittels, mit dem sie die Rückstände entfernte, stach ihr in die Nase. Es roch fast wie eine sonderbare Räuchermischung.
»Ich habe dich gefragt, was du davon hältst, dass sich Aubert mit Pankarma treffen will«, wiederholte der Rifleman, und Alicia legte nachdenklich die Stirn in Falten.
Aus dem Augenwinkel beobachtete Sergeant Metternich das Gespräch und verkniff sich ein Lächeln. Die junge DeVries gehörte jetzt schon seit fast zwei Standardmonaten zu diesem Zug. Offiziell war sie immer noch keine echte ›Wespe‹ - sie hatte noch keinen Pulverdampf im Gefecht gerochen -, aber für eine Larve, die frisch von Mackenzie gekommen war, hatte sie sich doch bemerkenswert gut eingefügt. Vor allem wohl, ging es ihm durch den Kopf, weil sie es wirklich beherrscht, die Ohren zu spitzen und die Klappe zu halten. Und auch, das musste er zugeben, weil sie nicht allzu viele Fehler machte ... und nie zweimal den gleichen.
Gleichzeitig hatte es auch nicht lange gedauert, bis der Rest vom Dritten Trupp herausgefunden hatte, dass sie trotz ihres jugendlichen Alters von
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