Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
haben auch keine Ahnung, was für ein inkompetenter, schmiergeldgeiler kleiner Möchtegernimperialist Jongdomba wirklich ist. Natürlich wäre das, wenn ihnen das tatsächlich bewusst wäre, ein schlagender Beweis dafür, dass deren Gehirne eben doch funktionieren, und dann hätten sie sich überhaupt nicht erst in diese miese Lage gebracht. Und dann wären sie jetzt auch nicht verzweifelt auf der Suche nach einer Möglichkeit, da wieder rauszukommen, oder?«
»Aber selbst wenn Aubert wirklich so denken sollte und selbst wenn Jongdomba und Sharwa bereit wären, ihn zu unterstützen, was würde ihm das denn bringen?«, gab Trammell zurück. »Die Planetarregierung und die Miliz haben es in den vergangenen sechs lokalen Jahren nicht geschafft, die BFG aus dem Geschäft zu drängen! Wenn ihm also nicht irgendein Zaubertrick eingefallen ist, um genau das zu bewirken, dann weiß ich wirklich nicht, wie er von einem Tag auf den anderen dieses Problem einfach bewältigen will.«
»Ich auch nicht«, erwiderte Palacios grimmig. »Aber ich fürchte allmählich, er glaubt, einen solchen ›Zaubertrick‹ gefunden zu haben! Vergessen Sie nicht, was ihm dieser Giftzwerg Salgado die ganze Zeit ins Ohr flüstert. Tatsächlich stellt Salgado mindestens zwei Drittel des ganzen Problems dar. Aubert ist gewiss nicht der Hellste, und er ist ehrgeizig wie nur was, aber er hat nicht die gleiche Tunnelrealität wie Salgado. Oder sie ist zumindest nicht ganz so ausgeprägt. Aber wenn der Stabschef sich selbst für eine Wiedergeburt von Niccolò Machiavelli persönlich und dabei den Gouverneur für fast so blöd wie uns hält, dann hat man doch alles beisammen, was man für ein richtiges Riesenschlamassel braucht! Vor allem, wenn Salgado so davon überzeugt ist, der Puppenspieler zu sein, der alle Fäden des Gouverneurs in der Hand hat, dass er sich für einen unfehlbaren Großmeister der Hypnose hält.«
Innerlich zuckte Trammell zusammen, als er hörte, wie giftig Palacios' Stimme klang. Nicht, dass er seiner Vorgesetzten hätte widersprechen wollen, doch derart unverhohlener Hass und derartige Verachtung zwischen dem Stabschef eines Gouverneurs und dessen militärischem Berater war wahrlich keine ideale Situation.
»Skipper, ich mag Salgado auch nicht sonderlich. Aber ...«
»Aber ich sollte gefälligst die Klappe halten und mich um meinen Job kümmern, ob mir das nun passt oder nicht«, fiel Palacios ihm ins Wort und nickte knapp. »Das weiß ich. Und ich hab's auch versucht. Aber Salgado entscheidet jetzt, wer wann mit dem Gouverneur sprechen kann, und ihm hört der Gouverneur den ganzen Tag zu, während ich schon Schwierigkeiten habe, Aubert auch nur dazu zu bringen, überhaupt meine Berichte entgegenzunehmen. Salgado ist jetzt derjenige, der hier die Politik bestimmt, da bin ich mir ganz sicher. Und seine Voreingenommenheit dem Militär gegenüber, zusammen mit seiner völlig verfehlten Überzeugung, er sei ein Genie, wird uns in eine echte, gottverdammte Katastrophe führen, wenn wir nicht richtig, richtig viel Glück haben. Vor allem, nachdem er Pankarma so völlig unbekümmert wie einen ganz normalen Politiker von Alterde behandelt, mit dem er jederzeit irgendeine Abmachung treffen kann.« Gequält verzog sie das Gesicht. »Wenn er glaubt, ihm könne die ganze Chose um die Ohren fliegen, dann wird er eine Möglichkeit suchen, ganz rasch seinen eigenen Arsch zu retten. Und seien wir doch mal ehrlich, Kevin: Nach dem, was Kuramochis Leute bei der letzten Übung Sharwa und seinem ganzen Regiment angetan haben, hassen Jongdomba und er uns jetzt doch erst recht. Und sie werden ganz bestimmt nach irgendeiner Möglichkeit suchen, das wieder irgendwie wettzumachen, alleine schon, um zu beweisen, dass das, was Chiyeko da geschafft hat, nur ein Glückstreffer war. Wenn also das ortsansässige Genie des Gouverneurs, dieser politische Prophet, irgendeinen Plan ersonnen hat, nach dessen Durchführung sie anschließend wieder besser dastehen - und zwar auf unsere Kosten! -, dann werden die den auch sofort in die Tat umsetzen.«
Kapitel 6
»Und glaubst du wirklich, dass das irgendetwas bringen wird?«, fragte Ang Jangmu Thaktu.
»Ich bezweifle es«, erwiderte Pankarma. »Andererseits kann es für die öffentliche Meinung überhaupt nicht schaden, wenn wir ›richtig vernünftig‹ wirken.«
»Vielleicht nicht, aber das ist das erste Mal, dass er dich - und mich - ausdrücklich dazu aufgefordert hat, sich privat mit ihm zusammenzusetzen.
Weitere Kostenlose Bücher