Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
diese Aristokratie begründet hatten. So sonderbar sich das für Fremdweltler-Ohren auch anhören mochte, er war ein einflussreicher Mann geworden, wahrscheinlich voller Stolz, und dabei durchaus gefährlich. Es war unerlässlich, ihm gegenüber Vorsicht walten zu lassen.
»Hey«, unterbrach Megaira Alicias Gedankengang. »Mach dir nicht zu viele Gedanken, Alley! Wenn er weiß, was gut für ihn ist, wird er uns gegenüber Vorsicht walten lassen!«
»Das ist wahr«, unterstützte Tisiphone die KI. »Tatsächlich muss dieser Quintana, wenn wir uns nicht arg täuschen, ein direkter Mittelsmann für diejenigen sein, die wir suchen, kleines Menschenkind. Und wenn dem wirklich so ist, dann bin ich mit Freuden bereit, ihn auf links zu drehen.«
»Ihr beide seid aber in einer blutrünstigen Stimmung«, stellte Alicia fest. »Oder macht ihr euch vielleicht Sorgen, ich könne doch noch kneifen?«
»Was denn? Wir?« Megaira war die Unschuld in Person. »Nicht einmal im Traum würden wir daran denken!«
»Aber sicher doch.« Alicia stand auf und gähnte, dann streckte sie sich ausgiebig, um die Verspannungen in ihren Schultern zu lösen. Sie war wirklich dankbar, aus dieser grüblerischen Stimmung herausgerissen worden zu sein. »Eigentlich mache ich mir bei diesem Quintana gar nicht so große Sorgen. Wenn er wirklich der ist, für den wir ihn halten, dann gebe ich euch beiden hiermit offiziell völlig freie Hand bei allem, was wir ihm antun müssen.«
»Ich danke dir, kleines Menschenkind - nicht, dass ich die Absicht gehabt hatte, auf deine Erlaubnis zu warten, derartigen Abschaum hart anzufassen.«
»Ach ja? ›Hart anfassen‹ ist für mich völlig in Ordnung, aber vergiss nicht, wenn er wirklich eine direkte Verbindung darstellt, dann brauchen wir ihn noch, um den nächsten Schritt einleiten zu können. Das bedeutet wohl leider, dass es einige Grenzen gibt, was wir mit ihm machen können. Ich meine, wir konnten ja nicht einmal diesen widerlichen Jacoby erledigen.«
»Ach, schon lustig, dass du den jetzt gerade erwähnst, Alley.« Dass Megaira so auffällig beiläufig klang, ließ bei Alicia gleich eine ganze Schar Alarmglocken schrillen, und sie hob fragend die Augenbrauen.
»Diesen Tonfall kenne ich doch«, sagte sie. »Was hast du denn nun schon wieder ausgeheckt?«
»Das war ich nicht alleine«, gab die KI rasch zurück. »Ich meine, ich habe das zwar wirklich für eine großartige Idee gehalten, aber alleine hätte ich das niemals geschafft.«
»Deine Worte erfüllen mich mit Grauen - und außerdem ergehst du dich gerade in Ausflüchten!«
»Das war doch deine Idee, Tis. Warum erklärst du ihr das nicht?«
»Aber ohne deine Erfahrung hätte ich das nicht schaffen können, und du hast auch die einzelnen Details besser im Blick, also solltest vielleicht doch besser du das übernehmen.«
Die Furie klang zwar durchaus ernst, doch Alicia spürte trotzdem ihre Belustigung. Sie stemmte die Hände in die Hüften und blickte mit finsterer Miene ins Nichts.
»Eine von euch sollte jetzt besser damit rausrücken, Ladys!«
»Also, das ist so, Alley. Du erinnerst dich doch noch, wie wir diesen Credit-Transfer vorbereitet haben, als Tis und ich mit Jacobys Datenbank beschäftigt waren?«
»Natürlich!«, gab Alicia zurück, doch dann hielt sie inne. »Habt ihr beiden grässlichen Gestalten etwa irgendetwas da eingeschleust? Ihr habt dem doch wohl keinen Virus verpasst, oder?«
»Selbstverständlich nicht«, gab Megaira tugendhaft zurück. »Was für eine grässliche Vorstellung! Etwas Derartiges würde ich niemals tun - nicht einmal bei so einem Fossil wie diesem Jurgens-Zwölf, mit dem der arbeitet. Nicht, dass wir ihm damit nicht vielleicht sogar einen echten Gefallen getan hätten. Dieses Relikt hätte man schon vor Jahren verschrotten müssen, Alley! Das ist so dämlich ...«
»Jetzt hör auf, hier Zeit zu schinden! Was habt ihr angestellt?!«
»Wir haben wirklich überhaupt nichts eingeschleust. Wir haben vielmehr etwas herausgeholt.«
»Von den Informationen über sein Vertriebsnetz abgesehen?«
»Na ja ... ja. Um ganz ehrlich zu sein, haben wir doch etwas eingeschleust, aber das war nur ein zeitverzögertes Extraktionsprogramm.«
»Was für eine Art ›zeitverzögertes Extraktionsprogramm‹?«
»Einen SternenKom-Credit-Transfer.«
»Einen Credit-Transfer? Heißt das, ihr habt den bestohlen?«
»Wenn du das so ausdrücken willst. Aber wir haben darüber gesprochen, und ich selbst denke wirklich, dass
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