Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
unserer Besprechung beiwohnen könnte, aber mein Maschinist und mein Eins-O sind mit der Rekalibrierung des Antriebs beschäftigt. Dabei kann ich sie wirklich nicht stören - eigentlich sollte ich jetzt sogar bei ihnen sein und ihnen helfen -, schließlich eilt dieser Auftrag auf Cathcart ja doch, aber wenn Sie vielleicht eine Stunde Zeit hätten, könnte ich Ihnen dann für ein gemeinsames Essen vielleicht die Gastfreundschaft der Star Runner anbieten? Das Essen wird zwar nicht gerade Fünf-Sterne-Qualität haben, aber ich denke, Sie werden es dennoch recht schmackhaft finden. Und auf diese Weise hätten Sie nicht nur die Möglichkeit, meine Mannschaft kennen zu lernen, sondern auch noch, persönlich das Schiff zu begutachten. Wenn Ihnen gefällt, was Sie dort sehen, dann können Sie, meine Zahlmeisterin und ich die Details ja vielleicht bei einem Brandy besprechen. Wäre Ihnen das recht?«
»Na, ganz herzlichen Dank! Das ist ungleich mehr, als ich mir erhofft hatte, und ich nehme Ihre Einladung sehr gerne an, wenn Sie mir gestatten, meine Buchhalterin mitzubringen.«
»Selbstverständlich. Ich werde mit meinem Frachtshuttle um siebzehn Uhr dreißig zum Schiff zurückfahren. Möchten Sie mich begleiten, oder reisen Sie auf anderem Wege an?«
»Wenn es Ihnen nichts ausmachen würde, uns anschließend auch wieder nach Hause zu bringen, kommen wir gerne mit Ihnen mit.«
»Gar kein Problem, Mister Fuchien. Ich warte dann auf Sie.«
Genau zum verabredeten Zeitpunkt erreichten Fuchien und seine Buchhalterin die Rampe des Shuttles. Die Frau war recht klein und ein wenig untersetzt und hatte deutlich erkennbare Lachfalten rings um die wachsamen Augen, die so konzentriert wirkten, als habe sie eigentlich gar kein normales Gehirn in ihrem Schädel, sondern einen Hochleistungscomputer. Am Fuße der Rampe erwartete Alicia ihren Besuch bereits. Hochaufgerichtet stand sie dort und wirkte in ihrer mitternachtsblauen Uniform äußerst professionell. Das kurze Händeschütteln reichte gerade aus, um zumindest die Oberfläche der Gedanken ihrer beiden Besucher zu erkunden, doch schon das war genug, um ihre Vermutungen bestätigt zu wissen.
»Captain, darf ich Ihnen Sondra McSwain vorstellen? Meine Buchhalterin.«
»Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Ms McSwain.«
»Gleichfalls, Captain. Nach allem, was mir Mister Fuchien schon darüber erzählt hat, welchen Ruf Sie hier genießen, hatte ich eigentlich erwartet, dass Sie mindestens drei Meter groß sind!«
»Ein solcher Ruf wächst mit jedem Bericht ein wenig weiter, scheint mir«, gab Alicia zurück und grinste breit. In McSwains Gedanken hatte sie weder den Makel echten Abschaums entdeckt, den sie bei Labin vorgefunden hatte, noch die zur Perfektion getriebene Habgier, die ihr bei Fuchien aufgefallen war. Der Verstand dieser Frau arbeitete wie ein Präzisionsinstrument: geschickt, erfahren und professionell, doch zugleich fand Alicia darin auch einen gewissen Sinn für Humor, und ihr Grinsen wurde beinahe schon sarkastisch. Wie sonderbar, ausgerechnet auf einem Planeten wie Dewent eine voll und ganz unbestechliche Person vorzufinden!
Alicia verdrängte diesen Gedanken und deutete auf die Rampe.
»Mister Fuchien, Ms McSwain, wir haben bereits die Starterlaubnis erhalten, und meine Mannschaft ist jederzeit bereit, den roten Teppich auszurollen.«
Der kurze Flug war reine Routine, doch die unverhohlene Begeisterung, die Fuchiens Buchhalterin an den Tag legte, ließ ihn gänzlich anders wirken. Alicia kam zu dem Schluss, dass diese Ms McSwain nur selten das Innere der Schiffe und Shuttles zu Gesicht bekam, die stets dicht gedrängt rings um den Raumhafen von Dewent standen. Selbst dieser kurze Ausflug war für sie exotisch und aufregend, doch zugleich bemerkte sie sehr wohl auch ihre eigene Aufregung darüber und war in der Lage, darüber zu lachen. Alicia ertappte sich selbst dabei, wie sie mit gänzlich aufrichtiger Fröhlichkeit Instrumente und Vorgehensweisen erläuterte, und selbst Fuchien lächelte über ihre Art, pointierte Fragen zu stellen und auf diese Weise die Neugier ihrer Besucherin immer weiter zu steigern.
Sie hatten die Hälfte der Strecke bis zum Rendezvouspunkt zurückgelegt, als sich Tisiphone lautlos bei Alicia meldete.
»Du verlierst das eigentliche Ziel aus den Augen, kleines Menschenkind, und eine Illusion derartiger Komplexität erfordert Vorbereitungen. Darf ich vorschlagen, dass wir anfangen?«
»Müssen wir wohl.« Alicia seufzte. »Aber ich
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