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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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allmählich ein bisschen abgedroschen. Wenn er nicht so ein netter Kerl wäre, hätte ich wahrscheinlich schon längst Krach geschlagen.«
    »Bist du deswegen so fügsam? Ich hatte schon befürchtet, du hättest wirklich den Verstand verloren.«
    »Jou.« Alicia fuhr sich durch das bernsteinfarbene Haar. »Okay, Tannis, mach's kurz und schmerzlos: Halten die mich für gemeingefährlich verrückt?«
    »Ich würde nicht unbedingt zum Wort ›gemeingefährlich‹ greifen, Sarge, aber sie machen sich schon ... Sorgen. Heute um sechzehn Uhr übernehme ich offiziell von Captain Okanami, und wir werden die ganze Batterie Standard-Tests durchführen, wahrscheinlich noch mit ein bisschen Psycho-Sondierung. Danach werde ich dir mehr erzählen können.«
    Alicia lächelte schief. »Du kannst mich nicht täuschen, weißt du?«
    »›Täuschen‹?« Wie die leibhaftige Unschuld riss Tannis die Augen auf.
    »Was auch immer deine Tests besagen, sie werden doch zu dem Schluss kommen, dass ich durchgeknallt bin. ›Posttraumatische Belastungsstörung‹ und so weiter und so fort. Und dann hat das arme Mädchen wahrscheinlich auch noch ihre ganze Trauer einfach unterdrückt, oder nicht? Ach verdammt, Tannis, es ist doch viel schwieriger zu beweisen, dass irgendjemand nicht gaga ist, das wissen wir doch beide.«
    »Also ... ja«, stimmte Tannis ihr nach kurzem Nachdenken zu. »Du hast es schon immer kurz und schmerzlos haben wollen, also will ich dir gegenüber ganz ehrlich sein. Onkel Arthur hat mich hierher begleitet, und er möchte persönlich mit dir eine Abschlussbesprechung durchführen, aber dann werden du und ich nach Soissons aufbrechen. Das General Hospital in diesem Sektor ist deutlich besser ausgestattet, also werden wir die eigentlichen Untersuchungen erst dort durchführen. Andererseits hat mir Onkel Arthur persönlich zugesagt, dass ich deine behandelnde Ärztin sein werde, und du weißt ganz genau, ich werde nicht zulassen, dass die dir irgendeinen Scheiß unterjubeln.«
    »Und wenn ich nicht mitkommen will?«
    »Es tut mir leid, Sarge. Du wurdest wieder in den aktiven Dienst zurückberufen.«
    »Oh, diese Mistkerle!«, flüsterte Alicia, aber trotzdem schwang in ihrer Stimme eine Spur echten, belustigten Respekts mit.
    »Die können wirklich echte Herzchen sein, was?«
    »Was glaubst du, wie lange diese Untersuchungen dauern werden, wenn wir Soissons erst einmal erreicht haben?«
    »So lange, wie sie eben dauern. Soll ich mal abschätzen?« Alicia nickte, und Tannis zuckte die Achseln. »Für die nächsten ein oder zwei Monate würde ich mir nichts anderes vornehmen.«
    »So lange?« Es gelang Alicia nicht ganz, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen.
    »Vielleicht sogar noch länger. Hör mal, Sarge, die wollen doch mehr als nur ein Psycho-Gutachten! Die wollen Antworten kriegen, und du hast Okanami doch schon erzählt, du weißt nicht, was da passiert ist oder warum du noch lebst. Na gut, und das bedeutet, dass sie danach werden suchen müssen. Es tut mir wirklich leid, aber so ist es nun einmal.«
    »Und während sie noch suchen, wird jegliche Spur völlig erkalten.«
    »›Spur‹?« Tannis richtete sich ein wenig weiter auf. »Machst du jetzt einen auf Selbstjustiz, Sarge?«
    »Warum denn nicht?« Alicia blickte ihrer Freundin geradewegs in die Augen. »Gibt es irgendjemanden, der mehr dazu das Recht hätte als ich?«
    Tannis erwiderte den Blick, und ihre eigenen Augen waren mit einem Mal kalt und hart. Kurz hielt sie es aus, dann wandte Tannis den Blick ab.
    »Nein, wohl nicht. Aber auch das wird ihr Denken beeinflussen. Die werden gewiss nicht wollen, dass du frei herumläufst und irgendetwas wirklich außerordentlich Dämliches tust.«
    »Ich weiß.« Alicia zwang sich zur Ruhe und rang sich ein Lächeln ab. »Naja, wenn ich da also festsitze, dann sitze ich da eben fest. Und wenn es so ist, dann bin ich froh, zu wissen, dass ich im feindlichen Lager wenigstens noch eine Freundin habe.«
    »Das ist die richtige Einstellung.« Tannis erhob sich und grinste nun ebenfalls. »In zehn Minuten habe ich einen Termin bei Onkel Arthur - ich muss ihm ja meine eigene Einschätzung deines Zustandes vorlegen-, aber ich komme wieder, sobald das vorbei ist. Vielleicht habe ich bis dahin ja auch etwas Neues zu berichten - über deine ... öhm ... Reise.«
    »Danke, Tannis.« Alicia ließ sich wieder auf ihr Kissen sinken und blickte ihrer Freundin lächelnd hinterher, doch dieses Lächeln verschwand sofort wieder, als

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