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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zu hören ... mit deiner Mom, Clarissa, Stevie ...«
    Gequält verzog Alicia das Gesicht. Sie hob die Hand und schüttelte kaum merklich den Kopf; Tannis sprach nicht weiter. Schweigend blickte sie die Freundin an, die sie so lange nicht mehr gesehen hatte, dann holte sie tief Luft und nickte nur.
    »Also?«, ergriff Alicia kurz darauf wieder das Wort, und ihr Plauderton klang fast schon wieder normal. »Wie geht es mir?«
    »Den Umständen entsprechend gar nicht so schlecht.« Tannis akzeptierte, dass ihre Kameradin sich dafür entschieden hatte, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, und neigte bedächtig den Kopf zur Seite. »Ich muss sagen, Okanami und seine Leute haben gute Arbeit bei den Reparaturen geleistet - das besagt zumindest deine Krankenakte. Vielleicht brauche ich dich noch nicht einmal wieder aufzuschneiden, um selbst nachzuschauen.«
    »Du hast schon immer viel zu gerne das Messer geschwungen!«
    »Das menschliche Auge«, deklamierte Tannis, »ist immer noch das beste aller Diagnosewerkzeuge. Unter dieser Haut trägst du Molekular-Schaltungen - allesamt Eigentum des Imperators mit einem Gesamtwert von mehreren Millionen Credits! Da ist es doch nur sinnvoll, sich davon zu überzeugen, dass die alle mehr oder minder richtig miteinander verbunden sind, oder etwa nicht?«
    »Ja, klar«, gab Alicia so leichthin zurück, wie sie es nur eben bewerkstelligen konnte. »Und geistig?«
    »Das«, gestand Tannis ein, »ist ein wenig heikler. Was höre ich da? Sie reden mit Geistern, Sarge?«
    Das musste man Tannis zugutehalten, lange um den heißen Brei herumzureden, war noch nie ihre Art gewesen. Alicia rieb sich über den oberen Teil des Streckverbandes ihres Oberschenkels. Den sollten die bald abnehmen, ging es ihr völlig zusammenhanglos durch den Kopf; sie wandte den Blick ab, während sie darüber nachdachte, was sie ihrer Freundin am besten antworten sollte.
    »Alles abstreiten«, schlug Tisiphone vor.
    »Das wird nicht funktionieren. Sie wird sich mittlerweile die Aufzeichnungen angehört haben, und ich bin mir sicher, dass der Psychologe aus Okanamis Stab sie schon genauer eingewiesen hat. Es wäre wirklich nett gewesen, wenn du mir gesagt hättest, ich bräuchte nicht laut zu reden, damit du mich verstehst - und zwar bevor ich das erste Mal den Mund aufgemacht habe!«
    »Ich hielt es nicht für notwendig. Als ich das letzte Mal mit Menschen zu tun hatte, gab es derartige Dinge wie diese Aufzeichnungsgeräte noch nicht. Außerdem galten Menschen, die mit sich selbst sprachen, als von den Göttern berührt.«
    »Ach ja? Na ja, die Zeiten haben sich geändert.«
    »Wirklich? Und mit wem redest du dann gerade?«
    »Also«, sagte Alicia schließlich und blickte wieder zu Tannis auf, »ich denke, ich war wohl ein bisschen durcheinander, als ich aufgewacht bin. Kann man mir das vorwerfen?«
    »Sie haben ganz und gar nicht ›durcheinander‹ geklungen, Sarge! Eigentlich hast du sogar deutlich ruhiger geklungen, als das normal gewesen wäre. Ich kenne dich doch. Im Kampf bist du absolut kaltblütig, aber nach jedem Feuergefecht brichst du dann fast zusammen.«
    Jou, ging es Alicia durch den Kopf, du kennst mich wirklich, was, Tannis?
    »Also glaubst du, ich sei bekloppt geworden?«, fragte sie dann laut.
    »›Bekloppt‹«, merkte Tannis an, »ist kaum eine angemessene Diagnose-Feststellung angesichts der Geheimnisse meines ehrenwerten Berufsstandes, und außerdem weißt du auch, dass ich eine Mechanikerin bin, keine von diesen Psychotanten. Andererseits muss ich gestehen, dass es ... ungewöhnlich klingt.«
    Alicia zuckte die Achseln. »Was soll ich jetzt dazu sagen? Ich kann nur immer wieder betonen, dass ich mich ganz vernünftig fühle - aber das wäre wahrscheinlich auch genauso, wenn ich wirklich den Verstand verloren hätte.«
    »Hmm.« Tannis ließ die Arme sinken und verschränkte sie hinter dem Rücken. »Das ist nicht unbedingt so - ich glaube, das gehört zu diesen sich selbst stützenden Theorien, aufgestellt von Leuten, die sich um ihren eigenen Geisteszustand sorgen. Aber bei jedem anderen wäre ich bereit, das als posttraumatische Belastungsstörung nach einem Gefecht abzuschreiben. Und wenn wir nicht Aufzeichnungen davon hätten, dass du im Schlaf immer noch mit irgendjemandem redest.«
    »Verdammt! Mache ich das wirklich immer noch?«
    »Gelegentlich.«
    »Und warum hältst du mich nicht davon ab?«
    »Ich wurde von den Göttern geschaffen, kleines Menschenkind; ich bin weder selbst

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