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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sich die Tür des Krankenzimmers geschlossen hatte. Alicia seufzte und betrachtete nachdenklich ihre Hände.
    »Das wird nicht gehen, kleines Menschenkind«, sagte Tisiphone streng. »Wir dürfen nicht zulassen, dass sich uns deine Freunde in den Weg stellen.«
    »Ich weiß. Ich weiß! Tannis wird für mich tun, was sie kann, aber was ›medizinische Verantwortung‹ angeht, ist sie ein echter Granitklotz.«
    »Also wird sie zu dem Schluss kommen, du seiest wirklich wahnsinnig?«
    »Natürlich! Dieses ganze Gerede über ›Psychotanten‹ war doch reiner Quatsch, und seien wir doch mal ehrlich, für sie bin ich eindeutig bekloppt! Und zu den Dingen, die der Kader ganz gewiss nicht zulassen wird, gehört eindeutig, irgendwelche außer Kontrolle geratene Springer frei herumlaufen zu lassen. Macht sich in den Medien überhaupt nicht gut, wenn so jemand zufällig in einem Schnellrestaurant ein paar Dutzend Unbeteiligte abschlachtet.«
    »Aha.« Kurz breitete sich geistiges Schweigen in Alicias Verstand aus, unterbrochen nur von einem lautlosen Seufzen. »Also, kleines Menschenkind, in diesem Falle weiß ich nur wenig anzubieten. Einst hätte ich dich vielleicht dem Griff eines jeden entziehen können, aber diese Zeiten sind lange vorbei, und es ist stets schwieriger, den Freunden zu entrinnen als den Feinden.«
    »Als ob ich das nicht wüsste.« Lange Zeit vertiefte sich Alicia in ihre Gedanken, und ihr Denken raste zu schnell, als dass Tisiphone ihm hätte folgen können. Doch dann lächelte sie. »Okay. Wenn die mich nicht gehen lassen wollen, dann müssen wir eben ausbrechen. Aber noch nicht jetzt.« Erneut rieb sie sich über den Streckverband. »Erst wenn wir Soissons erreicht haben, denke ich. Wenn wir es hier versuchen würden, könnten wir uns ohnehin nirgendwo verstecken. Es sei denn, du würdest mich wieder an diesen Ort zurückbringen, ›zu dem die Zeit keinen Zutritt hat‹?«
    »Das könnte ich natürlich tun. Aber wir könnten dort nicht ewig bleiben, und wenn ich dich dann wieder zurückbrächte, würdest du an genau den Ort zurückkehren, von dem aus du aufgebrochen bist.«
    »Und dann könnte uns jeder schnappen, der uns sieht. Ach verdammt, was ist, wenn die das Krankenhaus abreißen und diesen Standort hier ganz aufgeben? Mir in einem Krankenhausnachthemd im Schnee den Hintern abzufrieren, ist jetzt auch nicht gerade meine Wunschvorstellung.«
    »Es scheint tatsächlich einige Nachteile zu bergen«, pflichtete Tisiphone ihr bei.
    »Na, und ob. Also gut, dann also auf Soissons. Und wenn die mich sowieso für verrückt halten, dann können wir uns das vielleicht sogar zu Nutze machen.«
    »Tatsächlich? Wie das?«
    »Ich denke, dann muss ich eben ›total bekloppt‹ spielen - dabei aber völlig harmlos bleiben. Es gibt da etwas, das ich schon vor langer Zeit über die ganz hohen Tiere in Erfahrung gebracht habe, Tisiphone. Wenn man ihnen irgendetwas anbietet, was sie zu verstehen glauben, dann sind sie glücklich und zufrieden. Und hohe Tiere, die glücklich und zufrieden sind, neigen dazu, sich nicht mehr einzumischen, während man selbst mit dem weitermacht, worum es einem wirklich geht.«
    »Ahhhhhhh, jetzt verstehe ich. Du willst sie täuschen, damit sie sich eine Blöße geben.«
    »Ganz genau. Ich werde wohl mit dir - und den Aufzeichnungsgeräten - eine ganze Menge reden müssen. Und in der Zwischenzeit sollten du und ich wohl lieber herausfinden, zu was du alles noch fähig bist und was mir helfen könnte, wenn der richtige Moment gekommen ist, meinst du nicht auch?«
    »Durchaus, ja.«
    In diesem lautlosen Flüstern schwang echte, fröhliche Ausgelassenheit mit, und Alicia DeVries grinste. Dann brachte sie das DynamikBett in eine bequeme Schlafposition und lächelte verträumt zur Decke empor.
    »Also, Tisiphone«, sagte sie dann laut, »es klingt nicht danach, als würden die sich sonderlich vernünftig anstellen. So ist der Kader manchmal einfach. Das erinnert mich daran, wie Flannan O'Clerys Pharmaskop auf Bannerman verrückt gespielt und ihn mit Endorphinen vollgepumpt hat. Da war er also plötzlich auf einem echten Natur -High, und in der Innenstadt gab es dieses Verkehrsleitsignal, das nicht mehr richtig funktioniert hat. Nun war Flannan schon immer äußerst hilfsbereit, und er hatte dieses PlasGewehr dabei, also ...«
    Alicia verschränkte die Hände hinter dem Kopf und redete fröhlich auf die unsichtbare Tisiphone ein ... und auf die Aufzeichnungsgeräte.

Kapitel 5
    Natürlich

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