Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
zu Resdyrn hinüber. Die Rish hob den Deckel und entblößte die oberen Schneidezähne in einem beinahe schon menschlichen Lächeln, als sie zahlreiche Molekularschaltungen erblickte, die einen beachtlichen Wert darstellten. Diese Produkte entstammten einem der Technologie-Zweige, in denen die Menschen den Rishatha deutlich voraus waren.
»Dies ist selbstverständlich nur eine Kostprobe«, fuhr Howell fort. »Der Rest wird gerade in diesem Augenblick auf Ihr Schiff gebracht.«
»Meine Linienmutter bittet Euch zuzulassen, dass diese ihre bescheidene Tochter ihrem Dank Ausdruck verleiht«, erwiderte Resdyrn, ohne dabei sonderlich bescheiden zu klingen. Dann entnahm sie der Schachtel einen filigranen Kristall, der fast wie ein Seetangfaden aussah. Mit ihren langen, geschickten Fingern - mit der widernatürlich großen Anzahl an Gelenken - hielt sie ihn fest und betrachtete ihn dann durch eine Lupe; schließlich stieß sie einen beunruhigenden Grunzlaut aus - das Rishatha-Gegenstück zu einem Lachen -, als sie auf den Verbindungs-Chips die Kennung der Imperial Navy erkannte. Vorsichtig legte sie den Kristall wieder zurück in seinen Behälter, schloss den Deckel und legte schützend eine Hand darauf. Diese Geste ist recht vielsagend, ging es Howell durch den Kopf. Diese Schachtel hier, nicht einmal einen Meter lang, enthielt genug Molekularschaltungen, um damit das gesamte Steuernetzwerk ihres Frachters auszutauschen, und sosehr Resdyrn auch bemüht war, sich das nicht anmerken zu lassen, diese Tatsache war ihr durchaus bewusst.
»Wir haben selbstverständlich die vereinbarte Fracht mitgebracht«, sagte sie nach kurzem Schweigen, »aber ich fürchte, meine Linienmutter bringt Ihrer Mutter der Mütter auch schlechte Kunde.« In seinem Sessel richtete sich Howell ein wenig weiter auf. »Dies wird für einige Zeit unser letztes Zusammentreffen sein, Händler Howell.«
Howell verbiss sich einen Fluch und achtete sorgsam darauf, seiner Miene nichts anmerken zu lassen. Stattdessen neigte er nur höflich den Kopf zur Seite. Bestätigend richtete Resdyrn ihren Kamm auf und legte in einer Geste des Bedauerns die Klaue an die Stirn.
»Wir haben eine Nachricht von unserer Botschaft auf Alterde erhalten. Der Imperator persönlich ...« - dass die Rishatha ihn unzweideutig als männlich bezeichnet hatte, stellte eine bewusste Beleidigung dar; dass dies auch noch der Wahrheit entsprach, verlieh dem Ganzen eine zusätzliche Schärfe - »... hat Interesse an diesem Sektor geäußert und seine Kriegsmutter Keita hierher gesandt.«
»Das ... war mir noch nicht bekannt, Händlerin Resdyrn.« Howell hoffte, dass man ihm seine Bestürzung nicht anmerkte. Keita! Großer Gott, bedeutete das etwa, dass sie jetzt den Kader am Hals hatten? Er hätte gerne danach gefragt, wagte es aber nicht, auf diese Weise jegliche Haltung aufzugeben.
»Wir wissen nichts über Keitas Auftrag«, sprach Resdyrn weiter, als habe sie Mitleid mit der Neugier, die ihr Gegenüber zweifellos empfinden musste (oder, was wahrscheinlicher war: Sie folgte einfach nur ihren eigenen Anweisungen), »aber es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass der Kader mobilisiert wurde. Allerdings fürchtet meine Linienmutter, genau das könne geschehen, und so muss sie jegliche Verbindung zu Ihnen abbrechen - zumindest, bis Keita wieder abreist. Ich hoffe, Sie haben Verständnis für diese Entscheidung.«
»Selbstverständlich.« Howell holte tief Luft, dann zuckte er mit den Schultern, wobei er die Geste deutlich übertrieb, um ganz sicherzugehen, dass sie Resdyrn keinesfalls entging. »Meine Mutter der Mütter wird es ebenfalls verstehen, auch wenn ich mir sicher bin, sie wird sich wünschen, dass dieser Abbruch jeglicher Kontakte nicht allzu lange währen wird.«
»So ergeht es uns auch, Händler Howell. Wir von der Sphäre hoffen auf Ihren Erfolg, auf dass wir Sie alle bald als Schwestern in Ihrer eigenen Sphäre werden begrüßen können.«
»Ich danke Ihnen, Händlerin Resdyrn.« Es gelang Howell, recht aufrichtig zu klingen, auch wenn wohl kein Mensch jemals vergessen könnte, wie die Rish seinerzeit die alte Föderation und die Terranische Liga gegeneinander aufgehetzt hatten.
»In diesem Falle ...« Resdyrn erhob sich und beendete damit dieses unerwartet kurze Zusammentreffen, »... werde ich mich zurückziehen. Es beschämt mich zutiefst, dass mir die Aufgabe zufiel, Ihnen diese Nachricht zu überbringen. Mögen Ihre Waffen den Sieg schmecken, Händler
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