Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
Howell.«
»Meine Tochter-Offizierinnen und ich sehen keinerlei Grund zur Scham, Händlerin Resdyrn. Wir sehen lediglich die treue Erfüllung der Aufgabe, die Ihre Linienmutter Ihnen zugewiesen hat.«
»Sie sind sehr freundlich.« Resdyrn schenkte ihm eine weitere, anmutige Verbeugung und verließ den Raum. Howell machte sich nicht die Mühe, sie zu begleiten. Obwohl sie hier eine ›Händlerin‹ spielte, war Resdyrn niha Turbach immer noch eine Erste Kriegsmutter der Rishatha-Sphäre, und alleine schon die Andeutung, man könne ihr nicht so weit vertrauen, dass sie sich alleine, ohne jegliche Begleitung, auch an Bord seines Schiffes frei bewegen könne, hätte eine unerträgliche Kränkung ihrer Ehre dargestellt. Und dieses eine Mal war Howell sogar froh darüber. Notfallpläne hin oder her, diese kleine Nachricht versaute ihm hier gründlich alles, und er musste sich jetzt erst einmal mit seinem Stab besprechen.
»Jesses, Skipper«, sagte ein Mitglied eben jenes Stabes. »Und was zur Hölle soll ich dann jetzt tun?«
»Machen Sie sich mal nicht ins Hemd, Henry«, erwiderte Howell, und sein schlaksiger, beinahe schon leichenhafter Logistikoffizier lehnte sich ostentativ in seinem Sessel zurück.
»Noch haben wir kein Problem - noch nicht. Aber in ein paar Monaten wird es wohl etwas eng werden, wenn unsere Hauptversorgungslinie gekappt wurde.«
»Das wohl, aber Greg und ich haben doch gewusst, dass das passieren könnte - oder zumindest irgendetwas in dieser Art. Ich wünschte, es hätte noch ein wenig länger auf sich warten lassen, aber wir haben trotzdem für eine Reserve gesorgt.«
»Ach ja? Es wäre schön gewesen, wenn Sie mir davon berichtet hätten«, merkte Commander d'Amcourt an.
»Machen wir doch gerade, oder nicht? Wollen Sie das erläutern, Greg?«
»Jawohl, Sir.« Alexsov beugte sich ein wenig vor, und seine ansonsten so eisigen Augen wirkten fast ein wenig angetaut angesichts einer für ihn äußerst untypischen Belustigung, als er nun d'Amcourts kummervolle Miene betrachtete. »Wir haben alternative Versorgungsrouten über Wyvern eingerichtet. Das macht alles etwas beschwerlicher, schließlich werden wir unsere Bestellungen vorsichtig streuen müssen, und es war zweifellos sehr praktisch, die Rish als wichtigen Punkt in unserem Logistik-Netzwerk zu wissen, aber dafür hat dieses Vorgehen auch wieder andere Vorteile. Zum einen können wir ordentliche Ersatzteile und den Nachschub für die Geschütze jetzt auf direktem Wege erhalten. Und wir haben auch vorher schon viele der Luxusgüter über Wyvern loswerden können. Ich wüsste nicht, warum wir nicht auch den Rest unserer Beute dort losschlagen sollen - die hätten zumindest gewiss nichts dagegen.«
Er zuckte mit den Schultern, und rings um den Tisch wurde zustimmend genickt. Die meisten Freiwelten waren recht achtbar (zumindest nach ihren eigenen Begriffen), doch die Regierung von Wyvern befand sich in fester Hand der Nachfahren jener Captain-Eigner, die eine der letzten Piratenflotten aus den Liga-Kriegen gewesen waren und sich dafür entschieden hatten, ›ehrbar‹ zu werden. Sie kauften und verkauften schlichtweg alles, stellten keine Fragen und waren ähnlich unkritisch, wenn es darum ging, irgendwelche Geschäfte zu organisieren. Viele der anderen Freiwelten mochten Wyvern ja zutiefst verabscheuen, doch dieser Planet stellte einfach eine zu praktische (und zu gut bewaffnete) Schnittstelle für die meisten von ihnen dar, um sie energischere Schritte einleiten zu lassen. Und da das Imperium sowohl über die Macht als auch die Entschlossenheit verfügte, jedem einen Klaps auf die Finger zu geben, der es gegen sich aufbrachte, hatten die Raubritter von Wyvern beachtliches Interesse an allem, was die zunehmende Stabilität des Franconia-Sektors stören mochte.
»Was unsere andere Versorgung angeht ...« Alexsov hielt inne; nicht einmal hier war er bereit, Namen oder Orte zu nennen, dann zuckte er mit den Schultern - »... sollte das hier keine Probleme bereiten. Es sei denn, natürlich, Keitas Anwesenheit würde bedeuten, der Kader habe die Absicht, sich tatsächlich einzumischen.«
»Ganz genau, und das beunruhigt mich am meisten«, pflichtete Howell ihm bei. Er blickte zu der recht ausgezehrt wirkenden Madam Commander hinüber, die zur Rechten neben Alexsov saß. Die schlanke, dunkelhäutige Rachel Shu, ihres Zeichens die Leiterin von Howells Nachrichtendienst, war die einzige Frau in seinem Stab ... und die gefährlichste Person aus
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