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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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ich eigentlich nie richtig zurechtgekommen, aber trotzdem wäre das hier für mich deutlich einfacher, wenn ich wüsste, dass du irgendetwas bist, das jemand in den KI-Labors zusammengebastelt hat.«
    »Du empfindest also Wesen aus Kristallen und Drähten vernünftiger als echte Geisteswesen?« In Tisiphones geistiger ›Stimme‹ schwang immense Belustigung mit. »Du entstammst wahrlich einem traurigen Zeitalter, kleines Menschenkind, wenn die Menschen derart wenig Gespür für Wunder haben!«
    »Kein trauriges Zeitalter‹ - nur eines, in dem sehr praktisch gedacht wird. Und wo wir gerade über Wunder sprechen, Geister-Lady, sieh dir das an!«
    Sie wandte ihren Blick - ihren gemeinsamen Blick? - auf das immense Panoramafenster der Lounge und schaute zu, wie der Transporter in den Orbit von Soissons einschwenkte, und selbst Tisiphone verstummte. Das Fenster bot nicht die Vergrößerungsmöglichkeiten der Aussichtsstationen, doch das machte den Anblick nur umso beeindruckender.
    Soissons war der Erde sehr ähnlich - oder besser, diese Welt hatte große Ähnlichkeit mit der Erde vor etwa eintausend Jahren. Ein Großteil der Oberfläche war von Landmassen bedeckt, und die Eisdecken an den Polen waren etwas größer, denn Soissons war fast zehn Lichtminuten von ihrem G2-Zentralgestirn entfernt, doch die tiefblauen Meere und die vliesweiße Wolkendecke waren von atemberaubender Schönheit, und Soissons war erst zu einem Zeitpunkt besiedelt worden, als die Menschheit endlich gelernt hatte, sich auch um die Dinge zu kümmern, die zu beachten waren. Alterde litt immer noch unter den Traumata, die acht Jahrtausende der Zivilisation mit sich gebracht hatten, doch hier hatte die Menschheit deutlich mehr Sorgfalt walten lassen, welche Veränderungen an der Welt sie vornahm. Hier gab es keine Ballungsgebiete wie auf Alterde oder den anderen Kernwelten, und Alicia hatte das Gefühl, selbst hier vom Orbit aus riechen zu können, wie frisch die Luft duftete.
    Und doch lebten auf dieser Welt mehr als zwei Milliarden Menschen, sosehr die Kolonisten auch darauf achteten, die Welt an sich zu bewahren, und man hatte das Franconia-System dazu ausgewählt, als Regierungssitz zu fungieren, weil es über beachtliche Industrieanlagen verfügte. Über Soissons wimmelte es nur so vor Orbit-Anlagen, geschützt durch leistungsstarke Abwehrsysteme, und Alicia verrenkte sich fast den Hals und schaute aufmerksam zu, als der Transporter unter einem Bruchteil seines maximalen Schubs geschickt an den Anlagen vorbeisteuerte. Nun nahm ein Raumdock der Navy fast das ganze Panoramafenster ein, groß genug, um sogar von Super-Dreadnoughts angesteuert zu werden, erst recht natürlich von kleineren Schlachtkreuzern, die dort gewartet wurden; dahinter war das spinnenartige Gerüst einer vollausgestatteten Werft zu erkennen.
    »Was ist das denn?«, sagte eine Stimme in Alicias Hinterkopf, und ohne ihr eigenes Zutun bewegten sich ihre Augen in eine andere Richtung. Es war immer noch ein wenig beunruhigend, wenn sich die eigenen Augen plötzlich auf etwas fokussierten, das eigentlich doch jemand anderen interessierte, doch es machte Alicia längst nicht mehr so viel aus wie früher, und es war ja nun auch nicht so, als besäße Tisiphone Finger, mit denen sie auf irgendetwas hätte deuten können.
    Der Gedanke verschwand, als auch ihr eigenes Interesse geweckt wurde, und sie betrachtete nachdenklich ein kleines Schiff, das an einem Ausleger dieser Werft angedockt war.
    Die Umrüstungsarbeiten daran schienen dem Ende zuzugehen. Ja, das wohl, doch all die Gerätschaften dieser Werft, die in der Nähe schwebten, hätten eigentlich vermuten lassen, dass die Arbeit bereits vollendet war. Alicia schaute zu, wie ein Shuttle der Werft an einer der transparenten Zugangsröhren andockte; ein Schwarm Techniker schwebte hinüber - aus dieser Entfernung sah Alicia nur winzige Punkte in bunten Overalls -; nachdenklich kaute sie an ihrer Unterlippe.
    Tisiphones Frage war durchaus berechtigt. Während ihrer Laufbahn hatte Alicia mehr Kriegsschiffe und Transporter gesehen, als sie hätte zählen können, doch noch nie eines wie dieses hier. Das wulstige Gehäuse des Fasset-Antriebs ließ den Rest des Schiffsrumpfes fast winzig erscheinen, doch was sie hier sah, war zu groß, um ein Kurierschiff zu sein. Gleichzeitig jedoch war es für einen Transporter der Navy zu klein, selbst wenn man davon ausging, irgendjemand könne daran interessiert sein, einen derartig leistungsfähigen

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