Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
Frachtern gegen uns vorgehen?«
»Sir«, gab Gomez geduldig zurück, »ich habe nie behauptet, diese Piraten würden nicht auch über einige Großkampfschiffe verfügen. Gewiss werden diese Leopards von Großkampfschiffen befördert, aber es gibt keinen zwingenden Grund, warum sie nicht auch von entsprechend umgebauten schweren oder sogar leichten Kreuzern aus zum Einsatz gebracht werden.« Sie beobachtete, wie Treadwell die Stirn so angestrengt in Falten legte, dass seine Augenbrauen einander fast berührten, und sprach dann ohne jegliche Hast weiter. »Ich will damit auch nicht behaupten, genau das sei tatsächlich der Fall. Ist es möglich? Ja. Ist es wahrscheinlich? Nein. Was ich hiermit sagen möchte, ist, dass wir über drei Dreadnought-Geschwader verfügen, und es ist völlig unmöglich, dass unabhängige Piraten dem etwas Vergleichbares entgegenzusetzen haben. Unser Problem besteht nicht darin, sie zu zerstören, Herr Gouverneur. Unser Problem besteht darin, sie überhaupt erst einmal zu finden. Und dafür benötigen wir neue Aufklärer, und nicht die Homefleet.«
»Admiral Brinkman?« Treadwell blickte zu Vice Admiral Sir Amos Brinkman hinüber, Gomez' Stellvertreter. »Ist das auch Ihre Meinung?«
»Nun, Gouverneur ...« Brinkman strich sich über den Schnurrbart und blickte aus dem Augenwinkel zu seiner Vorgesetzten hinüber. »Ich muss zugeben, dass Lady Rosario unser Problem genau benannt hat. Andererseits wäre die Frage, wie genau die zum Einsatz zu bringenden Einheiten der Navy hier zusammenzustellen wären, gewiss noch eingehender zu erörtern.«
McIlhenny gab sich redlich Mühe, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Brinkman war im Kampfeinsatz zweifellos fähig, aber es war allgemein bekannt, dass er langfristig selbst den Posten eines Gouverneurs anstrebte, und so achtete er sehr sorgfältig darauf, keinesfalls Personen von Einfluss gegen sich aufzubringen.
»Fahren Sie fort, Admiral Brinkman«, forderte Treadwell ihn auf.
»Jawohl, Sir. Mir scheint, als stünden uns zwei unterschiedliche Vorgehensweisen offen. Zum einen haben wir den Vorschlag, den Admiral Gomez gerade eben unterbreitet hat. Wir könnten in unseren besiedelten Systemen weitere Wachposten stationieren, vielleicht unterstützt durch einige Schlachtkreuzer, um die Angreifer zu orten, abzuschrecken und wenn möglich zu verfolgen. Die andere Möglichkeit besteht darin, weitere schwere Kampfeinheiten anzufordern und eine Division Dreadnoughts in jedes besiedelte System zu entsenden, um die Piraten bei ihrem nächsten Angriff abzufangen und aufzureiben.« Abwehrend hob er die Hände. »Mir scheint es, als würden wir hier vor allem über eine Frage des Nachdrucks sprechen, mit dem wir vorzugehen bereit sind, nicht über eine grundlegende Frage der Strategie. Um ehrlich zu sein, ich könnte mit beiden Vorgehensweisen gut leben, vorausgesetzt, wir verfolgen sie auch tatsächlich bis zum Ende, ohne uns durch etwaige Gegebenheiten davon ablenken zu lassen.«
»Herr Gouverneur.« Lady Rosario blickte nicht einmal zu Brinkman hinüber. »Ich bestreite nicht, dass es wünschenswert wäre, den Feind bei seinem nächsten Angriff vollständig aufzureiben, aber den First Space Lord dazu zu bringen, derart viele Großkampfschiffe bereitzustellen, wird von sich aus schon ein Großeinsatz werden. Ich verfüge über sechsunddreißig Dreadnoughts, aber sämtliche besiedelten Systeme mit der Kampfstärke zu sichern, die Admiral Brinkman gerade eben vorgeschlagen hat, würde achtundsechzig Schiffe erfordern. Das ist fast das Doppelte unserer derzeitigen Kampfstärke, und angesichts der Tatsache, dass sich die Rishatha in der Nähe der Grenze befinden, werden wir zumindest zwei weitere Geschwader benötigen, um eben diese Grenze auch weiterhin zu sichern. Damit kommen wir auf zweiundneunzig Dreadnoughts. Das sind beinahe fünfundzwanzig Prozent der gesamten Kampfstärke der Navy zu Friedenszeiten, wenn man alleine diese eine Schiffsklasse berücksichtigt - ganz zu schweigen von den Eskorten, die erforderlich wären, um für eine angemessene Abschirmung dieser Schiffe zu sorgen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wir wissen doch beide, mit welchen fiskalischen Einschränkungen sich Komtesse Miller herumschlagen muss - und wie ausgelastet wir alle schon jetzt sind. Der First Space Lord wird uns nicht so viele seiner besten Großkampfschiffe zugestehen - nicht bei allem anderen, was der Navy eben auch noch abverlangt wird.«
Ȇberlassen
Weitere Kostenlose Bücher