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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Fahrt ewig zu dauern, und Alicia fragte sich, was sie tun solle, falls irgendjemand den Fahrstuhl unterwegs anhalten ließ, um zuzusteigen.
    Doch das geschah nicht - zweifellos, weil es schon weit nach Mitternacht war -, und endlich glitten die Türen wieder zur Seite. Nachdenklich betrachtete Alicia den bewusstlosen Wachmann und nahm ihm den Stunner aus den tauben Fingern. Sie veränderte die Leistungseinstellung und feuerte dann einmal auf die Wache. Nun würde der Mann mehrere Stunden außer Gefecht bleiben. Dann drückte Alicia auf den Nothalt-Knopf und sorgte so dafür, dass der Fahrstuhl vorerst nicht wieder in Betrieb genommen werden konnte.
    »Also gut, wo ist das Fahrzeug?«
    »Parkbucht Eins-Sieben-Vier. Nach rechts, kleines Menschenkind.«
    Alicia nickte und eilte die Reihe der Parkbuchten hinab. Die meisten standen leer, und die wenigen Fahrzeuge, die sie sah, stammten hauptsächlich von Zivilisten, nur gelegentlich sah sie ein Bodenfahrzeug oder ein Schwebeboot des Militärs oder der Regierung - bis sie die angewiesene Parkbucht erreichte und erstaunt den schlanken, äußerst bedrohlich wirkenden Skimmer der Aufklärerverbände betrachtete, der darin abgestellt war.
    »Sehr beeindruckend«, dachte sie und warf einen Blick auf die Rumpfmarkierungen eines Rear Admiral, während sie die Luke aufspringen ließ. »Aber wohin fahren wir?«
    »Jefferson Field, Startplattform Alpha Sechs.«
    »Eine Shuttle-Startplattform? Was genau haben wir eigentlich vor?«
    »Wir verlassen Soissons, kleines Menschenkind.«
    Wieder hörte Alicia dieses lautlose Lachen - es war fast schon ein Kichern; auch wenn Alicia sich fragte, ob man bei der grimmigen, entschlossenen Furie einen derartigen Laut wirklich so hätte nennen können. Resignierend seufzte sie.
    Tisiphone schien tatsächlich genau zu wissen, was sie hier tat, aber es wäre doch nett gewesen, in ihre gemeinsame Mission wenigstens eingewiesen worden zu sein. Darüber werden wir noch mal reden müssen, dachte Alicia, während sie den Kontragrav-Generator des Skimmers aktivierte. Das Schwebeboot hob etwa zwanzig Zentimeter vom Boden ab, dann steuerte Alicia es mit mäßiger Geschwindigkeit auf die Rampe, und obwohl der ›Ticker‹ an sich sie schon zu Hochstimmung führte, durchzuckte sie zusätzliche helle Freude, als sie den sternenübersäten Himmel von Soissons klar und sauber über sich sah. Sie war draußen. Sie war frei. Irgendetwas von Tisiphones Eifer erfasste auch sie, wie die Freude eines Habichts in dem Augenblick, da er die Flügel anlegte, um sich auf seine Beute zu stürzen. Der Skimmer jagte in die Nacht hinaus.
    Das Kom-Panel des Navy-Skimmers flüsterte Routine-Meldungen, als Alicia durch die Dunkelheit flog, geradewegs auf das hell erleuchtete Jefferson Field zu, und sie spürte, wie sie sich im schützenden Kokon des ›Tickers‹ ein wenig entspannte. Alicia wusste genau, wie gefährlich es sein konnte, sich zu sehr zu entspannen, vor allem, da sie immer noch keine Ahnung hatte, was Tisiphone eigentlich plante, doch in gewisser Weise befand sie sich hier selbst auf Autopilot.
    Das war beunruhigend, weil es so uncharakteristisch für sie war. Ihre sonst in derartigen Fällen übliche, konzentrierte Denkweise war einem sonderbaren Fatalismus gewichen, und das gefiel Alicia ganz und gar nicht - und doch war es sonderbar verführerisch. Sie versuchte, sich dagegen zu wehren, doch der Stahl, der sie einst gewesen war, hatte sich in etwas verwandelt, das biegsam und flexibel geworden war, und ein Teil ihrer selbst fragte sich, wie Tisiphone das wohl geschafft hatte. Denn das eine war völlig eindeutig: Das Steuer hatte jetzt die Furie übernommen. Die langen, langweiligen Wochen der Untätigkeit und der tröstlichen mentalen Gespräche hatten Alicia vergessen lassen, was sie wirklich war. Diese Gespräche waren nicht Teil einer List gewesen, und das Gleiche galt auch für die leicht boshaften Bemerkungen Tisiphones, doch sie stellten nur einen Teil der Persönlichkeit dieser Furie dar, und das war nicht der stärkste Teil ihrer selbst. Wenn es Zeit wurde, zu handeln, legte die Furie grundlegende Skrupellosigkeit an den Tag. Sie hatte mit Alicia nicht über ihren Plan gesprochen, weil sie keinen Grund dafür gesehen hatte, und nun hatte Tisiphones unerschütterliche Entschlossenheit Alicia zu einer Gefangenen in ihrem eigenen Körper gemacht.
    Und doch ist es in Wahrheit noch komplizierter, sinnierte Alicia, als ihre Hände den Skimmer gehorsam der

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